Herne. In Herne werden keine neuen Verkehrsspiegel mehr aufgebaut, das stellte die Stadt nach einer Anfrage aus der Politik klar. Das sind die Gründe.

Die Stadt Herne baut keine Verkehrsspiegel mehr auf. Das bekräftigt Josef Becker, Leiter des städtischen Fachbereichs Tiefbau und Verkehr. Autofahrer, die sie nutzten, „schätzen die Lage völlig falsch ein“.

Das Thema Verkehrsspiegel kam in der Bezirksvertretung Wanne auf. Die SPD-Bezirksverordnete Ramona Cieslik berichtete von Beschwerden aus der Nachbarschaft: Für die Menschen sei das Herausfahren aus dem Heyermanns Hof in Richtung Wanne „eine schwierige Angelegenheit“. Wolle man nach links auf die Cranger Straße fahren, dann müsse man sich Stück für Stück herantasten, da die Sicht auf den Verkehr wegen der baulichen Situation eingeschränkt sei. Nicht zuletzt sei am Heyermanns Hof auch ein Sportplatz, die Straße werde von Vereinsmitgliedern nun wieder häufiger genutzt. „Die Installation eines Verkehrsspiegels“, so Cieslik, „könnte die prekäre Verkehrslage für Trainingsteilnehmer und Anwohner entschärfen.“

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Herne: Durch „Weitwinkeleffekt“ erschienen Fahrzeuge im Spiegel stets verkleinert

Josef Becker, der städtische Fachbereichsleiter, schüttelte nur mit dem Kopf. Verkehrsspiegel würden seit 25 Jahren nicht mehr aufgestellt. Anders in der Vergangenheit: Da seien sie an unübersichtlichen, schwer einsehbaren Einmündungen oder Grundstücksausfahrten aufgestellt worden. Es habe sich aber gezeigt, dass die Spiegel nicht zwingend zu einer Verbesserung der Situation geführt hätten, im Gegenteil: Sie seien „auch mit Unsicherheiten für Verkehrsteilnehmer verbunden“.

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Verkehrsspiegel geben nur eine unzureichende Übersicht über die Verkehrslage: Josef Becker, Leiter des Fachbereichs Tiefbau und Verkehr der Stadt Herne.
Verkehrsspiegel geben nur eine unzureichende Übersicht über die Verkehrslage: Josef Becker, Leiter des Fachbereichs Tiefbau und Verkehr der Stadt Herne. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Damit Autofahrer einen Überblick über die gesamte Verkehrssituation erhalten, seien die Spiegel gewölbt worden. Durch diesen „Weitwinkeleffekt“, so Becker, erschienen herannahende Fahrzeuge im Spiegel stets verkleinert: „Dies hat häufig zur Folge, dass Verkehrsteilnehmer aus der Größe des Fahrzeugs auf die Entfernung schließen und es so zu gefährlichen Fehleinschätzungen auch hinsichtlich der Geschwindigkeit kommt.“ Zudem sei die Position der Spiegel regelmäßig durch äußere Einflüsse, etwa Wind und Regen, verändert worden, auch Menschen hätten sie – unbefugt – verdreht, „so dass häufig nur eine unzureichende Übersicht auf die jeweilige Verkehrssituation bestand“. Dies habe ebenfalls zu Unsicherheiten bei Verkehrsteilnehmern geführt.

Deshalb würden in Herne Verkehrsspiegel nicht mehr aufgestellt – auch nicht an der Kreuzung Heyermanns Hof/Cranger Straße. Im Übrigen habe die Polizei an dieser Stelle in den vergangenen drei Jahren keinen Unfall aufnehmen müssen. Die bereits aufgebauten Verkehrsspiegel hätten aber einen Bestandsschutz, so Becker.

>>> KEIN VERKEHRSZEICHEN

■ Grundsätzlich zählt der Verkehrsspiegel nach der Straßenverkehrsordnung nicht als Verkehrseinrichtung und ist somit auch kein Verkehrszeichen.

■ Stattdessen handelt es sich dabei lediglich um ein Hilfsmittel.