Herne. Der Fall Özcelik beschäftigt die Herner Sparkasse weiter: Im Verwaltungsrat wurde Kritik am Vorgehen der Sparkasse laut. Was die Betroffene sagt.

Die Herner Sparkasse kommt nach dem verlorenen Arbeitsgerichtsprozess gegen ihre Mitarbeiterin Nurten Özcelik nicht zur Ruhe: Im Verwaltungsrat wurde Kritik am Vorgehen der Sparkasse in dieser Sache laut. Auch Özcelik selber erhebt Kritik.

Zum Hintergrund: Die Herner Sparkasse hatte Nurten Özcelik, auch SPD-Ratsfrau, im Sommer 2020 fristlos gekündigt. Die 50-Jährige, damals in der Immobilienabteilung des Hauses beschäftigt, hatte Fehler im Immobilien-Geschäft eines Kollegen entdeckt und gemeldet, schilderte sie im Prozess. Daraufhin habe sie eine schlechte Beurteilung erhalten, die sie nicht akzeptiert habe. Nachdem sie ihren Parteifreunden Hernes SPD-Fraktionschef Udo Sobieski und Hernes SPD-Chef Alexander Vogt von der schlechten Beurteilung erzählt habe, schmiss die Sparkasse sie raus. Vorwurf: Die Mitarbeiterin habe ihre Treuepflicht verletzt. Sowohl das Arbeitsgericht Herne als auch das Landesarbeitsgericht Hamm in zweiter Instanz stellten dagegen klar, dass die fristlose Kündigung nicht rechtens war.

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Forderung: Bei Sparkasse muss nun Frieden und Ruhe einkehren

Beide Gerichte hatten nicht den geringsten Zweifel, dass die Herner Sparkasse falsch gehandelt hat. Es sei rechtens, den beiden Parteifreunden von einem schlechten Zeugnis zu erzählen, stellten die Richter klar. Selbst wenn Özcelik den beiden von dem Immobiliengeschäft erzählt hätte – was die Sparkasse glaubt, Özcelik aber verneint –, würde das einen Rausschmiss nicht rechtfertigen. Nach WAZ-Informationen gab es im Verwaltungsrat der Sparkasse, der am Donnerstag tagte, deshalb Redebedarf. Die Herner Sparkasse habe durch den Fall im öffentlichen Ansehen Schaden genommen, so eine kritische Stimme in Richtung Vorstand. Wenn sich das Unternehmen von Mitarbeitern trenne, dann müsse das auch rechtens sei. Es sei wichtig, so hieß es in dem Gremium, dass in dieser Sache nun endlich Frieden und Ruhe einkehre.

Ist an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt: Nurten Özcelik.
Ist an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt: Nurten Özcelik. © Funke Foto Services | Rainer Raffalski

Davon ist – zumindest im Moment – aber noch nicht auszugehen. Nurten Özcelik hat nun wieder bei der Sparkasse angefangen, nachdem sie Abfindungen abgelehnt hatte. Die Sparkasse hatte ihr zunächst 50.000 Euro angeboten, wenn sie freiwillig geht, und später zugesagt, den Betrag noch einmal „deutlich zu erhöhen“. Vergeblich: Die 50-Jährige wollte zurück. Nun sei sie wieder am Arbeitsplatz, sagt sie auf Anfrage der WAZ. Sie sei „froh, nach eineinhalb schwierigen Jahren wieder ins Berufsleben zurückgekehrt zu sein“. Allein: Ihr aktueller Arbeitsplatz entspreche nicht ihren vorherigen Tätigkeiten, moniert sie. Konkreter werden will sie nicht. Nur so viel: „Ich würde mir wünschen, dass mir die Menschen wieder mit dem gebotenen Respekt begegnen, so wie sich das die Politik Hernes in einer besonderen Kampagne auf die Fahne geschrieben hat“, sagt sie in Anspielung auf die Respekt-Kampagne der Stadt. Was die Politik vorzuleben verspreche, „sollte auch für alle Bereiche des öffentlichen Lebens in unserer Stadt gelten“, fordert sie.

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Herner Sparkasse äußert sich nicht

Und was sagt die Sparkasse? Hat sie Fehler gemacht, den Fall möglicherweise völlig falsch eingeschätzt? Ist es aus Sicht des Unternehmens möglich, wieder vertrauensvoll mit der Mitarbeiterin zusammenzuarbeiten? Und was hat der Rechtsstreit insgesamt gekostet? Die Sparkasse will Fragen wie diese nicht beantworten. Nur so viel: „Die Herner Sparkasse hat das Urteil des Landesarbeitsgerichts Hamm zur Kenntnis genommen und wird dieses selbstverständlich entsprechend umsetzen“, sagt Sparkassen-Sprecher Jörg Velling auf Anfrage der WAZ. Und er fügt an: „Die weiteren Fragen betreffen Betriebsinterna beziehungsweise die persönliche Sphäre unserer Mitarbeiterin. Wir bitten um Verständnis, dass wir uns hierzu nicht weiter äußern.“