Herne. Das Bündnis Herne will, dass die schweigende und vernünftige Mehrheit in der Pandemie ihr Gesicht zeigt. Am Samstag sind drei Aktionen geplant.

Bislang beschränkte sich das Bündnis Herne angesichts der Demonstrationen gegen 2G-Regeln sowie die Impfpflicht und der sogenannten Spaziergänge von Kritikern der Corona-Regeln auf die Rolle des skeptischen und kritischen Beobachters. Doch angesichts einer neuerlichen angemeldeten Demonstration für Samstag, 8. Januar, hat das Bündnis kurzfristig reagiert und selbst Aktionen angemeldet.

An drei verschiedenen Orten werden Aktionen stattfinden: Um 11 Uhr wird auf dem Robert-Brauner-Platz eine Mahnwache unter dem Motto „Bündnis Herne für ein solidarisches Miteinander“ abgehalten. Im Anschluss werden die Teilnehmer zur Kreuzkirche am Europaplatz gehen. Dort beginnt ebenfalls um 11 Uhr ein Friedensgebet der evangelischen Kreuz-Kirchengemeinde, der katholischen Kirchengemeinde St. Dionysius und der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen. Ebenfalls um 11 Uhr wird das Shoah-Mahnmal auf Willi-Pohlmann-Platz Schauplatz sein: Die „Schirme gegen Rechts“ treffen sich dort unter dem Motto „Schützt das Mahnmal!“ und gehen anschließend ebenfalls zur Kreuzkirche.

Bündnis hofft auf deutlich mehr als 100 Teilnehmer

Beim Bündnis ist man zuversichtlich, dass insgesamt deutlich mehr als hundert Personen an den drei Aktionen teilnehmen, auch wenn die Entscheidung zur Durchführung sehr kurzfristig gefallen sei. Doch auf den verschiedenen Plattformen werde die Ankündigung bereits sehr oft geteilt. „Die Reaktionen sind bisher sehr positiv“, so der Sprecher des Bündnisses. Welche Kraft das Bündnis entfalten kann, hat sich bereits 2019 gezeigt, als sogenannte besorgte Bürger durch die Stadt marschierten. Damals waren die Gegendemonstranten des Bündnisses deutlich in der Überzahl.

„Wir wehren uns dagegen, dass eine kleine Gruppe mit ihrem egoistischen und in Teilen demokratiefeindlichen Geschrei versucht, einen Spaltkeil in die Gesellschaft zu treiben, nur um anschließend Toleranz für sich einzufordern“, heißt es in der Ankündigung des Bündnisses. Ziel der drei Aktionen sei es, dass die bislang schweigende und vernünftige Mehrheit der Herner Zivilgesellschaft Gesicht zeige und ein Zeichen für ein solidarisches Miteinander in der Pandemie setze.

Skepsis, weil Rechtsextreme an den Demonstrationen teilgenommen haben

„Gemeinsam wollen wir für ein friedliches Miteinander beten und ein Zeichen gegen die Spaltung unserer Gesellschaft und Geschichtsverleugnung sowie für Frieden und ein gutes Miteinander in unserer Stadt setzen“, sagt Pfarrerin Melanie Jansen. Ein Friedensgebet Mitte Dezember sei bereits auf große Resonanz gestoßen, deshalb sollte dies im neuen Jahr fortgesetzt werden. Jeder dürfe seine eigene Meinung haben und dürfe demonstrieren, schwierig werde es jedoch, wenn sich in diese Demonstranten Gruppen aus der rechten Szene mischen.

Das ist auch der Grund, warum das Bündnis den Zeitpunkt für eigene Aktionen gekommen sieht. Schon nach der ersten Demonstration der bislang namenlosen Gruppierung - am Tag des großen Adventsimpfens - hatte das Bündnis seine Skepsis zum Ausdruck gebracht, weil schon damals mehrere Rechtsextreme daran teilgenommen hätten, die bei den Aufmärschen 2019 aufgefallen seien. Die Anmelderin der Demo hatte sich gegenüber der WAZ allerdings nicht von diesen Rechtsextremen distanziert. Dazu heißt es vom Bündnis: „Wer wissentlich an der Seite von Nazis demonstriert, begibt sich außerhalb des Wettstreits um das bessere Argument.“

>>> BÜNDNIS BITTET UM MASKEN UND ABSTAND

■ Man sei sich der Verantwortung bewusst, in der aktuellen pandemischen Situation zu einer solchen Veranstaltung aufrufen, heißt es vom Bündnis Herne.

■ Deshalb bittet das Bündnis die Teilnehmer, während der Veranstaltungen einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz zu tragen und so gut wie möglich Abstand zu halten.