Herne. Überbrückungshilfen stehen noch aus: Das Kleine Theater in Herne steht vor dem finanziellen Abgrund. Wie viel Zeit dem Theater noch bleibt.
Vier Monate, so viel Zeit gibt Vorstandsmitglied Heike Hebing dem Kleinen Theater in Herne noch, falls sich nicht bald etwas tut. Das Haus an der Neustraße ist angezählt, auf die beantragten Überbrückungshilfen des Landes wartet das Kleine Theater bislang vergeblich. Corona hat dem Theater, wie vielen anderen Kultureinrichtungen auch, große finanzielle Einbußen beschert. „Wir sprechen hier von einer hohen fünfstelligen Summe“, sagt die 2. Vorsitzende Heike Hebing im Gespräch mit der WAZ. „Ohne unsere Premiere am Wochenende wäre unsere Lage noch schwieriger.“ Nun hofft das Theater auf die noch ausstehenden Überbrückungshilfe.
Gerade erst konnte die Komödie „Täglich klopft der Sensenmann“ erstmals im Kleinen Theater aufgeführt werden (wir berichteten). Ursprünglich sollte die Premiere bereits vor zwei Jahren stattfinden. Dann kam der Lockdown - und damit gingen die Einnahmen verloren. „Wir wollten die Zeit nutzen und haben umgebaut – auch gemäß der Hygienevorschriften“, erinnert sich Hebing. „Wir haben dabei von vielen Förderprogrammen profitiert, zum Beispiel von Neustart NRW.“ Das lief ohne Probleme, und alle Vorhaben konnten umgesetzt werden.
Davon konnte etwa die neue LED-Beleuchtung bezahlt werden. An den Wänden finden sich neue Tapeten, die nach Hygiene-Standard abwaschbar sind – diese wurden vorfinanziert und sollen durch die noch ausstehenden Überbrückungshilfen gedeckt werden. Ebenso noch ein offener Posten: die digitale Ausrüstung, die angeschafft wurde. Damit werden Online-Formate wie der Zoom-Krimi „Man(n) wird nur einmal 60!“ produziert. Eine Reaktion auf die Herausforderungen der Corona-Krise.
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„Die beantragten Überbrückungshilfen haben wir noch nicht erhalten“, so Heike Hebing. „Das Land wartet immer noch auf weitere Belege. Wir sind dabei festzustellen, warum es diese Verzögerungen gibt und welche Belege unter Umständen noch fehlen“, sagt sie. Und: „Rückmeldungen des Landes gibt es durchaus.“
Dem Kleinen Theater läuft jetzt die Zeit davon. „Wenn das so weitergeht, ist hier in vier Monaten Schluss.“ Das Kleine Theater beschäftigt zwei Techniker, einen Hausmeister und eine Reinigungskraft als Minijobber, zahlt monatlich 1000 Euro Miete. „Unsere Einnahmen sind uns zur Hälfte weggebrochen. Diese Lockdown-Ausfälle gibt uns keiner zurück.“
Ein Silberstreif in der schwierigen Zeit: „Einige Menschen geben ihre Karten zurück, lassen uns aber das Geld dafür behalten.“ Üblich sei das nicht. „Umso erleichterter sind wir, dass die Premiere vom Sensenmann geklappt hat“, sagt Hebing. Wo sonst Platz für 50 Zuschauerinnen und Zuschauer ist, finden nun 27 Gäste Platz. Auch das – ein grober Einschnitt. Die Spenden seien längst nicht ausreichend, um das Minus auszugleichen. „Unsere Spender sind Privatpersonen, das sind überschaubare Summen“, sagt die 2. Vorsitzende des Theaters. Auch die Mitgliedsbeiträge deckten nur einen kleinen Teil der Ausgaben.
Der Vorstand hat bereits signalisiert: Der 1. Vorsitzende Andreas Zigann, Heike Hebing und Schatzmeisterin Kirsten Engmann wären dazu bereit, mit einem Privat-Darlehen einzuspringen. „Das Kleine Theater hat so eine langjährige Tradition, das kann nicht das Ende sein“, so Hebing.