Herne. Der älteste Hund, der scheueste Nager, die dickste Katze: Im Tierheim Herne leben viele Tiere und hoffen auf neue Besitzer. Wir stellen sie vor.

„Bei uns zieht es gerade wieder an, es wird voller im Tierheim“, sagt Silvia Rettkowski, Vorstandsvorsitzende vom Tierheim Herne-Wanne. „Wir erleben hier immer wieder die üblichen Dramen: Viele Hunde und Katzen werden schlicht wegen Überforderung abgegeben.“ Bestes Beispiel sei ein reinrassiger, vier Monate alter Border Collie, der Anfang Januar nach nur sechs Tagen bei seinen neuen Haltern im Tierheim abgegeben wurde.

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Silvia Rettkowski ist die Vorstandsvorsitzende des Tierheims Herne-Wanne.
Silvia Rettkowski ist die Vorstandsvorsitzende des Tierheims Herne-Wanne. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Der Grund: Der Border Collie sei nicht stubenrein gewesen. „Abgesehen davon, dass er noch ein Welpe war, stellte sich heraus, dass er obendrein eine schwere Blasenentzündung hatte“, berichtet Rettkowski. „Viele Menschen geben ihr Tier ab, weil sie merken, dass es Arbeit macht.“ Auf die Frage, wie man in Gesprächen mit solchen Haltern ruhig bleibt, antwortet sie: „Ich habe mir im Laufe der Jahre ein Schutzschild angewöhnt, denn die Menschen, die Tiere bei uns abgeben, verbal in die Ecke zu drängen, bringt nichts – im schlimmsten Fall gehen sie sofort mit ihrem Tier und dem ist damit nicht geholfen.“

Tierheim Herne-Wanne: Luna sucht ein Zuhause

Der Border Collie-Welpe hat bereits ein neues Zuhause gefunden, aber viele andere Tiere suchen noch ein Zuhause: Der älteste Tierheim-Bewohner ist derzeit der Rehpinscher „Tino“: „Die 90-jährige Besitzerin kam ins Krankenhaus, so ist er vor Kurzem zu uns gekommen.“ Tino habe einen Milztumor, sei also schwer krank, – „wir wissen nicht, wie lange er noch lebt, hoffen aber, dass wir ein Zuhause oder zumindest eine Pflegestelle finden, damit er wenigstens noch eine schöne Zeit hat.“

„Unser derzeit größtes Tier ist ein Kangal-Doggen-Mix und hört auf den Namen „Luna“ – sie wiegt mit ihren vier Jahren rund 64 Kilogramm und hat 80 Zentimeter Schulterhöhe“, gibt Rettkowski an, „Luna kam eigentlich als Pensionstier zu uns, weil ihre Besitzer umziehen wollten, sie trennten sich jedoch und dann wollte keiner mehr Luna zu sich nehmen.“ Dabei sei Luna sehr menschenbezogen, sie habe nämlich aufgrund ihrer Größe keine vierbeinigen Spielpartner. „Sie benötigt viele Streicheleinheiten, sucht den Körperkontakt zu ihren Menschen und möchte gerne wie ein Schoßhündchen bei ihnen sitzen.“ Sie brauche aber eine starke Führung, damit sich ihre Futteraggression legt. „Spaziergänge sind mit ihr weitestgehend entspannt, fremde Menschen sind in der Regel kein Problem.“

Der Kangal-Doggen-Mix Luna ist das größte Tier im Herner Tierheim.
Der Kangal-Doggen-Mix Luna ist das größte Tier im Herner Tierheim. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Übergewicht: Katze Talula leidet unter Tierheim-Frust

Katze Talula, vier Jahre alt, ist das derzeit dickste Tier im hiesigen Tierheim, sie wartet seit August des vergangenen Jahres auf Katzenfans. „Ihr Besitzer war erkrankt und musste sie deshalb abgeben, Talula kompensiert ihren Tierheim-Frust leider mit Fressen.“ Im Katzenzimmer stehe immer Futter, damit sich alle Tiere bedienen können – das nutze Talula hemmungslos aus, so Rettkowski. „Sie braucht bei ihrem neuen Halter Freigang und nicht unbedingt andere Katzen um sich herum.“

Katze Talula kompensiert ihren Tierheim-Frust mit übermäßigem Fressen.
Katze Talula kompensiert ihren Tierheim-Frust mit übermäßigem Fressen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Kaninchendame Biggi, drei Jahre alt, ist eines der scheuesten Tiere im Heim. „Biggi lebte bisher als Haustier für die Kinder alleine in einem Käfig auf einem Balkon an der Ostsee“, erzählt Rettkowski. Als Biggi geschlachtet werden sollte, rettete sie der befreundete Katzenschutzbund vor Ort. „Wir haben beschlossen, zu helfen. Die Leute vom Katzenschutzbund und unsere Ehrenamtliche sind dafür je 300 Kilometer gefahren, um Biggi zu uns zu holen.“ Biggi habe einen Abszess im Maul, der derzeit behandelt wird.

Kaninchen-Dame Biggi ist ziemlich scheu. Sie lebte lange in einem Käfig bei einer Familie an der Ostsee.
Kaninchen-Dame Biggi ist ziemlich scheu. Sie lebte lange in einem Käfig bei einer Familie an der Ostsee. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Seit einer Woche sind zudem zwei Meerschweinchen-Pärchen da. Sie wurden abgegeben, weil ein Kind geboren wurde und die Halter somit keine Zeit mehr für die Tiere fanden, berichtet Rettkowski. „Die zwei kastrierten Meerschweinchen-Pärchen sind mit Biggi unsere scheuesten Tiere, wir werden jetzt mit ihnen arbeiten, damit sie menschenbezogener werden.“

>>> Das Tierheim Herne-Wanne

  • Das Tierheim Herne-Wanne befindet sich an der Hofstraße 51 in 44651 Herne-Wanne, die Besuchszeiten sind täglich von Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr – montags bleibt das Tierheim für Besucher geschlossen.
  • Kontakt zum Tierheim ist via Email möglich: email_an@tierheim-herne-wanne.de sowie per Telefon: 02325 62413. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage: www.tierheim-herne-wanne.de.