Spieglein, Spieglein an der Wand . . . Während der Spiegel in dem bekannten Grimmschen Märchen unbestechlich die Wahrheit wiedergibt, ist das nach Ansicht des Herner Tiefbauamtes bei Verkehrsspiegeln keineswegs gegeben. „Sie täuschen eine Sicherheit vor, die es nicht gibt“, so Tiefbauamtschef Josef Becker. „Fahrradfahrer sind bei Spiegeln oft sehr schlecht zu erkennen, Entfernungen und Geschwindigkeiten werden falsch eingeschätzt.“ Deshalb bringe die Stadt Herne schon seit 20 Jahren keine Verkehrsspiegel mehr an, baue sie im Gegenteil bei Beschädigungen sogar nach und nach ab.

Deshalb zeigte sich Josef Becker bei der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Eickel nicht wirklich glücklich darüber, dass der Verkehrsspiegel „Im Östern/Eickeler Bruch“ ersetzt worden ist. Es habe dort in den vergangenen Jahren zwar zwei Unfälle gegeben, teilte er auf Anfrage von Michael Eilebrecht (Piraten) mit. Sie betrafen aber geparkte Fahrzeuge und hätten nichts mit der Verkehrssituation vor Ort zu tun gehabt, so Josef Becker.

Grundsätzlich genehmige die Stadt Verkehrsspiegel nur noch in Ausnahmefällen und auf Antrag von privater Seite, die auch für die Kosten und Folgekosten aufkommen müsse. Außerdem müssten Stadt und Polizei den Bedarf feststellen. Typisches Beispiel: Eine Ein- und Ausfahrt ist durch eine beidseitige hohe Hecke schlecht einsehbar. „Der Autofahrer“, so Becker, „ist in jedem Fall verpflichtet, sich entsprechend vorsichtig vorzutasten und notfalls auswinken zu lassen.“ Der Spiegel sei nur ein zusätzliches Hilfsmittel. Alternativ könne der Eigentümer auch dazu verpflichtet werden, die Hecke entsprechend zurückzuschneiden oder sogar zu entfernen.

Im konkreten Fall „Im Östern/Eickeler Bruch“ hätten alternativ auch ein Rechtsfahrgebot angeordnet und die Länge des Parkstreifens reduziert werden können - Maßnahmen, so der Herner Tiefbauamtschef, die sicher nicht auf Begeisterung gestoßen wären: „Aber wir wollen für Probleme ja pragmatische Lösungen finden.“