Ahrweiler. Jürgen Pföhler, Landrat von Ahrweiler, legt das Amt nieder. Seit der Flut steht er in der Kritik. Er begründet den Schritt mit seiner Gesundheit.

Der Landrat von Ahrweiler, Jürgen Pföhler (CDU), legt sein Amt nach der Flutkatastrophe vom Juli nieder. Das teilte der CDU-Kreisverband Ahrweiler am Dienstag mit. Zur Begründung hieß es, Pföhler könne sein Amt krankheitsbedingt absehbar nicht mehr ausüben – allerdings hatte es nach der Katastrophe auch massive Kritik an seinem Vorgehen gegeben.

Der Kreis Ahrweiler benötige derzeit einen „unbelasteten Neuanfang“ in seiner Führung, erklärte die CDU-Fraktion. Dies setze Vertrauen der Bevölkerung in die politisch Verantwortlichen voraus. Der Schritt Pföhlers, sein Amt nicht mehr wahrzunehmen, sei „daher notwendig und unausweichlich“. Das Vertrauen der Menschen im Kreis sei nicht mehr gegeben. Die „nun aber zwingend erforderliche entschlossene und zupackende Führung des Amtes“ sei in dieser Ausnahmesituation nicht mehr möglich.

In der Mitteilung war ausdrücklich nur davon die Rede, dass der Landrat sein Amt „nicht mehr ausüben“ werde. Um einen Rücktritt gehe es seiner Kenntnis nach nicht, sagte CDU-Kreisgeschäftsführer Michael Schneider am Dienstag.

Nicht rechtzeitig gewarnt? Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Pföhler

Die Fraktionen von SPD und Grünen hatten in den vergangenen Tagen einen Rücktritt Pföhlers gefordert. Die Staatsanwaltschaft Koblenz ermittelt seit Anfang August gegen Pföhler. Ihm wird vorgeworfen, die Menschen im Kreis nicht rechtzeitig vor dem Hochwasser gewarnt zu haben. Juristisch geht es um den Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Körperverletzung durch Unterlassen. Darüber hinaus ermittelt die Behörde nach eigenen Angaben gegen ein weiteres Mitglied des Krisenstabs.

Die Einleitung von Ermittlungen, wer und in welchem Ausmaß die Verantwortung für die Einsatzleitung am Abend der Katastrophe hatte und ob es ein schuldhaftes Verhalten gab, sei folgerichtig, erklärte die CDU-Fraktion. „Aus unserem Verständnis kann man ein Amt jedoch nicht ausüben, wenn strafrechtliche Ermittlungen laufen“, hieß es weiter.

Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und NRW: 180 Tote

Extreme Starkregenfälle hatten vor rund vier Wochen verheerende Überschwemmungen an Flüssen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ausgelöst. Viele Gemeinden, insbesondere im Ahrtal, wurden verwüstet. In Rheinland-Pfalz kamen im Zusammenhang mit dem Hochwasser 133 Menschen ums Leben. Acht aufgefundene Tote waren nach Angaben der Landeseinsatzleitung schon vor der Flut gestorben. Vier weitere Menschen werden noch immer vermisst. Die Einsatzleitung zählte insgesamt 766 Verletzte. In Nordrhein-Westfalen gab es 47 Tote. (afp/dpa/red)