Herne. Am Donnerstag wird die Landesregierung entscheiden, ob die Maskenpflicht in den Klassenräumen aufgehoben wird. So ist die Stimmung in Herne.
Am kommenden Donnerstag wird die Landesregierung entscheiden, ob die Maskenpflicht in den Klassenräumen aufgehoben wird. Die Entscheidung über den weiteren Umgang mit der Maskenpflicht am Sitzplatz werde „innerhalb der Landesregierung erörtert, nicht zuletzt auch unter Berücksichtigung der Expertise des Gesundheitsministeriums“, hat das NRW-Schulministerium vor wenigen Tagen mitgeteilt. An den Herner Schulen wird ein Wegfall der Pflicht kritisch gesehen, wie eine Umfrage der Herner WAZ offenbart.
Er halte es für problematisch, wenn die Pflicht wegfalle, sagt Stefan Lindemann, Leiter der Realschule an der Burg und Sprecher der Herner Realschulen. Masken seien ein einfaches, aber effektives Mittel, um Infektionen mit dem Coronavirus zu verhindern. Würde sich das Land zum jetzigen Zeitpunkt - also bei steigenden Infektionszahlen - gegen die Pflicht entscheiden, wäre ihm das „schleierhaft“ Lindemann: „Ich bin kein Freund der Masken, aber was sein muss, muss sein.“ Zumal die Impfquote an der Schule bislang nicht sehr hoch sei.
Realschulleiter: Ohne Maske muss fünfmal in der Woche getestet werden
Bislang würden die Mädchen und Jungen in der Schule dreimal in der Woche getestet, ohne Maskenpflicht müsste es nach Lindemanns Ansicht fünfmal sein. Nach seiner Wahrnehmung würden auch zahlreiche Schüler die Aufhebung der Pflicht als problematisch ansehen.
Lothar Heistermann, Leiter des Hans-Tilkowski-Schule, ist in der Maskenfrage zwiegespalten. Auf der einen Seite könne er es gut nachvollziehen, wenn die Kinder ihre Freiheit zurückbekommen, auf der anderen Seite seien die Masken zwar unangenehm, würden aber Infektionen verhindern. „Ich persönlich würde die Maske weiter nutzen.“ Heistermann sieht sie als notwendiges Übel. Bei den Schülern habe es in der Vergangenheit keine Ablehnung gegeben. Er sei neugierig, ob die Jugendlichen die Masken aufbehalten, wenn sie es nicht mehr müssen.
Schülervertretung des Haranni-Gymnasiums will für das Tragen der Maske werben
Nicole Nowak, Leiterin des Haranni-Gymnasiums und Sprecherin der Herner Gymnasien, hat die Wahrnehmung, dass unter den Kolleginnen und Kollegen, aber auch in der Schülerschaft, nicht per se ein Fall der Maskenpflicht gewünscht werde. Viele sähen so eine Entscheidung skeptisch, gerade angesichts der Entwicklung der Inzidenzen. Die Schülervertretung überlege sogar, in die Klassen zu gehen und für das Tragen der Masken zu werben, sollte die Pflicht fallen. Auch die Schülervertreter, die in der Schulkonferenz sitzen, seien einhellig der Meinung, dass man so lange Maske tragen sollte, so lange nicht genug Menschen geimpft seien, wenngleich es gerade für die jüngeren Schüler eher eine Last sei als für die älteren. Sollte die Anordnung des Landes kommen, dass die Pflicht fällt, würde sie als Schulleiterin eine Aktion der Schüler zulassen.
Selim Erdogan, Schülersprecher des Haranni-Gymnasiums bestätigt im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion, dass die SV so eine Aktion durchführen werde, sollte das Land die Maskenpflicht kippen. Schon als die Maskenpflicht zum ersten Mal gefallen sei, seien die Schülervertreter durch die Klassen gegangen und hätten die Schüler zur Solidarität und zum Tragen der Masken aufgerufen, damit der Unterricht weiter in Präsenz stattfinden kann. Die Resonanz der Schüler sei schon bei der Premiere sehr gut gewesen, kaum einer habe die Maske abgesetzt. Obwohl man klar darauf hingewiesen habe, dass es freiwillig sei. Nun würde man diese Aktion wiederholen, gerade angesichts der Inzidenz-Entwicklung und der Impfquote.
Als Mutter ist Çağıl Koyuncu zwiegespalten: „Bei dem Thema schlagen in meiner Brust zwei Herzen.“ Auf der einen Seite sei es für die Kinder wichtig, dass sie endlich keine Masken mehr tragen müssten. Denn gerade die Kleinen arbeiteten viel über Mimik und Gestik, „man weiß noch gar nicht, was die Distanz und das Maskentragen für spätere psychische Folgen haben wird“, sagt Koyuncu, die Mutter eines Kindes am Pestalozzi-Gymnasium ist. Auf der anderen Seite sei die Gefahr groß, dass sich gerade die ungeimpften Kinder mit dem Coronavirus infizieren und es dann möglicherweise in die Familien tragen. Das größte Problem sei aber, dass die Entscheidungen der Politik nicht transparent seien. „Warum endet die Maskenpflicht nicht erst am 1. Januar?“ Nötige Erklärungen für den jetzigen Zeitpunkt fehlten, „wodurch wir uns als Eltern ausgeliefert fühlen“.
>>> DAS SAGT DIE GEWERKSCHAFT
■ Aus Sicht von Carsten Piechnik, Herner Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, stellt sich die Stimmungslage bei den Kollegen so dar:
■ Es gebe im Großen und Ganzen zwei Gruppen: Die eine würde eher zum Ende der Maskenpflicht tendieren, weil die Situation für alle Beteiligten kaum erträglich und der Schaden - zum Beispiel wegen der fehlenden Mimik - zu groß sei.
■ Auf der anderen Seite gebe es jene, die sagen: So lange es keinen weiteren Schutz gebe, Abstandsregeln aufgehoben worden seien und Möglichkeiten wie Luftreiniger nicht genutzt worden seien, müssen die Masken weiter getragen werden.