Herne. Der Herner Revierpark soll für 5 Millionen Euro umgestaltet und aufgewertet werden. Warum das Projekt kurz vor Baubeginn fast gescheitert wäre.

Der Revierpark Gysenberg soll für mehr als 5 Millionen Euro eine Frischzellenkur erhalten. Der Regionalverband Ruhr (RVR) und die Herner Revierpark GmbH planen unter anderem eine ökologische Aufwertung, einen neuen Haupteingang, zusätzliche Spiel- und Sportachsen sowie mehr Barrierefreiheit. Mehrere Jahre nach Grundsatzbeschlüssen im Ruhr-Parlament und im Herner Rat wäre das Großprojekt kurz vor dem für Anfang 2022 terminierten Baubeginn fast noch ins Straucheln geraten - und zwar durch ein Veto der Bezirksvertretung Sodingen gegen einige der geplanten 40 Baumfällungen.

Gutachten: Bezirksvertretung muss beteiligt werden

Dass das Vor-Ort-Parlament überhaupt noch ein Mitspracherecht erhalten hat, hatten die Verantwortlichen nicht auf der Rechnung. Laut Ortssatzung sei der Bezirk hier eigentlich nicht entscheidungsbefugt, sagt Lothar Przybyl zur WAZ. Auch in den anderen vier Revierpark-Städten seien die jeweiligen Bezirksvertretungen nicht beteiligt gewesen. Ein von der Stadt Herne in Auftrag gegebenes Gutachten habe jedoch das Ergebnis gebracht: Die Bezirksvertretung Sodingen muss den Baumfällungen zustimmen.

Revierpark-Geschäftsführer (und Sozialdemokrat) Lothar Przybyl hatte am Mittwochabend in der Bezirksvertretung Sodingen wenig zu lachen: Die SPD warf ihm vor, das politische Gremium umgehen zu wollen.
Revierpark-Geschäftsführer (und Sozialdemokrat) Lothar Przybyl hatte am Mittwochabend in der Bezirksvertretung Sodingen wenig zu lachen: Die SPD warf ihm vor, das politische Gremium umgehen zu wollen. © Fabian Dobbeck

Bei einem Ortstermin am Montag und auch in der Sitzung der Bezirksvertretung am Mittwochabend in der Akademie Mont-Cenis machten insbesondere SPD und Grüne Bedenken gegen die Fällungen einzelner Bäume geltend. Eine Forderung: Gesunde Bäume sollten nicht zur Herstellung von „Sichtachsen“ gefällt werden.

RVR rückt mit Großaufgebot in Sodingen an

Die einzelnen Bedenken konnten von dem Großaufgebot des offenbar nervös gewordenen RVR - gleich vier Planer waren in Sodingen angetreten - und auch Stadtgrün-Chef Heinz-Jürgen Kuhl größtenteils ausgeräumt werden. Zahlreiche Bäume hätten ihr Lebensalter bereits erreicht, andere würden den Umbau nicht überstehen oder müssten für die Barrierefreiheit weichen. Für die gefällten 40 Bäume soll es 97 Ersatzpflanzungen geben.

Mit „Bauchschmerzen“ stimmten schließlich alle Bezirksverordneten den Baumfällungen zu. Man sei grundsätzlich begeistert über die Pläne des RVR, so Bezirksbürgermeister Mathias Grunert. Und CDU-Fraktions-Chef Markus Lülf sprach von einem „Riesengewinn“ für Herne.

Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert (SPD) und Bezirkspolitiker machten Bedenken geltend, lobten aber die grundsätzlichen RVR-Pläne für den Gysenberg.
Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert (SPD) und Bezirkspolitiker machten Bedenken geltend, lobten aber die grundsätzlichen RVR-Pläne für den Gysenberg. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

An der Grundsatzkritik am Ablauf des Verfahrens änderte dies jedoch nichts. SPD-Fraktionsvorsitzender Ernst Schilla warf der Revierpark GmbH vor, dass diese die Baumfällungen an der Bezirkspolitik vorbei habe durchziehen wollen. Hinter vorgehaltener Hand seien sie sogar gewarnt worden, dass das Fällen einzelner Bäume die gesamte Planung kippen könnte. Schilla und auch Grunert kritisierten, dass die Vorlaufzeit für die Bezirksvertretung viel zu kurz gewesen sei.

Revierpark-Chef Lothar Przybyl wies alle Vorwürfe zurück und sprach zunächst von einem transparenten Verfahren. Nach dem Votum für die Baumfällungen kündigte er jedoch an, dass der Revierpark sich künftig „ganz anders bemühen“ werde bei der Einbeziehung der Bezirkspolitik und entschuldigte sich sogar.

Geplant: Mehr Artenvielfalt, zusätzliche Angebote und ein großes „R“

17 Monate Bauzeit hat der RVR für die Umgestaltung am Gysenberg veranschlagt. Nach Abschluss der Arbeiten soll ein 4,5 Meter großes „R“ den Eingangsbereich schmücken. Der Park soll ökologisch aufgewertet, die Artenvielfalt erhöht werden. Geplant sind auch zusätzliche Freizeitangebote zum Beispiel für Mountainbike- und BMX-Fahrer.

Die großen Wiesen, der Baumbestand, die historische Promenade und das Naturerleben im Süden (Ökopark) sollen erhalten bleiben und an einigen Stellen durch Blühinseln sowie Sitz- und Liegebereiche ergänzt werden. Außerdem soll ein „Grünes Zimmer“ insbesondere für Schulen und Kitas eingerichtet werden. Motto des „neuen“ Parks: „Natur und Tivoli“.

>> Hohe Investitionen

Rund 28 Millionen Euro will der Regionalverband Ruhr in die fünf Revierparks in Herne, Duisburg, Bottrop, Dortmund und Gelsenkirchen investieren.

Die Europäische Union und das Land steuern 80 Prozent bei, die restlichen Mittel bringt der RVR auf.