Herne. Herne hat ein Konzept zum Austausch störender Straßenbäume erstellt. Warum es schon zum Start der Umsetzung heftige Auseinandersetzungen gibt.
Schäden an Dachrinnen und Fassaden sowie in Kellern, angehobene Gehwegplatten, Verschattungen: Weil immer mehr
Anwohner
über negative Auswirkungen von
Straßenbäumen
geklagt hatten, hat die
Stadt
2019 nach mehrjährigem Vorlauf und nicht zuletzt auf Druck der
CDU
eine Prioritätenliste mit Straßen erstellt, auf denen Bäume gefällt und durch
Neupflanzungen
möglichst am selben Standort ersetzt werden sollen. Doch schon zum Start der Umsetzung auf der Blücherstraße in Horsthausen gibt es heftige politische Auseinandersetzungen und enttäuschte Anwohner.
Stadtgrün warnt vor „massiven Schädigungen“
Die zuständige Bezirksvertretung Sodingen hat am Mittwochabend die Beschlussvorlage der Verwaltung kräftig gestutzt. Die Stadt hatte die Fällung von vier Platanen sowie eine drastische Kappung von 17 weiteren Platanen vorgeschlagen, beschlossen wurde aber letztlich nur die Fällung eines mitten in einer Einfahrt stehenden Baumes, für den andernorts drei neue Bäume gepflanzt werden sollen. Das Entfernen von drei weiteren Platanen, die auf der Blücherstraße am Rande von Einfahrten stehen und laut Stadt die „Zufahrt beeinträchtigen“, lehnten SPD, Grüne und Linke dagegen ebenso ab wie den drastischen Rückschnitt von 17 Platanen, die nach Angaben von Anwohnern Dächer verschmutzten und Dachrinnen verstopften.
Die SPD sehe keine Notwendigkeit, die drei Bäume in den Einfahrten zu fällen, sagte
Bezirksfraktions-Chef Ernst Schilla.
Und: Die Kappung der 17 Platanen lehnten sie ab, weil sie hier dem „Rat der Fachleute“ folgten. Er bezog sich auf den Vortrag von Stadtgrün-Chef Heinz-Jürgen Kuhl. Dieser hatte bereits bei einem Ortstermin des Bezirks am Nachmittag und auch am Abend in der Sitzung erklärt, dass ein Zurückschneiden der 17 Bäume auf Höhe des 1. Stockes zunächst zu „massiven Schädigungen“ und später unausweichlich zur Fällung führen würden. Ähnliches sei ihnen vor rund 18 Jahren an der Gräffstraße in Herne-Mitte passiert.
CDU kritisiert „Umschwung“ in der Verwaltung
Die CDU-Bezirksfraktion sowie die CDU-Stadtverordnete Barbara Merten konnten die Haltung der Stadt (und auch der
Kooperationspartnerin
SPD) nicht nachvollziehen. „Ich verstehe diesen Umschwung nicht“, sagte Merten, die bis vor Kurzem Vorsitzende des Umweltausschusses war. Sie verwies darauf, dass die Verwaltung die Blücherstraße auf Platz 1 der Prioritätenliste gesetzt und noch im Februar im Umweltausschuss die Fällung und Kappung der Platanen signalisiert habe.
Für die Anwohner der Blücherstraße erinnerten Margret und Georg Grzesiak in der Sitzung zudem daran, dass es aufgrund der „seit Jahrzehnten“ auftretenden Problemen mit den Platanen bereits 2009 einen Beschluss der Politik für die Fällung der Straßenbäume und den für Neupflanzungen notwendigen Umbau des Straßenraums gegeben habe. Dieser sei jedoch aufgrund der Haushaltssituation nicht umgesetzt worden. Auch heute wäre das nicht zu finanzieren, so Stadtgrün-Chef Kuhl.
Er wies den Vorwurf der CDU zurück, dass es bei der Verwaltung seit Februar zu einem grundsätzlichen Umdenkprozess gekommen sei. Eine zusätzliche Information habe es seitdem allerdings gegeben: Laut der neuen Herner Klimakarte sei das Horsthauser Viertel schon jetzt ein „Hotspot“; durch eine Fällung bzw. Kappung würde die Erhitzung auf der Blücherstraße sogar noch zunehmen. „Es wäre töricht, wenn ich das gar nicht berücksichtigen würde“, so Kuhl.
Probleme bei Einsatz der Feuerwehr
Auch hier gab es Widerspruch von Anwohnern. „Ich bin für Klimaschutz. Aber wenn Klimaschutz Vorrang vor der Sicherheit der Bürger hat, verstehe ich die Welt nicht mehr“, sagte Margret Grzesiak. Hintergrund: Im November hatte die Feuerwehr bei einem Einsatz auf der Blücherstraße nach Aussagen von Stadt und Anwohnern mehr als 20 Minuten benötigt, um eine Drehleiter an einem Dachgeschoss anzubringen.
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Die Bezirksvertretung forderte Stadtgrün dazu auf, mit der Feuerwehr zu klären, ob dies auf die (dicht an den Häusern stehenden) Platanen zurückzuführen sei und ob hier möglicherweise Handlungsbedarf bestehe. Kuhl bestätigte zudem den Hinweis der CDU, dass eine Anwohnerbeschwerde über durch Baumwurzeln verursachte Schäden in einen Keller vorliege. Das Rechtsamt prüfe die Eingabe derzeit. Wenn sich der Hinweis bestätigen sollte, werde die Stadt in diesem Einzelfall - wie üblich - die notwendigen Schritte einleiten.