Herne. In Herne soll ein Biotechnisches Institut für Zukunftsforschung aufgebaut werden. Dort sollen Bio-Brennstoffzellen entwickelt werden.
In Herne soll ein Biotechnisches Institut für Zukunftsforschung gegründet werden. Dort sollen, einmalig in Deutschland, Bio-Brennstoffzellen entwickelt und produziert werden. Oberbürgermeister Frank Dudda hofft auf einen Schub für den noch jungen Wissenschaftsstandort Herne: „Es ist faszinierend, was für neue Welten sich in Herne auftun“, so der OB bei der Vorstellung des Projekts am Freitag im Herner Rathaus.
Ermöglicht werden soll ein Biotechnisches Institut durch das so genannte Fünf-Standorte-Programm. Die Bundesregierung unterstützt dabei fünf Städte von Steinkohlekraftwerken, damit diese in der Nach-Kohle-Zeit innovative Arbeitsplätze und moderne Ausbildungsstätten schaffen können; unter den Standorten ist auch Herne. Wasserstoff, so der OB, sei dabei ein Thema, das an allen fünf Standorten umgesetzt werden soll. Schwerpunkt in Herne soll die Erzeugung von „grünem“ Wasserstoff und dessen Nutzung in Brennstoffzellen sein.
Am Biotechnischen Institut sollen vier Forschungsbereiche zusammenarbeiten. Mit im Boot ist das Projektbüro von Solar Bioproducts Ruhr unter der Führung von Professor Thomas Happe, das seit rund fünf Jahren in Herne zu Hause ist. Neben Happe, der den Bereich Photobiotechnologie verantwortet, sollen Privatdozentin Anja Hemschemeier (Biotechnologische Nutzung von Mikroalgen), Professor Marc Nowaczyk (Molekulare Mechanismen der Photosynthese) und Professor Dirk Tischler (Mikrobielle Biotechnologie) hinzustoßen. Unter dem Dach von Solar-Bioproducts Ruhr haben sie ihre angewandten Forschungsaktivitäten bereits vernetzt.
Im Mittelpunkt der Arbeit sollen Proteine, Mikroorganismen und Algen stehen
Nun soll mit der Institutsgründung ein weiterer Schritt folgen. Normalerweise, erklärt Happe, seien die Wissenschaftler an den Universitäten mit Lehre und Forschung beschäftigt. In einem Institut könnten Produkte zur Marktreife gebracht und Start-ups gegründet werden. Im Mittelpunkt der Arbeit sollen Proteine, Mikroorganismen und Algen als „kleine Helden“ stehen, hieß es im Rathaus. Mit ihrer Hilfe soll Wasserstoff biologisch und ressourcenschonend erzeugt und genutzt werden, etwa für Produkte wie Duft- und Farbstoffe oder als Antriebe für Mikroanwendungen.
Nicht zuletzt sollen Partner in der Industrie und der Wissenschaft gefunden sowie weitere Fördermittel gewonnen werden. Denkbar seien für ein weiteres Betätigungsfeld etwa Partner der Wasser- und Abwasserbranche. Mikroalgen könnten dabei zur Wasseraufbereitung genutzt werden.
Herner OB erhofft sich „internationale Strahlkraft“
Bis Ende des Jahres hofft OB Frank Dudda mit einem Ergebnis auf die Bewerbung. Er zeigt sich aber zuversichtlich und erhofft sich von der Gründung eine „internationale Strahlkraft“. Optimistisch ist auch Solar Bioproducts-Gründer Happe: Ein solches Biotechnisches Institut für Zukunftsforschung mit dem Schwerpunkt grüner Wasserstoff hätte in Deutschland ein Alleinstellungsmerkmal. Mehr noch: Die Beteiligten könnten beim Land mit ihrer Kompetenz punkten. Beteiligt wären „die weltweit besten Wissenschaftler, die in diesem Bereich arbeiten“.
Ein Institut braucht auch eine Heimat, und das könnte in Baukau entstehen, nahe dem Innovationszentrum etwa in der Neuen Mitte Baukau, sagte Holger Stoye, Chef der Herner Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG). Zum Start rechne er mit Büroflächen in einer Größenordnung von 500 Quadratmetern sowie Laboren. OB Frank Dudda setzt auf 10 Millionen Euro Anschubfinanzierung.
>> WEITERE INFORMATIONEN: Neue Mitte Baukau
Auf der Fläche zwischen Forellstraße, Westring, Kaiserstraße und Lackmanns Hof soll die Neue Mitte Baukau entstehen. Geplant ist dort neben einem neuen Stadtteilzentrum mit Wohnungen und Geschäften, einer Grundschule, einer Gastronomie und Studentenwohnungen auch ein Campus für wissenschaftliche Einrichtungen.
Zuletzt hatte der Investor List seinen Bauantrag für sein „Quartier Kaiserstraße“ eingereicht. Dort sollen unter anderem 5250 Quadratmeter Handelsfläche entstehen. Sie sind vorgesehen für einen Supermarkt, eine Drogerie, einen Discounter sowie eine kleine Gastronomie-Einheit.