Herne. Das Warten auf Ergebnisse der Pool-Tests belasten Eltern aber auch Schulleitungen in Herne. Ergebnisübermittlung der Labore an Eltern hakt.

Steigende Fallzahlen und Verzögerungen bei der Ergebnisübermittlung von Pool-Tests sorgen nicht nur bei Eltern für Verzweiflung, sondern bescheren auch Schulleitungen in Herne schlaflose Nächte. Nachdem zum Schulstart nach den Weihnachtsferien sämtliche Ergebnisse der Pool-Tests an den Grundschulen in Herne auf sich warten ließen, sei die Lage zwei Wochen später immer noch „sehr schwierig“, sagt Monika Müller, Schulleiterin der Grundschule Kunterbunt in der Innenstadt.

„Vor den Ferien hatten wir vielleicht mal einen positiven Pool, jetzt schlagen häufig gleich sechs an“, beschreibt Müller die zugespitzte Lage. „Ich habe das Gefühl, dass wir nur noch mit Corona beschäftigt sind“, beklagt sie. Die Einzelergebnisse der Rückstellproben, die eigentlich ebenfalls vor Schulbeginn zur Verfügung stehen sollen, ließen mindestens einen Tag - wenn nicht mehr - auf sich warten. Deshalb haben Eltern der Kunterbunt-Grundschule das Testverfahren auch kürzlich „eine Katastrophe“ genannt.

Herner Schulleitungen warten wie Eltern auf Laborergebnisse

Eltern und Schülerinnen und Schüler leiden unter der Kurzfristigkeit: Sie müssen an jedem Abend des Pool-Tests sowie am Morgen danach vor Schulbeginn ihr Handy und die E-Mails im Blick behalten, da jederzeit die Nachricht eines positiven Ergebnisses ankommen könnte und ihr Kind dann nicht in die Schule darf. Und ist ein Pool positiv, beginnt die Warterei von Neuem – nun auf das Einzelergebnis des eigenen Kindes. So lange muss es zu Hause bleiben und eine Betreuung organisiert werden.

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Doch auch einigen Schulleitungen macht das ständige Warten auf die Ergebnisse der Tests zu schaffen: „Ich schlafe schlechter“, gesteht Isabella Lenort-Thauern, Leiterin der Grundschule an der Forellstraße. „Ich gucke gegen 1 Uhr, 1.30 Uhr das letzte Mal nach den Ergebnissen und dann um 4 Uhr schon wieder“, sagt sie. Dazwischen döse sie nur leicht. Das gehe vielen Schulleitungen so, weiß sie. Schließlich versuche sie, die Eltern im Fall der Fälle so früh wie möglich zu informieren.

Ergebnisübermittlung vom Labor an die Eltern funktioniert nicht immer

„Man bekommt keinen Feierabend mehr und guckt immer wieder aufs Handy“, beschreibt auch Petra Schachner, kommissarische Schulleiterin der Freiherr-vom-Stein-Grundschule, den neuen Alltag auch nach Schulschluss. „Eigentlich sollte das neue Testverfahren eine Erleichterung sein, aber im Moment kann man die noch nicht erkennen“, klagt sie. Den Unmut - gerade bei berufstätigen Eltern - könne sie verstehen, wenn diese zum Teil erst um 7.30 Uhr informiert würden, dass ihr Kind nicht zur Schule kommen darf.

Petra Schachner, kommissarische Schulleiterin der Freiherr-vom-Stein-Schule, sieht im neuen Testverfahren mit zwei Teststäbchen noch keine Erleichterung.
Petra Schachner, kommissarische Schulleiterin der Freiherr-vom-Stein-Schule, sieht im neuen Testverfahren mit zwei Teststäbchen noch keine Erleichterung. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Eigentlich soll das Labor die Eltern und das Gesundheitsamt direkt über die Testergebnisse informieren. Aber: „Wir benachrichtigen die Eltern immer noch selbst, da die Übermittlung der Ergebnisse durch das Labor nicht immer funktioniert“, sagt Ute Leipski, Leiterin der Max-Wiethoff-Schule. Auch sie erzählt, das sie nachts, wenn sie zwischendurch wach wird, immer wieder schaut, ob weitere Test-Ergebnisse eingetroffen sind. Morgens stünden nun wieder Lehrkräfte auf dem Schulhof, um zu kontrollieren, dass kein Kind aus einem positiven Pool in die Schule kommt, weil die Eltern die Nachricht nicht erhalten haben.

Umstellung auf Schnelltests?

Und die Einschläge sind häufiger: „Es wird wesentlich mehr. Jeden Tag sind Pooltests positiv und jeden Tag sind es mehr“, so Isabella Lenort-Thauern. Hinzu kämen zahlreiche Schülerinnen und Schüler, die sich im häuslichen Bereich infizierten und bei der Schule positiv gemeldet würden. In einer Klasse an der Grundschule Forellstraße seien allein die Hälfte der Schülerinnen und Schüler infiziert. Die übrigen, negativ getesteten, sollten aber nicht zu Hause bleiben, sondern weiter in die Schule kommen – so die neueste Anordnung. Dass sich die Vorschriften fast täglich änderten, führe zudem zu Problemen.

Die Schulleiterin nennt die Lage in Herne „sehr chaotisch“ und würde sich aufgrund der Probleme mit den PCR-Lolli-Tests einen anderen Weg wünschen: „Ich wäre auf jeden Fall dafür, dass wieder auf Schnelltests umgestellt wird“, so Lenort-Thauern. „Das würde uns und den Eltern sehr viel erleichtern.“ Das sieht Monika Müller anders. Sie findet die PCR-Tests deutlich sicherer und zuverlässiger und hofft, dass „der Wahnsinn“ bald ein Ende hat. „Wir hoffen, dass wir es bald geschafft haben. Denn im Moment sind wir keine Schulen mehr, wir sind Corona-Testzentren.“

Schulleiterin der Grundschule Kunterbunt, Monika Müller: „Wir sind keine Schulen mehr, wir sind Corona-Testzentren.“
Schulleiterin der Grundschule Kunterbunt, Monika Müller: „Wir sind keine Schulen mehr, wir sind Corona-Testzentren.“ © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

>>>WEITERE INFORMATIONEN: Lolli-Testverfahren

Das Testverfahren bei Grund- und Förderschülern wurde nach den Weihnachtsferien umgestellt. Die Schüler geben seitdem zweimal in der Woche gleich zwei Teststäbchen ab. Das eine kommt mit einigen anderen Stäbchen der Klasse (häufig die Hälfte der Klasse) in eine gemeinsame Auswertung, den so genannten Pool.

Ist der gemeinsame Pooltest positiv, greift das Labor auf die zweite Probe des Kindes zurück, die als so genannte Rückstellprobe direkt mit den Pooltests an das Labor geschickt wird. Eigentlich soll auch die Einzelprobe bereits vor Unterrichtsbeginn des nächsten Tages vorliegen, damit die Kinder keinen Unterricht verpassen.

Faktisch sind die Labore so überlastet, dass Eltern, Kinder und Schulleitungen zum Teil mehrere Tage auf die Ergebnisse warten.

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