Herne. 2020 ist die Zahl der Beschwerden bei der Stadt Herne explodiert. Warum die Verwaltung der Beschwerde-Flut auch etwas Gutes abgewinnen kann.

Die Stadt Herne präsentiert einmal im Jahr die Beschwerden und Ideen der Bürger, die im Rathaus aufgelaufen sind. So können Verwaltung und Politik sehen, wo den Hernern der Schuh drückt – und was verbessert werden kann. Auffällig: 2020 gab es mit 4436 Mitteilungen rund 60 Prozent mehr Beschwerden als im Vorjahr.

Mit der Corona-Pandemie, wie man vermuten könnte, hat das aber zunächst einmal nichts zu tun. Sondern: mit dem Mängelmelder, den die Stadt vor einem Jahr eingeführt hat, berichtete Ordnungsdezernent Frank Burbulla nun im Ausschuss für Bürgerbeteiligung, Sicherheit und Ordnung. Gleich im ersten Jahr hätten Herner 1930-mal das neue Instrument genutzt, in der Regel die Variante über die Smartphone-App. Oder anders ausgedrückt: Über 40 Prozent der Beschwerden gingen im Premierenjahr des Mängelmelders über diesen Weg im Rathaus ein.

Herne: 709 Beschwerden wegen wilder Müllkippen

Präsentierte im Ausschuss im Kulturzentrum seinen „Bericht zum Ideen- und Beschwerdemanagement“: Ordnungsdezernent Frank Burbulla.
Präsentierte im Ausschuss im Kulturzentrum seinen „Bericht zum Ideen- und Beschwerdemanagement“: Ordnungsdezernent Frank Burbulla. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Gut ein Drittel der Beschwerden drehten sich, ähnlich wie im Jahr zuvor, ums Thema Müll. So seien im städtischen Fachbereich Umwelt und Stadtplanung 709 Beschwerden wegen wilder Müllkippen aufgelaufen, im Fachbereich Stadtgrün 232 wegen Verunreinigungen sowie 96 wegen mangelhaften Grün-Rückschnitts und bei Entsorgung Herne 536 wegen Verunreinigungen, 121 wegen fehlender/falscher Abfallentsorgung und 76 wegen mangelnder Straßenreinigung. Das Thema Verunreinigungen, bilanziert Dezernent Burbulla, sei „deutlich der Schwerpunkt“.

Was tun? „Wir sind als Stadt die, die aufräumen“, sagt der Ordnungsdezernent. Gemeint ist: Die Stadt sei nicht der Verursacher der Verunreinigungen. „Wir können nur an das Verhalten der Bürger appellieren.“ Auch wenn sich die meisten Herner an die Regeln hielten: Mit Blick auf die Zahlen müsse man feststellen, dass es noch nicht gelungen sei, alle Menschen dazu zu bewegen, ihr Verhalten zu ändern, sprich: ihren Müll nicht in der Landschaft zu verklappen.

Auch über Ratten und Hunde regten sich die Bürger auf

Auf Platz zwei der „Beschwerde-Hitliste“ landete die Verkehrsüberwachung, gefolgt von widerrechtlich abgestellten Fahrzeugen, auf Platz drei Ratten. Was die Nager angeht, so stieg die Zahl der Beschwerden von 105 auf 136, laut Burbulla also nach wie vor „ein Thema, das die Bürger bewegt“. Auch nahm der Ärger über Hunde und Hundekot zu (von 17 auf 24 Meldungen). SPD-Ratsfrau Manuela Lukas sprach von einem „Riesenthema“ in ihrem Umfeld: Wegen Hundekot könne man im Grünen kaum noch raus, freilaufende Hunde täten ihr Übriges. Am Rande: Keine Beschwerden verzeichnete das Rathaus diesmal über die Cranger Kirmes. Sie fiel, ebenso wie der Cranger Weihnachtszauber, wegen der Corona-Krise aus.

Noch mal zurück zum Mängelmelder: Die große Resonanz auf das neue Angebot sei ein Erfolg, sagt Dezernent Burbulla zur WAZ. Es sei die Intention der Stadt gewesen, ein niederschwelliges Angebot für die Bürger zu schaffen. Das sei gelungen: Fast alle Nutzer des Mängelmelders nutzten die App, und zwar dann, wenn sie etwas zu melden hätten. Ein Klick, ein Foto – und schon landet die Beschwerde im Rathaus. Bürger könnten auch anhand von Ampelfarben verfolgen, in welchem Stadium der Bearbeitung sich ihre Meldung befindet.

Mängelmelder soll überarbeitet werden

Der Mängelmelder der Stadt-Herne-App ist sehr beliebt – hat aber noch Schwächen. Nun wird eine neue technische Lösung gesucht.
Der Mängelmelder der Stadt-Herne-App ist sehr beliebt – hat aber noch Schwächen. Nun wird eine neue technische Lösung gesucht. © Stadt Herne | Frank Dieper

Dass mit dem Mängelmelder aber noch nicht alles rund läuft, sagte SPD-Ratsherr Ulrich Syberg: „Die App hat auch Schwächen, die Performance funktioniert nicht immer.“ Das weiß auch der Ordnungsdezernent: „Sie ist nicht so nutzerfreundlich“, sagte er zur WAZ. Die Verwaltung arbeitete an einer „anderen technischen Lösung“.

Was Burbulla ebenfalls freut: In 90 Prozent der Fälle habe die Stadt die Probleme nach den Meldungen der Bürger lösen können. Und bei den restlichen 10 Prozent sei sie entweder nicht zuständig oder es gebe gar keinen Mangel.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Kontakt zum Rathaus

30 Prozent der Beschwerden gingen im Rathaus per Telefon ein, 22 Prozent per E-Mail und 44 Prozent über den neuen Mängelmelder. Ins Rathaus kamen, wohl wegen Corona, diesmal nur 4 Prozent (2019: 10 Prozent).

Die meisten Beschwerden gab es mit 37 Prozent in Herne-Mitte, gefolgt von Sodingen mit 22 Prozent und Wanne mit 21 Prozent.

Wer eine Beschwerde loswerden will, kann das über diese Wege machen: per Telefon unter 02323/16-1616, per E-Mail an buergerlokal@herne.de oder über den Mängelmelder auf www.herne.de/Rathaus/Buergerservice/Maengelmelder/ beziehungsweise den Mängelmelder der Stadt-Herne-App (kostenlos im Apple- und Google-Play-Store).