Herne. Immer mehr Herner Firmen sagen aufgrund der aktuellen Corona-Lage ihre Weihnachtsfeiern ab. Das trifft vor allem die Gastronomen erneut hart.

Das Jahresende ist die Zeit der Weihnachtsfeiern – ob privat oder in Unternehmen. Doch angesichts der rasant steigenden Infektionszahlen sagen zahlreiche Firmen das gesellige Beisammensein ab. Die Folge: Die für die Gastronomie so wichtige Vorweihnachtssaison könnte sich nach dem Lockdown im vergangenen Jahr erneut zum Desaster entwickeln. Auch wenn Restaurants und Gaststätten unter 2G-Vorgaben öffnen dürfen.

„An einem Tag haben 500 Personen abgesagt“, sagt Markus Galland, Inhaber des Haus Galland. „Das waren drei Feiern in den kommenden Tagen.“ Seit Anfang der Woche seien 15 Feiern abgesagt worden. Was den Gastronom schockiere: Viele der Firmen sagten die Feiern nicht aufgrund der steigenden Inzidenzen ab, „sondern weil es bereits Corona-Fälle in den Firmen gibt“. Während einige Unternehmen ihre Feiern erst kurz vorher absagten, gäbe es auch bereits Absagen für Mitte Dezember. Die Situation werde sich in den kommenden Wochen nicht verbessern, prognostiziert Galland. Einziges Trostpflaster: Die Eisstockbahn und die separaten, beheizten „Gewächshäuser“ seien weiterhin sehr beliebt. Weil auf der Bahn an der frischen Luft gespielt werden könne, fragten einige Firmen bereits an, ob sie ihren gebuchten Zeitraum verlängern könnten. „Das ist aber leider meistens nicht möglich, die Bahn ist oft ausgebucht.“

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Herner Firma ist das Restrisiko zu groß

Bereits vor einer Woche hat Reifen Stiebling die Notbremse gezogen und die Weihnachtsfeier abgesagt. Ursprünglich wollte Geschäftsführer Christian Stiebling mit rund 100 Mitarbeitern aus mehreren Filialen in der Event-Arena im Gysenbergpark feiern. Daneben sollte es weitere Feiern für die Kollegen aus den weiter entfernten Standorten geben, unter anderem hat Stiebling in Bocholt ein Geschäft. Gerade weil im vergangenen Jahr schon alles ausgefallen sei, sei die Vorfreude groß gewesen. Die Feier wäre eine Gelegenheit gewesen, damit sich manche Mitarbeiter kennenlernen.

Zwar hätte die Party im Freien stattgefunden und unter 2G-Bedingungen, ihm sei das Restrisiko dennoch zu groß gewesen. Stiebling will jede Möglichkeit ausschließen, dass eine Infektion in verschiedene Filialen getragen wird und für gleich mehrere Schließungen und Umsatzausfälle sorgt. Selbstverständlich sei der Frust in der Belegschaft groß, Stiebling denkt nun über ein Fest im kommenden Frühjahr oder Sommer nach.

Sommerfeste mussten bereits abgesagt werden

Auch bei der Silex GmbH, Herner Produzent von Silikonprodukten, haben Weihnachtsfeiern eine lange Tradition. Nach der Absage im vergangenen Jahr habe man die stille Hoffnung gehabt, dass es diesmal klappt, so Dirk Möller, einer der drei Geschäftsführer. Bei 100 Personen bedürfe dies aber einer längeren Planung. Eine konkrete Planung habe die Lage aber nicht hergegeben. „Wir hatten unter Kollegen und Mitarbeitern dann überlegt, spontan gegebenenfalls eine Art „Mitbringparty“ zu organisieren. Zu unserem Bedauern ist das aus heutiger Sicht auch nicht möglich und wir haben die Feier endgültig abgesagt“, so Möller.

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Die Sommerfeste, bei denen Mitarbeiter mit ihren Familien eingeladen würden, hätten in diesem und vergangenen Jahr nicht stattgefunden. Trotz der stabilen Infektionslage im Sommer hätte sich die Geschäftsführung aus Sicherheitsgründen dagegen entschieden, was sehr schade sei. „Im nächsten Jahr wollen wir unser 30-jähriges Bestehen feiern. Wir hoffen, dass uns Corona da keinen Strich durch die Rechnung macht“, sagt Möller.

Silvesterveranstaltung in Herner Restaurant ist noch in Planung

So wie Stiebling denken offenbar zahlreiche andere Firmen. Hendrik van Dillen, Betreiber der Guten Stube, berichtete im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion, dass es seit rund 14 Tagen mehr Stornos als neue Buchungen hagele. „Die Unsicherheit ist deutlich spürbar.“ Die kann er völlig nachvollziehen, er sei ja bei der eigenen Betriebsfeier hin und her gerissen. Van Dillen rechnet mit Umsatzverlusten im November von rund 30 Prozent. Und der Dezember komme ja noch. „Wir schmücken gerade weihnachtlich, aber wir wissen nicht genau, wofür eigentlich.“

Noch sei auch eine Silvesterveranstaltung in Planung. Wenn es demnächst womöglich eine Regelung gebe, nach der Restaurants ab 20 Uhr schließen müssen, würde die Gute Stube erst gar nicht geöffnet. Der Betrieb gehe erst um 18 Uhr los, da reiche die Zeit nicht für ein Mehrgang-Menü.

>>>Diese Regeln gelten

In Restaurants gilt – wie im gesamten Freizeitbereich – mit der neuen Coronaschutzverordnung die 2G-Regelung – nur Geimpfte und Genesene haben also Zutritt. Die neue Verordnung ist am Mittwoch, 24. November, in Kraft getreten.

Die Arbeitgeber haben ein Anrecht darauf, zu erfahren, ob ihre Beschäftigten geimpft sind.