Herne. In Herne finden am Sonntag eine Demo von Impfgegnern und als Gegendemo ein „Demokratiefest“ statt. Die Polizei rechnet mit Verkehrsbehinderungen.

Unter dem Motto „Der Pott erwacht“ findet an diesem Sonntag, 6. März, am Cranger Kirmesplatz in Herne eine „Großdemo“ statt. Eine anonyme Privatperson ruft Menschen aus dem Ruhrgebiet dazu auf, daran teilzunehmen. Eingestanden werden soll dabei unter anderem für eine „freie Impfentscheidung“, heißt es in einem Telegram-Kanal. Das Bündnis Herne ruft zu einer Gegenkundgebung auf: zur Teilnahme an einem „Demokratiefest“ unter dem Motto „Packt den Pott nicht an!“ auf dem Buschmannshof.

In den Nachmittags- und Abendstunden werde es aufgrund der Versammlungen in Wanne zu Verkehrsbehinderungen kommen, so die Polizei am Sonntagvormittag. Sie empfiehlt Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern, den Bereich bis mindestens 18 Uhr weiträumig zu umfahren.

Der Veranstalter der Impfgegner-Demo habe eine Kundgebung mit 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern angemeldet, sagt Polizeisprecher Frank Lemanis zur WAZ. „Inwiefern diese Zahl realistisch ist, bleibt abzuwarten“, fügt er an. Soll heißen: Es könne auch sein, dass viel weniger Menschen dem Aufruf folgen. Geplant sei ein Treffen zwischen 14 und 15 Uhr am Kirmesplatz, anschließend wollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmern etwa zwei Stunden lang durch Wanne-Eickel laufen: von der Dorstener Straße bis zur Berliner Straße und zurück, heißt es am Sonntag. Anschließend wollten sich die Impfgegnerinnen und -gegner wieder am Kirmesplatz versammeln. Angemeldet worden sei die Veranstaltung bis 21 Uhr. Lemanis geht davon aus, dass auf der Demo Reden gehalten werden.

Herne: Polizei und KOD zeigen Präsenz

Die Polizei sei mit einem Großaufgebot vor Ort: „Wir sind vorbereitet, falls es zu Problemen kommt.“ Eine mögliche Konfrontation mit Gegendemonstrantinnen und -demonstranten soll im Fall der Fälle im Keim erstickt werden. Auch der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) der Stadt Herne sei im Einsatz, kündigt Lemanis an. Ab einer Größenordnung von 750 Demonstrantinnen und Demonstranten gebe es eine Maskenpflicht – auch diese soll durchgesetzt werden.

Kündigt ein Großaufgebot der Polizei an: Frank Lemanis, Sprecher der Polizei.
Kündigt ein Großaufgebot der Polizei an: Frank Lemanis, Sprecher der Polizei. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Laut Polizeisprecher sind vier Gegendemos angemeldet worden. Größenordnung auch hier: 1000 Menschen. Mehr Informationen gab die Polizei dazu nicht. Laut dem überparteilichen und religionsübergreifenden Bündnis Herne startet die Gegendemo mit Los geht es um 14 Uhr mit einem interreligiösen Friedensgebet in der Christuskirche (Hauptstraße) um 14 Uhr. Eine der vier Demos sei anschließend ab 14.30 Uhr das „Demokratiefest“ in Wanne-Mitte. Es soll bis 18 Uhr auf dem Buschmannshof stattfinden, so ein Sprecher zur WAZ. Geplant seien Reden unter anderem von Vertreterinnen und Vertretern des Veranstalters, von Gewerkschaften und Kirchen, außerdem soll es Musik von Edy Edwards, Maryaka, Pottporus und dem Samba-Syndikat geben. „Es wird bunt und abwechslungsreich“, so der Sprecher. Er rechnet mit rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

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Demonstranten und Gegendemonstranten treffen aufeinander

Der Bündnis-Sprecher sagt, dass der Zug der Impfgegnerinnen und -gegner am Nachmittag auch am Buschmannshof vorbei ziehe. Dort treffen die Demonstrantinnen und Demonstranten demnach also aufeinander. Und nicht nur dort: An drei weiteren Orten in Wanne wollen die Gegendemonstrantinnen und -demonstranten laut Bündnis in Sicht- und Hörweite der Querdenkerinnen und Querdenker demonstrieren.

Auf einer eigenen Homepage informieren die Organisatorinnen und Organisatoren über die Gegendemo.
Auf einer eigenen Homepage informieren die Organisatorinnen und Organisatoren über die Gegendemo. © Screenshot

„Wir werden die Vereinnahmung unserer Stadt und unserer Region nicht unwidersprochen lassen“: So heißt es im Aufruf des Bündnis. Verschwörungsgläubige, Antisemiten und Rechtsextreme seien auch in Herne nicht willkommen. Die Corona-Krise habe bei einigen Menschen ein bereits länger vorhandenes Misstrauen in die Demokratie und ihre Institutionen begünstigt, weshalb sie vielerorts an der Seite solcher und anderer Demokratiefeinde demonstrierten – „auch in Herne“. Die demokratisch eingestellte Zivilgesellschaft sei deshalb am 6. März gefordert, einmal mehr Gesicht zu zeigen für die demokratischen Werte.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Unterstützerinnen und Unterstützer für Gegendemo

Hinter die Forderung „Packt den Pott nicht an!“ haben sich aus Herne bislang unter anderem Herner Eissportverein (HEV), Verdi, Islamische Gemeinde Röhlinghausen, Jusos, SPD Herne-Ost, Linke, FDP, Piraten, Kulturell-Alternatives Zentrum (KAZ), „Schirme gegen Rechts“, Verein GfH (Gemeinsam für Herne), Förderkreis Mahn- und Gedenkstätte Polizeigefängnis Herne und die Geschichtsgruppe „Die Vier!“ gestellt.

Auch aus anderen Ruhrgebietsstädten solidarisierten sich bereits die Essener Bündnisse „Mut machen – Steele bleibt bunt“ und „Aufstehen gegen Rassismus“ sowie das Recklinghäuser Bündnis „Es reicht“. Der Aufruf und die Namen der Unterstützer sind zu lesen auf packt-den-pott-nicht-an.de. Dort gibt es auch weitere Informationen zur Gegendemo.