Herne. Ein neuer Parkplatz soll das Verkehrschaos rund um den Herner Pflegecampus beheben. Wie die ersten Pläne aussehen und warum es Zweifel gibt.
100 Autostellplätze sollen auf einer Brache am Sodinger Stadion für Auszubildende des Pflegecampus an der Widumer Straße entstehen. Das zusätzliche Angebot soll zur Entlastung der zeitweise chaotischen Verkehrssituation rund um die Einrichtung der St. Elisabeth-Gruppe beitragen. Nach der Vorstellung der ersten konkreten Pläne am Mittwochabend in der Bezirksvertretung Sodingen gibt es allerdings noch offene Fragen, Zweifel und auch Hinweise auf eine Zunahme der Verkehrsprobleme.
Für den Bau eines klimagerechten Parkplatzes auf der Brache an der Hännes-Adamik-Straße sei bereits ein Förderantrag gestellt worden, berichtete Peter Sternemann vom Fachbereich Tiefbau und Verkehr im Bürgersaal der Akademie Mont-Cenis. Eine Zusage sei für März in Aussicht gestellt worden. Wie lange es anschließend bis zur Fertigstellung dauern würde, sagte der Stadtmitarbeiter nicht. Zur Erinnerung: Die Elisabeth-Gruppe hatte noch im Juli 2021 auf WAZ-Anfrage signalisiert, dass der Parkplatz bis März 2022 hergerichtet sein solle.
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Direkter Fußweg zwischen Parkplatz und Pflegecampus
Die Bäume auf der rund 5000 Quadratmeter großen Fläche sollen erhalten bleiben; außerdem seien Neupflanzungen geplant, so Sternemann. Und: Das Oberflächenwasser soll nicht in die Kanalisation, sondern zu den Baumstandorten geleitet werden.
Wie berichtet, stellt die Stadt der Elisabeth-Gruppe die rund 5000 Quadratmeter große und einst als Wetterschacht der Zeche Mont Cenis genutzte Fläche zur Verfügung. Zwischen Parkplatz und Campus - die Luftlinie beträgt knapp 400 Meter - soll ein direkter Weg errichtet werden. Die neue Verbindung zwischen Campus und Parkplatz könnte auch von Radfahrenden genutzt werden, erklärte Sternemann. „Das wäre ein sehr positiver Nebeneffekt“, sagte SPD-Fraktions-Chef Ernst Schilla. Und Bezirksbürgermeister Mathias Grunert freute sich darüber, dass statt Baumfällungen nun sogar einige Neupflanzungen geplant seien.
Anwohner: Auszubildende parken bei Aldi
Etwas Wasser in den Wein goss Campus-Anwohner Gerd E. Schug. Er berichtete, dass sich die Situation rund um den Ausbildungsstandort der Elisabeth-Gruppe verschärft habe, obwohl die neue Hebammenschule noch nicht mal in Betrieb gegangen sei: „Aus dem Chaos ist eine Katastrophe geworden.“
Auszubildende nutzten mittlerweile sogar den Aldi-Parkplatz an der Mont-Cenis-Straße. „Mir tun nicht nur die Anwohner leide, sondern auch die jungen Menschen, die eine lange Anreise haben und morgens verzweifelt einen Stellplatz suchen“, sagte Schug. Er hoffe, dass sich die Situation durch die zusätzlichen Kapazitäten am Sodinger Stadion zumindest ein wenig entkrampfe.
Verschärfung durch neue Wohnungen
„Die Park- und Suchverkehre müssen aufhören“, sagte SPD-Fraktions-Chef Ernst Schilla. Nach Bezug von 14 neuen Wohnungen der Ketteler Baugenossenschaft an der Widumer Straße würden die Probleme aber eher noch zunehmen. Die übliche Rechnung „ein Stellplatz pro Wohnung“ gehe längst nicht mehr auf.
Schillas Vorschlag an die Elisabeth-Gruppe: Die auf dem Campus-Gelände gelegenen Stellplätze müssten personen- bzw. fahrzeuggebunden vergeben werden. Für die öffentlichen Stellflächen auf den Straßen rund um den Campus hatte die Bezirksvertretung bereits vor Monaten die Einführung einer Regelung fürs Anwohnerparken ins Gespräch gebracht. Die Stadt will jedoch zunächst die Entwicklung nach Inbetriebnahme des neuen Parkplatzes abwarten.
Gerd E. Schug lenkte den Blick in der Bezirksvertretung auch auf Herne-Mitte: „Ich hoffe, dass sich die künftige Polizeihochschule am Bahnhof kein Beispiel an unserem Campus nimmt.“
>>> WEITERE INFORMATIONEN: Campus für 2000 Auszubildende
Ein externer Berater habe errechnet, dass die Kapazitäten mit dem neuen Parkplatz am Sodinger Stadion ausreichten, so hatte die Elisabeth-Gruppe im Juli 2021 gegenüber der WAZ erklärt.
Der Campus sei darauf ausgelegt, dass dort insgesamt 2000 Auszubildende unterrichtet würden. Diese würde aber nicht alle zeitgleich in Börnig Theorie büffeln, sondern zu 50 Prozent im Praxiseinsatz in Einrichtungen der Gruppe oder bei Kooperationspartnern sein.