Herne. Nachdem eine Herner Pfarrerin zwei Morddrohungen erhalten hat, bekommt sie nun viel Unterstützung. Nächstes Friedensgebet findet Samstag statt.

Nachdem die evangelische Pfarrerin Melanie Jansen aus Herne zwei Morddrohungen erhalten hat, erfährt sie nun von vielen Seiten Solidarität und Unterstützung. Die Kirchenleitung sichere der jungen Pfarrerin ihre umfängliche Unterstützung zu, erklärte die Evangelische Kirche von Westfalen am Donnerstag in Bielefeld.

Zur Erinnerung: Melanie Jansen, Pfarrerin der evangelischen Kreuzkirche in Herne-Mitte, veranstaltet seit einigen Wochen samstags Friedensgebete vor der Kirche – um ein Zeichen zu setzen. Denn parallel zu den Friedensgebeten finden samstags in Herne Demos von Impfgegnern statt. Nun hat die Pfarrerin nach zwei dieser Friedensgebete auf ihrem privaten Grundstück Morddrohungen erhalten. In beiden Fällen ermittelt mittlerweile der Staatsschutz.

Nach Friedensgebeten vor der Kreuzkirche hat Pfarrerin Melanie Jansen Morddrohungen erhalten.
Nach Friedensgebeten vor der Kreuzkirche hat Pfarrerin Melanie Jansen Morddrohungen erhalten. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Die Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Herne, Claudia Reifenberger, will am kommenden Samstag beim nächsten Friedensgebet die Andacht halten. „Es geht jetzt erst recht darum, sich weiter und noch intensiver für den Frieden in der Stadt einzusetzen“, erklärte die leitende Theologin des Kirchenkreises. Thema werde das Jesuswort „Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“ sein. Auch weitere Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Kirchenkreis wollten im Talar an der Veranstaltung teilnehmen. Damit wolle der Kirchenkreis „ein deutlich sichtbares Zeichen der Solidarität und gegen jede Form von Gewalt setzen“, betonte die Superintendentin.

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Katholische Kirche in Herne unterstützt Melanie Jansen

Die katholischen Kirche in Herne stärkt Melanie Jansen ebenfalls den Rücken. „Eine anonyme Morddrohung ist wohl die perfideste und feigeste Art einer Person Angst und Schrecken zu machen. Das verurteile ich zutiefst“, sagt Vikar Christian Schmidtke. „Wir stehen als Katholiken gemeinsam mit unseren evangelischen Mitchristen für ein buntes und offenes Herne ein, indem wir gemeinsam die Friedensgebete organisieren und durchführen. Zusammen mit dem Bündnis Herne wird dies auch in Zukunft passieren.“ Mit dieser Morddrohung werde noch einmal sehr deutlich, wie wichtig es sei, gemeinsam als Christen in dieser Stadt die christlichen Werte zu vertreten und zu bezeugen. „Diese Werte stehen für Toleranz und Demokratie. Auch durch Morddrohungen dieser Art werden wir als Christen in dieser Stadt nicht aufhören für diese Werte einzustehen. Ich glaube, ich darf sagen, dass wir als Katholiken dieser Stadt hinter Melanie Jansen stehen.“

Auch die Islamische Gemeinde, die ebenfalls an den Friedensgebeten teilnimmt, zeigt sich betroffen. „Frau Jansen engagiert sich seit Pandemiebeginn für ein friedliches Miteinander und organisiert unermüdlich Friedensgebete“, teilt die Gemeinde mit. Es werde für alle Menschen gebetet, die wegen ihrer Abstammung, ihrer Religion oder sexuellen Orientierung verfolgt werden. „An die Menschen, die an oder durch Corona gestorben sind, wurde gedacht und Angehörigen Trost gespendet. Genau das missfiel wohl einigen. Das können und werden wir nicht hinnehmen.“

Von der Herner SPD erfährt Jansen ebenfalls Rückhalt. „Die SPD Herne verurteilt diese feige und menschenverachtende Aktion.“ Melanie Jansen habe die volle Solidarität und Unterstützung der SPD. „Als Demokraten stehen wir zusammen und lassen nicht zu, dass solche Drohungen zur Normalität werden“, teilt die SPD mit.

Das nächste Friedensgebet findet am Samstag, 22. Januar, um 11 Uhr an der Kreuzkirche statt. Auch das Bündnis Herne veranstaltet wieder eine Kundgebung. Diese startet um 11 Uhr am Robert-Brauner-Platz. Ebenfalls um 11 Uhr startet eine Mahnwache am Shoah-Mahnmal mit anschließendem Demozug zur Kreuzkirche/zum Robert-Brauner-Platz.

>>>WEITERE INFORMATIONEN: Demonstrationen von Impfgegnern

Ende 2021 haben die ersten Demonstrationen in Herne von Menschen stattgefunden, die gegen 2G-Regeln und die Impfpflicht auf die Straße gingen.

Das Bündnis Herne berichtet mittlerweile von einer deutlichen Eskalation bei den Samstags-Demonstranten. Denen gehe es inzwischen nicht mehr um Kritik an einer Impfpflicht oder an den 2G-Regeln, das Spektrum der Demonstranten bewege sich Richtung Querdenker und Coronaleugner. So seien unter anderem die sogenannten Corona-Rebellen aus Düsseldorf mitgelaufen, aus einem mobilen Lautsprecher seien Parolen abgespielt worden, die schon bei den Autokorsos Anfang vergangenen Jahres in Herne zu hören gewesen seien, sagte ein Sprecher im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion.