Herne. Rentner Peter Rummelt aus Wanne-Eickel hat bereits 36 Stücke komponiert. Was die Aufführung kompliziert macht: Er hat die Lieder nur im Kopf.

Durch das Klatschen des Publikums erhebt sich eine Stimme: „Liebe Freunde der klassischen Musik. Es folgt die Welturaufführung von ,Peters Neunte’. Der Komponist ließ es sich nicht nehmen, selbst zum Taktstock zu greifen. Eine kleine Sensation: Er dirigiert ohne Noten aus dem Kopf!“ Dann setzen die Streicher ein. Bloß: Die Streicher kommen vom Keyboard, und der Komponist hat sich auf dieser CD-Aufnahme soeben selbst angekündigt: Peter Rummelt aus Wanne-Eickel.

Rentner komponiert: „Wir lieben den Mond von Wanne-Eickel“

„Alles mit einem Augenzwinkern“, kommentiert der Rentner, als er in seiner Wanner Wohnung mit dem CD-Player die vermeintliche Uraufführung seiner Sinfonie in D-Moll abspielt. Es ist eine von rund 36 eigenen Kompositionen, die sich der 75-Jährige in seinem Ruhestand bereits ausgedacht hat.

Stücke wie „Wir lieben den Mond von Wanne-Eickel“ sind seiner Wahlheimat gewidmet, in der er seit den 80er-Jahren lebt. Mit „Wie schön, dass es Weihnachten gibt“ will er mehr Vielfalt in die Weihnachtsmusik bringen. Unter seinen Werken: viele Schlager, Balladen, Tanzmusik und klassische Instrumentalstücke.

Späte Berufung zum Komponisten

Senior Peter Rummelt hat rund 36 Stücke seit 2005 komponiert, die fünf Alben und eine Single-CD füllen.

Zuvor war Dr. Dr. Rummelt Privatdozent an verschiedenen Hochschulen im Bereich der Sportwissenschaft und hatte eine zeitlich befristete Professur für Pädagogik und Sportwissenschaft.

Allein: Eine Musikschule hat der ehemalige Hochschullehrer noch nie von innen gesehen. Einst hätte sein Vater gewollt, dass er eine Musikschule besuche, aber: „Keine Lust – ich habe früher lieber Fußball gespielt.“ Noten kann Peter Rummelt weder schreiben noch lesen. Und so entstehen die Kompositionen in seinem Kopf – und wandern von dort in sein Keyboard, das dank der Sound-Effekte dazu viele Rhythmen und Instrumente beisteuert.

Wanner Senior ließ bereits sechs Alben aufnehmen

Während seiner Berufsjahre an verschiedenen Universitäten habe er kaum komponiert, „höchstens mal zur Entspannung ein paar Schlager nachgeklimpert“, sagt Rummelt. „Nachdem ich 2005 in Rente gegangen bin, hatte ich viel Zeit – da hat mich die Muse geküsst. Danach sind diese ganzen CDs entstanden.“

Zu seinem Album „Tanzstunde mit Gisela und Peter“ könnte Peter Rummelt aus Wanne-Eickel bereits in der Tanzschule tanzen, die er mit seiner Frau besucht.
Zu seinem Album „Tanzstunde mit Gisela und Peter“ könnte Peter Rummelt aus Wanne-Eickel bereits in der Tanzschule tanzen, die er mit seiner Frau besucht. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Mittlerweile schon sechs: ein Album zur Silberhochzeit, „In Peters Musik-Salon“, „Peters Schlager Hitparade“, „Tanzstunde mit Gisela und Peter – in Standard und Latein“, die Single „Ich brauch ‘ne Currywurst“ und „Peters Crossover Instrumental-Musik“. „Da habe ich alle meine Instrumentaltitel darauf zusammengefasst“, erklärt Rummel. Darunter „Salsa aus Salzwedel“ – der Ort in Sachsen-Anhalt, aus dem seine Frau und er stammen, und Stücke wie „Carnival in Wanne“, „Volle Kanne in Wanne“ und „Wildwest in Wanne-Eickel“.

Komponist spielt Stücke im Tonstudio ein

Neben Heimatliebe und vielen heiteren Stücken findet sich in seinen Lieder, die online auf Soundcloud abspielbar sind, auch Bedrückenderes. „,Abschied für Immer’ ist eine Trauermelodie, die ich komponiert habe, als zwei Kumpels gestorben sind.“

„Wenn ich nachts nicht schlafen kann, fällt mir manchmal eine Melodie ein. Dann denke ich: ,Hoffentlich habe ich sie bis morgens nicht vergessen’“, berichtet Peter Rummelt in seinem Wohnzimmer in Wanne-Eickel.
„Wenn ich nachts nicht schlafen kann, fällt mir manchmal eine Melodie ein. Dann denke ich: ,Hoffentlich habe ich sie bis morgens nicht vergessen’“, berichtet Peter Rummelt in seinem Wohnzimmer in Wanne-Eickel. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Die Verwandlung seiner Ideen in Studioaufnahmen ist ein einigermaßen aufwendiger Prozess. Mit seinem Keyboard fahre er in ein Studio, so Rummelt, wo ein Tontechniker ihn aufnehme, die CD-Cover fertigstelle. Alle Kompositionen aus dem Kopf zu spielen für die Aufnahme, sei gerade bei längeren Stücken schwierig. „Bei 12 bis 13 Minuten verspielt man sich auch mal“, sagt Rummelt. Bei „Peters Neunte“ hätte er bei Minute sieben nicht mehr weitergewusst. „Dann haben wir unterbrochen und ich musste in meinem musikalischen Gedächtnis wühlen. Das hat ganz schön lang gedauert.“

Bigband der Herner Musikschule spielte Uraufführung

Diese unkonventionelle Art der Komposition erschwert anderen Musikerinnen und Musikern, seine Stücke aufzuführen. „Am 50. Geburtstag meiner Frau habe ich sie mit einem selbst komponierten Bigband-Titel überrascht, aufgeführt von der Bigband der Herner Musikschule“, berichtet Peter Rummelt, „Ich habe das Stück damals noch mit einem Diktiergerät aufgenommen, bin in deren Proberaum gegangen und habe es dort ab- und vorgespielt.“ Auf Grundlage des Gehörten hätte der Bandleiter dann die Sätze für die Band arrangiert.

Seine Kompositionen entstehen an seinen vier verschiedenen Tasteninstrumenten in der  Wanne-Eickeler Wohnung, berichtet Rentner Peter Rummelt.
Seine Kompositionen entstehen an seinen vier verschiedenen Tasteninstrumenten in der Wanne-Eickeler Wohnung, berichtet Rentner Peter Rummelt. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Einige rhythmusstarke Stücke hätte Rummelt bereits in der Tanzschule abspielen dürfen, die er und seine Frau besuchen. „Ich wollte mal hören, wie sich meine Titel auf einer so großen Anlage anhören“, berichtet der 75-jährige Wanne-Eickeler, „Die ganze Gruppe hat dann dazu getanzt und nicht bemerkt, dass die Titel von mir sind!“

Peter Rummelt wolle kein Geld mit seiner Musik verdienen

Mit seinen Kompositionen will der Rentner kein Geld verdienen. Er schenke die CDs Bekannten und Freunden und freue sich, wenn jemand seine Weihnachtsmelodie höre. „Ich war gespannt, ob meine Titel meinen Freunden gefallen“, gesteht Peter Rummelt, „Die Leistung haben alle honoriert, aber natürlich es ist nicht jedermanns Musik.“

Seine Hauptmotivation, Musik zu komponieren, sei die Neugier gewesen, „ob ich es schaffe, ein Lied fertigzumachen, was dann auch auf CD gepresst wird und mit dem Smartphone überall auf der Welt abgespielt werden kann“, so Rummelt. „Selbst auf Hawaii kann man ,Den Mond von Wanne-Eickel’ hören.“ Und es sei „obercool“, zur eigenen Musik mit dem Auto in den Urlaub zu fahren.

„Manchmal war die Melodie zuerst da, manchmal zuerst der Liedtext“, berichtet der Herner Komponist Peter Rummelt, „Doch mir gefallen die Lieder besser, wo die Melodie zuerst da war“.
„Manchmal war die Melodie zuerst da, manchmal zuerst der Liedtext“, berichtet der Herner Komponist Peter Rummelt, „Doch mir gefallen die Lieder besser, wo die Melodie zuerst da war“. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik