Herne. An den Gesamtschulen ist am meisten Unterricht ausgefallen. Das geht aus einer Erhebung des Landes hervor. Die Zahlen für alle Schulen in Herne.

Das Thema Unterrichtsausfall ist nicht erst seit der Corona-Pandemie ein großes Streitthema bei Eltern und Lehrern. Nun hat die Landesregierung mit der Veröffentlichung einer Erhebung zum Thema Unterrichtsausfall erstmals für jede Schule in NRW handfeste Zahlen für die Zeit vor der Pandemie veröffentlicht. Diese belegen, dass in Herne mehr Unterricht ausgefallen ist als im NRW-Schnitt, vor allem die Gesamtschulen schneiden dabei am schlechtesten ab.

So ist im Schuljahr 2018/19 an der Gesamtschule Wanne-Eickel 9,4 Prozent des Unterrichts ersatzlos ausgefallen. Geht man von einer 30-Stunden-Schulwoche aus, sind das etwa drei pro Woche. Unterricht, der fachfremd ersetzt wurde, ist hier noch nicht mitgerechnet. Bei den beiden anderen Gesamtschulen sind die Zahlen zwar etwas geringer, aber auch hier liegen sie deutlich über dem NRW-Schnitt. An der Gesamtschule Mont-Cenis fiel laut der Statistik 7,9 Prozent des Unterrichts aus, bei Erich-Fried 7,0 Prozent. Der NRW-Schnitt liegt bei den Gesamtschulen bei 5,7 Prozent und somit auch landesweit höher als bei den anderen Schulformen.

Gesamtschulen haben Probleme, Lehrerstellen zu besetzen

„Warum die Gesamtschulen so viel mehr Ausfälle haben, weiß ich nicht“, sagt Sylke Reimann-Pérez, Leiterin der Gesamtschule Mont-Cenis, auf WAZ-Anfrage. Auch Katharina Rodermund, Chefin der Gesamtschule Wanne-Eickel, die die Ausfall-Statistik anführt, rätselt ob der Gründe. „Tatsächlich sind wir ziemlich unterbesetzt“, sagt sie. „Wir haben Not, bei uns fällt viel aus, aber wir bemühen uns ständig, mehr Personal zu bekommen.“ Derzeit seien allein fast zehn Stellen unbesetzt und vor der Pandemie sei die Situation nicht viel besser gewesen, so Rodermund.

Katharina Rodermund, Schulleiterin der Gesamtschule Wanne-Eickel, kämpft mit einer hohen Zahl an Unterrichtsausfällen: „Wir haben Not, bei uns fällt viel aus, aber wir bemühen uns ständig, mehr Personal zu bekommen.“
Katharina Rodermund, Schulleiterin der Gesamtschule Wanne-Eickel, kämpft mit einer hohen Zahl an Unterrichtsausfällen: „Wir haben Not, bei uns fällt viel aus, aber wir bemühen uns ständig, mehr Personal zu bekommen.“ © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Die Gesamtschulleiterin sagt, dass es auf einem eh schon leergefegten Markt für ihre Schulform besonders schwierig sei, Personal zu bekommen. Außerdem könnte die hohe Zahl an Unterrichtsausfällen auch darin begründet sein, dass sie als Ganztagsschule ausfallende Stunden von der Stundentafel und dem Ganztagsunterricht melde. Ihr sei es auch wichtig, alles zu melden, damit das Ministerium sieht, dass Not herrsche.

Haranni-Gymnasium kompensiert durch Mehrarbeit

So geht es auch Nicole Nowak an, wobei das Haranni-Gymnasium in der Statistik mit 3,3 Prozent Ausfällen im Schuljahr 2018/19 noch unter dem NRW-Schnitt liegt und deutlich besser dasteht. „Wir schaffen es aber nur über angeordnete Mehrarbeit, den Ausfall vieler Kollegen zu kompensieren“, sagt sie. Allein im Moment habe sie durch Schwangerschaften neun Ausfälle sowie zwei bis drei Langzeiterkrankte, die sie ersetzen müsse. Die Mehrarbeit müsse dann eigentlich innerhalb eines Jahres gegengerechnet werden, erklärt Nowak. Dies sei aber nicht immer möglich, so dass sie häufig entlohnt werde.

Nicole Nowak, Schulleiterin am Haranni-Gymnasium in Herne, setzt auf angeordnete Mehrarbeit, um Unterrichtsausfälle zu vermeiden.
Nicole Nowak, Schulleiterin am Haranni-Gymnasium in Herne, setzt auf angeordnete Mehrarbeit, um Unterrichtsausfälle zu vermeiden. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Bei den Realschulen zeigt sich ein gemischtes Bild. Während an der Realschule an der Burg (4,1 Prozent) und Crange (4,3 Prozent) sogar weniger Unterricht als im NRW-Schnitt ausfiel, war es an der Realschule Strünkede mit 7,2 Prozent deutlich mehr. Die Hans-Tilkowski-Hauptschule sowie die Förderschulen fallen nicht durch besonders hohe Zahlen auf.

Deutliche Unterschiede an Herner Grundschulen

Am wenigsten ersatzlose Ausfälle verzeichneten laut der Erhebung aber die Grundschulen. Etwas überraschend ist dies, wenn man die enorme Zahl an unbesetzten Lehrerstellen in Herne an dieser Schulform mit berücksichtigt. Dennoch sind im Schnitt in Herne an den Grundschulen „nur“ 3,6 Prozent aller Stunden ausgefallen.

Der Blick auf die einzelnen Grundschulen zeigt jedoch Unterschiede: Am meisten Unterricht fiel für die Schülerinnen und Schüler der Max-Wiethoff-Straße im Schuljahr 2018/19 aus: insgesamt 6,7 Prozent, die Europaschule Königstraße meldete dem NRW-Schulministerium 5,7 Prozent Unterrichtsausfälle und die Südschule immerhin 5,3 Prozent. Sie alle liegen damit deutlich über dem NRW-Schnitt im Bereich der Grundschulen, der bei 2,9 Prozent liegt.

Am wenigsten Unterricht ist von allen Schulen in Herne an der Grundschule Kunterbunt ersatzlos ausgefallen: nämlich nur 0,9 Prozent im besagten Zeitraum. Auch die Grundschule am Pantrings Hof kommt nur auf 1,0 Prozent im Schuljahr 2018/19 und im ersten Halbjahr 2019/20 nur auf 0,3 Prozent – der Spitzenplatz für diesen Zeitraum.

>>>WEITERE INFORMATIONEN: Flächendeckende Unterrichtsausfallstatistik

• Um ganzjährig Informationen über das Unterrichtsgeschehen an allen Schulen zu erhalten, ist im Schuljahr 2018/19 das neue Verfahren der „flächendeckenden Unterrichtsaufallstatistik mit Detailerhebung“ eingeführt worden. Die Zahlen der Erhebung wurden als Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage veröffentlicht.

Mit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 und den Schulschließungen vor den Osterferien im Jahr 2020 wurde die Erhebung bis zum heutigen Zeitpunkt ausgesetzt.