Herne. Um den Präsenzunterricht an Schulen trotz Omikron zu sichern, wird in Herne die Forderung nach verpflichtenden Selbsttests auch für Geimpfte laut.

Während bundesweit über die Frage diskutiert wird, ob Schulen trotz Omikron nach den Ferien in den Präsenzunterricht starten sollten, wird in Herne die Forderung nach verpflichtenden Selbsttests auch für Geimpfte laut. „Wir müssen versuchen, die Schulen offen zu halten“, so die klare Botschaft von Nicole Nowak, Sprecherin der Herner Gymnasien. „Deshalb sollte die Landesregierung die Pflicht ausrufen, dass alle getestet werden, egal ob sie geimpft sind oder nicht“, sagt die Leiterin des Haranni-Gymnasiums weiter. Schließlich sei erwiesen, dass sich auch geimpfte Personen infizieren und das Virus weitertragen könnten.

Derzeit müssen nur ungeimpfte Schülerinnen und Schüler an den weiterführenden Schulen sich dreimal in der Woche verpflichtend vor Unterrichtsbeginn selbst testen. „Ich würde zudem tägliche Tests bevorzugen“, sagt Nowak. Das sollte für Schülerschaft wie das Lehrerkollegium gelten. Die Testungen seien relativ leicht umzusetzen und brächten deutlich mehr Sicherheit in die Schulen und das in einer Zeit, in der so viel Unsicherheit herrsche - auch in Bezug auf die aktuellen Zahlen. „Es ist grotesk, dass man in unserem Land keine verlässlichen Zahlen hat, wie die Lage aktuell wirklich ist“, beklagt sie.

Herner Schuldezernent für Testpflicht und Präsenzunterricht

Auch Hernes Schuldezernent Andreas Merkendorf unterstützt die Forderung nach verpflichtenden Selbsttests für alle: „Die Instrumentarien sind doch da, um die Schulen möglichst lange offen zu halten“, betont er. Und weiter: „Dann machen wir die Tests doch wieder verpflichtend, wenn man weiß, dass auch Geimpfte infiziert sein können.“ Auch die Maskenpflicht sei ein wichtiges Werkzeug im Kampf gegen Corona.

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Merkendorf spricht sich klar für eine Fortsetzung des Präsenzunterrichts aus: „Schulen müssen als systemrelevant gelten und so lange wie möglich geöffnet bleiben.“ Dabei gehe es nicht primär um die Vermittlung von Lerninhalten, sondern um die Schule als Ort des sozialen Miteinanders, den man den Kindern nicht erneut verschließen dürfe – auch nicht durch Wechselunterricht. „Ich habe wirklich die Angst, wenn wir jetzt erstmal mit Distanz- und Wechselunterricht beginnen, wann wir da wieder rauskommen können. Das wäre doch frühestens im März oder April“, befürchtet Merkendorf.

Hernes Bildungsdezernent Andreas Merkendorf befürchtet, dass Distanz- oder Wechselunterricht, wenn er erstmal eingeführt wird, bis März oder April anhalten könnte.
Hernes Bildungsdezernent Andreas Merkendorf befürchtet, dass Distanz- oder Wechselunterricht, wenn er erstmal eingeführt wird, bis März oder April anhalten könnte. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Testen, impfen und Maskenpflicht seien drei Instrumente, die den Schulen zur Verfügung stünden und die man nutzen sollte, so der Schuldezernent. Zwar könne es durch Omikron auch zu einigen Erkrankungen oder Quarantänefällen bei den Lehrkräften und somit zu Unterrichtsausfällen kommen, aber deshalb dürfe nicht die ganze Schule geschlossen werden. Schließlich seien die Krankheitsverläufe bei Kindern auch milde.

Herner GEW steht Präsenzunterricht skeptisch gegenüber

Das sieht Carsten Piechnik, Vorsitzender der Herner Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, etwas anders. Bei der Debatte um den Präsenzunterricht müsse offen und ehrlich gesagt werden, wie viele Tote und Fälle von Long Covid man bereit sei als Opfer zu erbringen, um die Schulen offen zu halten. „Schulen sind anders als es das Schulministerium immer betont keine sicheren Orte, sondern Teil des Infektionsgeschehens“, sagt er. Bereits vor den Weihnachtsferien hatte es an Schulen in Herne erste Omikron-Fälle gegeben, die zahlreiche Quarantänen für Schülerinnen und Schüler mit sich brachten.

Auch er sieht, wenn die Schulen geöffnet bleiben, Tests für alle als eine sinnvolle Schutzmaßnahme, die ergriffen werden sollte. Er würde nach den Ferien jedoch einen Start im Wechselunterricht befürworten, bis alle Schülerinnen und Schüler getestet wurden und die Situation realistisch eingeschätzt werden könne. „Bei Präsenzunterricht geht man ein doppelt so hohes Risiko ein, in einer Situation des Nebels, wo man nicht so richtig sieht, wie die Lage gerade wirklich ist.“

Schülersprecherin betont Bedeutung von Präsenzunterricht

Und wie schätzen Schüler die Situation ein? Welchen Weg würden sie präferieren? Kathi Franziska Schröder ist Sprecherin der Stadtweiten Schülervertretung in Herne und betont, wie wichtig der Präsenzunterricht gerade für die Oberstufe mit Blick auf die Abschlussprüfungen aber sicherlich auch für die übrigen Schüler sei. „Für uns Schüler ist es schwierig, nicht zu wissen, wie es weitergeht und abzuschätzen, wie lange die Lage noch anhält.“

Wenn durch Omikron mehr Vorsicht geboten sei, dann seien Selbsttests für alle ein guter Weg, so die Schülerin des Gymnasiums Wanne. „Eigentlich testen sich bisher wirklich nur die, die nicht geimpft sind, aber ich denke, dass viele bereit wären, es wieder zu tun.“ Nach den Ferien wolle sie in der Schülervertretung darüber sprechen, ob sie die Mitschüler dazu aufrufen, dass sich alle wieder regelmäßig freiwillig testen, unabhängig vom Impfstatus, damit die Schulen möglichst lange geöffnet bleiben können.

>>> WEITERE INFORMATIONEN: Kultusminister beraten

In einer Sondersitzung der Kultusminister am Mittwoch, 5. Januar, möchten diese über den weiteren Präsenzunterricht in Schulen sprechen.

• Außerdem soll beim Corona-Gipfel am Freitag über die Quarantäneregeln in Bezug auf die Omikron-Variante beraten werden. Auch diese Entscheidung wird große Auswirkungen auf die Schulen haben.

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