Herne. Beim ersten Herner Wirtschaftsempfang nach der Corona-Pause standen die Fördergelder für den Ausstieg aus der Kohleverstromung im Zentrum.
Herne ist weiter im Rennen um den neuen Standort für die Hochschule für Polizei und Verwaltung NRW. Dies wurde am Dienstagabend beim Herner Wirtschaftsempfang im Kulturzentrum bekannt. Bei der Veranstaltung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft wurden weitere Konturen deutlich, wie sich die Stadt - gerade mit Hilfe von Fördergeldern - entwickeln kann.
Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr hatte das Land einen Wettbewerb um den neuen Standort ausgeschrieben. Gefragt hat es dafür in Gelsenkirchen (der jetzige Standort), Dortmund, Bochum - und Herne. Allerdings bewirbt sich nicht die Stadt selbst, sondern ein privater Investor. Standort in Herne wäre das sogenannte Funkenberg-Quartier in unmittelbarer Nähe des Herner Bahnhofs. Oberbürgermeister Frank Dudda verkündete beim Empfang, dass aus Herne nun eine Bewerbung eingereicht worden ist. Das heißt: Der Herner Investor hat die erste Runde des Wettbewerbs überstanden. Wer noch weiter im Rennen ist, ist nicht bekannt.
Staatssekretär: Fördergelder sind kein Schmerzensgeld
Gastgeber und WFG-Chef Holger Stoye freute sich nicht nur, dass offensichtlich die Lust an persönlichen Treffen wiedergekehrt ist - im Kuz waren rund 150 Gäste (nach den 3G-Regeln). Es sei auch erfreulich, dass die Projekte, die Herne angeschoben habe, in den Zeiten des Lockdowns nicht weggebrochen seien.
Um diese Projekte weiter nach vorne zu treiben, sei teilweise ein „Rohstoff“ notwendig, der gerade in Herne knapp sei: Geld. Doch nun könnte Herne auf Fördergelder in größerem Umfang zugreifen. Da die Bundesregierung das Ende der Kohleverstromung entschieden hat, haben Bund und Länder 662 Millionen Euro für Standorte von Steinkohlekraftwerken freigegeben: neben Herne sind das Gelsenkirchen, Duisburg, Hamm und der Kreis Unna.
„Dieses Geld soll kein Schmerzensgeld sein“, so Christoph Dammermann, Staatssekretär im NRW-Wirtschaftsministerium. Vielmehr sei es das Ziel, mit diesem Geld Impulse zu geben, um neue Dinge auf den Weg zu bringen. Die Frage sei, wie das Geld am wirksamsten ausgegeben werde. „Fördergelder töten manchmal die Kreativität“, so Dammermann. Deshalb würden nun Ideen gesammelt und bewertet. Mittlerweile seien rund 80 Vorschläge eingegangen. „Wir haben hohe Erwartungen, ich bin aber außerordentlich sicher, dass sie hier in Herne auf guten Boden fallen“, so Dammermann.
Herne will seine „Hochschullücke“ füllen
Oberbürgermeister Frank Dudda erläuterte, welche Ideen Herne schon bereits eingebracht hat: das Urban Arts Center in der Wanner Innenstadt, das Forschungszentrum für Nachbergbau und das Excellence-Department der Hochschulen des Ruhr-Valley-Verbunds. Und weil im 5-Standorte-Programm der große Trend Wasserstoff eine Rolle spielt, soll auch ein Biotechnisches Institut für Zukunftsforschung mit Blick auf die Bio-Brennstoffzellen-Entwicklung in Herne angesiedelt werden. Nicht zuletzt wartet mittelfristig die Entwicklung der Internationalen Energiewelt.
Diese Ideen habe man bereits vor der Schaffung des Fördertopfes gehabt, die finanzielle Unterstützung könne dazu beitragen, sei zu realisieren und eine große Herner Schwäche zu beheben: das Fehlen einer Hochschule. Im Idealfall können die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung, das Zentrum für Nachbergbau und das Excellence-Department zu einem Campus verschmolzen werden.
Weitere Fortschritte im Shamrockpark und in den Neuen Höfen
Mit all den Projekten, die auf dem Weg seien, werde die Stadt quasi einmal auf links gedreht. Dudda lüftete ein klein wenig den Vorhang für weitere Entwicklungen. So deutete er an, dass die Ruhr-Universität Bochum ein Kooperationspartner werden könnte. Dudda hofft, dass es bald einen Projektvorschlag der Uni geben wird.
Im Shamrockpark werde sich die Santander Bank mit einer Einheit ansiedeln, neben dem Hilton-Hotel, das in einem Gebäude entsteht (Erdarbeiten sind dort bereits im Gange), werde auch ein Boutique-Hotel entstehen. Auch von den Neuen Höfe hatte Dudda gute Kunde. Eigentümer Landmarken habe einen Mietvertrag mit einem Unternehmen unterzeichnet, so kämen weitere mehrere hundert Arbeitsplätze in die Innenstadt.
Dudda: „Heute schaut keiner mehr auf Herne mit dem despektierlichen Blick, den ich zu meinem Amtsantritt erlebt habe.“
>>> RVR-KULTURKONFERENZ FINDET IN HERNE STATT
■ Die Stadt hat am 23. September eine weitere Gelegenheit, sich einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Dann findet die 9. Kulturkonferenz Ruhr von 10 bis 18 Uhr im Kulturzentrum statt.
■ Zu Gast sein wird unter anderem Josep Bohigas, Direktor der Stadtentwicklungsagentur Barcelona Regional, der über das Thema „(Re)innovate the City“ sprechen wird.
■ Weitere Informationen unter https://www.rvr.ruhr/themen/kultur/kulturkonferenz-ruhr/