Herne. Im Frühjahr 2020 brannte ein Stall des Herner Hofes Heiermann nieder, 2656 Ferkel starben. Die WAZ fragte, wie es danach weiterging.

Es war am späten Nachmittag des 18. März vergangenen Jahres, als bei der Herner Feuerwehr ein Alarm einging. Sie wurde zur Gerther Straße an der Stadtgrenze zu Bochum gerufen. Als die Kräfte dort ankamen, sahen sie, dass ein Stall auf einem Bauernhof in Flammen stand. Es war ein fataler Brand. Der Stall brannte bis auf die Außenmauern nieder, 2656 Ferkel starben in den Flammen. Nun sprach die Herner WAZ mit Landwirt Stephan Heiermann über das Geschehen und die aktuelle Entwicklung.

Er habe in den ersten Tagen nach dem Brand „nur noch funktioniert“, erzählt Heiermann. Seine erste und größte Sorge habe seinem Mitarbeiter gegolten. Der sei beim Brand lebensgefährlich verletzt worden, habe zeitweise im Koma gelegen. Vor wenigen Tagen habe der Mitarbeiter seine berufliche Wiedereingliederung begonnen. Doch ob er psychisch wieder in der Lage sei, zu arbeiten, müsse man abwarten. Heiermann: „Eine echte Brandursache konnte übrigens nie ermittelt werden. Man geht von einer Gasverpuffung in Kombination mit einem technischen Defekt aus.“

Die Sauenhaltung war zum Glück nicht vom Brand betroffen

So hoch die Zahl der verendeten Ferkel auch war, seine Existenz sei nicht bedroht gewesen, erzählt der 48-Jährige. Dazu muss man das Geschäftsmodell kennen: Die Ferkel, die die Muttertiere auf dem Hof gebären, bleiben zunächst 21 Tage bei den Säuen und werden dann bis zu einem Gewicht von 25 Kilogramm aufgezogen. Danach werden sie an Mastbetriebe verkauft. Heiermann ist also Teil des durchgetakteten Fleischerzeugungs-Prozesses. Da die Sauenhaltung von dem Brand nicht betroffen gewesen sei, habe er recht schnell seine Ferkel weiter vermarkten können, allerdings mit einem geringeren Gewicht und damit allerdings auch mit Preisabschlägen.

Die Feuerwehr rückte mit einem Großaufgebot an, konnte jedoch nicht verhindern, dass der Stall bis auf die Außenmauern niederbrannte.
Die Feuerwehr rückte mit einem Großaufgebot an, konnte jedoch nicht verhindern, dass der Stall bis auf die Außenmauern niederbrannte. © OH

Er habe bisher konventionell gearbeitet und werde es auch in Zukunft tun, so Heiermann. Allerdings habe er den Brand zum Anlass genommen, um über die Haltungsform nachzudenken. Das Resultat: Er wird sie ändern. Der abgebrannte Stall sei geschlossen gewesen, der neue werde eine offene Bauweise haben. Damit könnte womöglich das Thema Geruchsbelästigung in der Nachbarschaft wieder aufflammen (das war 2012 schon mal der Fall), doch er erfülle alle gesetzlichen Vorgaben, so Heiermann. In dem Stall werde es auch keine Ventilatoren geben, sondern einen Lichtfirst. Und die Ferkel würden nicht mehr auf Spalten stehen, sondern auf Stroh. Er habe sich in den vergangenen Monaten verschiedene Betriebe angesehen, die so arbeiten. Inzwischen habe er den Bauantrag bei der Stadt Herne eingereicht.

Heiermann weist darauf hin, dass mit der Steigerung des Tierwohls auch höhere Auflagen verbunden seien. Das bedeute, dass diese Haltung auch mehr Platz benötige. So müsse er neben dem Stall zwei weitere Gebäude bauen. Eins für frisches Stroh, denn die Ferkel benötigten aus hygienischen Gründen das bestmögliche Stroh, das zweite Gebäude entstehe für den anfallenden Mist.

Auch solche Aspekte müssten Verbraucher bedenken, wenn sie nach mehr Tierwohl verlangten. Heiermann hat einen kritischen Blick auf die Diskussion um eine mögliche Abgabe auf Fleisch. Er findet es schwierig, wenn man mit Steuermitteln gegen den Markt kämpfen wolle. In der Vergangenheit hätten die Verbraucher in den meisten Fällen zum preisgünstigeren Fleisch gegriffen. „Wenn der Verbraucher mehr Tierwohl will, dann muss er es auch bezahlen.“ Wie viele seiner Kollegen ist er der Ansicht, dass die Preise eigentlich zu niedrig seien. Auch wenn die Bauern wegen der Subventionen immer wieder mal am Pranger stünden, so sei klar, dass diese Subventionen die Existenz der Betriebe sicherten.

>>> EINER DER ÄLTESTEN BAUERNHÖFE IN HERNE

Stephan Heiermann führt den Hof seit dem Jahr 1997.

■ Der Hof Heiermann gehört zu den ältesten Bauernhöfen in Herne. Die Geschichte reiche bis ins 16. Jahrhundert zurück.