Herne. Immer mehr Hernerinnen und Herner beschweren sich im Rathaus über Missstände in der Stadt. Was die Menschen 2021 am meisten störte.

Worüber regen sich die Hernerinnen und Herner in der Stadt am meisten auf? Eine Antwort gibt ein Blick in den „Bericht zum Ideen- und Beschwerdemanagement“ der Stadtverwaltung. Sie präsentiert einmal im Jahr die Klagen der Bürgerinnen und Bürger. Auffällig: Die Zahl der Beschwerden steigt immer weiter. 5154 Beschwerden hagelte es 2021 bei der Stadt, das sind 718 oder 16 Prozent mehr als 2020. Und da war die Zahl gegenüber dem Vorjahr auch schon um 60 Prozent gestiegen.

Mit Corona hat das aber nichts zu tun. Und auch nicht damit, dass sich Menschen immer mehr über schlimme Zustände auf Straßen und Wegen ärgern. Grund ist vielmehr der Mängelmelder, den die Stadt vor zwei Jahren eingeführt hat. Über 3000-mal nutzen die Bürgerinnen und Bürger das neue Instrument, das als Smartphone-App schnell verfügbar ist. „Damit haben wir ein niederschwelliges Angebot geschaffen“, sagt Ordnungsdezernent Frank Burbulla zur WAZ. Er freut sich über die hohe Resonanz; sie sei „enorm“.

Herne: Themen Müll und Dreck bewegen die Bürgerinnen und Bürgern am meisten

Ein Drittel der Beschwerden drehte sich – ähnlich wie in den Vorjahren – um die Themen Müll und Dreck. So liefen laut Bericht im städtischen Fachbereich Umwelt und Stadtplanung 533 Beschwerden wegen wilder Müllkippen auf, im Fachbereich Stadtgrün 327 Beschwerden wegen Verunreinigungen sowie 116 wegen mangelhaften Grün-Rückschnitts und bei Entsorgung Herne 603 wegen Verunreinigungen, 135 wegen fehlender/falscher Abfallentsorgung und 143 wegen mangelnder Straßenreinigung. Nach wie vor gehe es also „vor allem um Verunreinigungen im öffentlichen Raum“, bilanziert Dezernent Burbulla.

Freut sich über die Resonanz auf den neuen Mängelmelder der Stadt: Hernes Ordnungsdezernent Frank Burbulla.
Freut sich über die Resonanz auf den neuen Mängelmelder der Stadt: Hernes Ordnungsdezernent Frank Burbulla. © Funke Foto Services | Joachim Haenisch

Einen „extremen Anstieg der Fallzahlen“ gibt es laut Dezernent beim Thema Verkehr. Über 1000 Beschwerden gab es wegen Falschparkern, mangelhafter Verkehrssicherheit oder Problemen bei der Verkehrsüberwachung. Der Mängelmelder sei dabei offensichtlich hilfreich, um entsprechende Verstöße zu melden. Gemeint ist: Bürgerinnen und Bürger zücken mal eben ihr Handy, machen ein Foto, etwa von einem Falschparker, und schicken die Nachricht ans Rathaus. Nach einer Prüfung gingen auf diese Weise durchaus auch Verwarngelder oder Ordnungswidrigkeitsverfügungen raus, so der Dezernent.

In 91 Prozent der Fälle konnte die Stadt die Probleme lösen

Weitere Beschwerden gab es unter anderem wegen Straßenschäden (188), schlechter oder ausgefallener Straßenbeleuchtung (183), Baustellen (68), Corona-Auflagen (72), Ratten (66) oder Hunde/Hundekot (20). Und: Es gab nur neun Beschwerden über den Cranger Weihnachtszauber. Das verwundert, weil viele Bürgerinnen und Bürger auch gegenüber der WAZ über die Verkehrsbelastung rund um den Cranger Kirmesplatz geschimpft hatten. Im Rathaus, sagt Burbulla, seien in der Tat deutlich mehr Beschwerden über den Weihnachtszauber eingegangen – aber meist über den direkten Draht bei einem Mitarbeiter und nicht über die „normalen“ Wege des Beschwerdemanagements. Der Bericht erhebe deshalb auch „keinen Anspruch auf Vollständigkeit“.

Was den Dezernenten aber freut: In 91 Prozent der Fälle habe die Stadt die Probleme nach den Meldungen der Bürger lösen können. Und bei den restlichen neun Prozent sei die Verwaltung entweder nicht zuständig oder es gebe gar keinen Mangel.

Und was, wenn die Zahl der Beschwerden weiter steigt? „Wir sind am Anschlag“, bekennt Burbulla. Zwei volle und zwei Teilzeitstellen seien damit beschäftigt, die Beschwerden abzuarbeiten. Kämen weitere hinzu, müsse geschaut werden, ob die Mitarbeitenden ausreichten.

>> WEITERE INFORMATIONEN: So kann man sich bei der Stadt melden

3084 Beschwerden gingen im Rathaus über den Mängelmelder ein, 1038 per E-Mail, 938 per Telefon, 83 direkt vor Ort im Bürgeramt oder Rathaus. Die meisten Beschwerden gab es in Herne-Mitte, gefolgt von Wanne, Sodingen und Eickel.

Wer eine Beschwerde hat, kann das Telefon unter 02323 16-1616, eine E-Mail an buergerlokal@herne.de schreiben oder direkt über den Mängelmelder auf www.herne.de/Rathaus/Buergerservice/Maengelmelder/ beziehungsweise den Mängelmelder der Stadt-Herne-App (kostenlos im Apple- und Google-Play-Store) gehen.