Herne. Die Corona-Krise sorgt für ein Beben im Herner Karneval: Der Rosenmontagszug und die große Prinzenproklamation fallen aus. Das ist nicht alles.

Schluss mit lustig: Im kommenden Jahr gibt es in Herne keinen Rosenmontagszug. Das sagt Kai Gera, Vizepräsident der HeKaGe, zur WAZ. Grund ist die Corona-Pandemie. Abgesagt worden sei auch die Prinzenproklamation mit 700 Gästen am 20. November im Kulturzentrum. „Das Risiko ist zu groß“, begründet Gera. Ob im Januar und Februar die anderen großen Karnevalsbälle stattfinden können, stehe in den Sternen.

Die Landesregierung hatte in der vergangenen Woche festgelegt, dass auch im Karneval die Coronaschutzverordnung gelte. Konkret: Karnevalsumzüge, Bälle und Partys ohne Beachtung des Abstandsgebotes sind nicht erlaubt. Mehrere Städte, darunter Düsseldorf, sagten deshalb den Rosenmontagszug bereits ab, andere prüfen noch. Nun zieht auch Herne die Reißleine. Herne sei zwar nicht mit den Karnevalshochburgen am Rhein zu vergleichen, aber auch in dieser Stadt stünden während des Umzugs von der Akademie Mont-Cenis bis nach Herne-Mitte Tausende Menschen auf den Straßen. An den Knotenpunkten, darunter vor allem am Robert-Brauner-Platz, knubbelten sich dabei die Menschen. Abstand halten sei dort schwierig. Deshalb das Aus: „Die Gesundheit geht vor“, betont Gera. Das Risiko, dass sich Menschen beim Herner Karnevalsumzug mit dem Coronavirus anstecken, wolle er unbedingt vermeiden.

HeKaGe: Vereine brauchen jetzt Planungssicherheit

Natürlich hätte der Veranstalter HeKaGe, die 1. Herner Karnevalsgesellschaft, noch einige Wochen bis zu einer möglichen Absage warten können, in der Hoffnung, dass sich die Lage entspanne. Das aber habe die HeKaGe den vielen Vereinen, die sich am Umzug beteiligten, nicht antun wollen. Sie steckten viel Herzblut etwa in den Wagenbau und bräuchten nun Planungssicherheit.

Aber nicht nur der Rosenmontagszug, sondern ein Großteil der Session 2020/2021 steht in Herne auf der Kippe. Das Aus hat die HeKaGe bereits für besagte Prinzenproklamation am 20. November beschlossen. 700 feiernde Jecken und ein buntes Programm im Kulturzentrum - das sei in der aktuellen Lage nicht drin. Glück im Unglück: Die engagierten Künstler, darunter Stargast Bernd Stelter, zeigten Verständnis. Viele seien direkt fürs nächste Jahr verpflichtet worden.

„Sicherheit geht vor“: Kai Gera, Vize-Präsident der HeKaGe.
„Sicherheit geht vor“: Kai Gera, Vize-Präsident der HeKaGe. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski


Für die weiteren großen Saalveranstaltungen in dieser Session setzt HeKaGe-Vize Gera auf das Prinzip Hoffnung: Vielleicht könne im Januar und Februar wieder im größeren Rahmen gefeiert werden: „Wir wollen jetzt noch nicht alles absagen, wir haben noch fünf Monate.“ Es sind zusammen Tausende Jecken, die alljährlich bei der Weiberfastnacht, beim Frühschoppen, beim Kinderkarneval und bei der Prunksitzung im Kulturzentrum am Willi-Pohlmann-Platz schunkeln und singen.

Suche nach Corona-konformen Alternativen

Und wenn das Coronavirus hartnäckig bleibt? „Dann suchen wir nach Alternativen, die Corona-konform sind“, sagt Gera. Laut Land dürfen „kleine karnevalistische Kulturveranstaltungen“ stattfinden, wenn sie „den Vorgaben der Coronaschutzverordnung sowie den gebilligten Hygienekonzepten entsprechen“, so hieß es zuletzt aus der Staatskanzlei. Die HeKaGe will prüfen, in welchem Rahmen kleinere Veranstaltungen möglich sind, sollten die großen ausfallen. „Wir versuchen zu retten, was zu retten ist“, so Gera. Und wiederholt: „Die Gesundheit geht immer vor.“

Und was wird aus dem geplanten Prinzenpaar? Das sei natürlich nicht amüsiert, so der HeKaGe-Vize. Namen will er noch nicht nennen. Nur so viel: Ein Prinzenpaar werde es auf jeden Fall geben, und eine Proklamation, wenn auch im kleinen Rahmen, ebenso. Und auch, wenn am Ende viele bis alle Großveranstaltungen ausfallen: Das Prinzenpaar werde vermutlich dennoch eine komplette Session mit allem Drum und Dran erleben – es will auch in der Session 2021/2022 die Herner Narren anführen.