Herne. Viele Menschen sind durch die Corona-Pandemie psychisch belastet. Eine Folge können Depressionen sein. Ein Herner Krankenhaus bietet Hilfe an.

Wenige soziale Kontakte, aufgeschobene Behandlungen von Erkrankungen oder der Verlust des Arbeitsplatzes: Die Folgen der Corona-Pandemie sind zahlreich. Viele Auswirkungen, gerade psychische, seien jedoch noch nicht absehbar, sagt Peter W. Nyhuis, Vorsitzender des Herner Bündnisses gegen Depression und Chefarzt am St.Marien Hospital Eickel.

Das Marien Hospital in Eickel bietet am Freitag, 27. August, eine Veranstaltung für alle an, die während der Corona-Pandemie unter den extremen Umständen gelitten haben oder noch immer leiden. „Wir wollen über die Volkskrankheit aufklären“, sagt Nyhuis. Denn eine große Gruppe der Gesellschaft sei davon betroffen.

Long Covid hat einen Einfluss auf die Psyche

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Die Betroffenen könnten in vier Kategorien eingeteilt werden, erklärt Nyhuis. Zum einen gebe es diejenigen, die akut an Corona erkrankt seien und diejenigen, die mittel- oder langfristig – etwa durch Long Covid – von der Krankheit betroffen und dadurch psychisch belastet seien. „Wenn sie etwa merken, dass Dinge, die früher mit Leichtigkeit von der Hand gingen, jetzt nicht mehr klappen, fallen einige in ein Loch.“ Antriebslosigkeit und gedrückte Stimmung seien Anzeichen dafür, dass die Psyche unter den Beeinträchtigungen von Long Covid leide. „Diese Patienten stellen bei uns die größte Gruppe dar.“

Dr. Peter W. Nyhuis, 1. Vorsitzender des Herner Bündnis gegen Depression e.V., und Frau Renate Ullrich, 2. Vorsitzende, laden zu der Veranstaltung „Welche Auswirkung hat Corona auf unsere Psyche?
Dr. Peter W. Nyhuis, 1. Vorsitzender des Herner Bündnis gegen Depression e.V., und Frau Renate Ullrich, 2. Vorsitzende, laden zu der Veranstaltung „Welche Auswirkung hat Corona auf unsere Psyche?" ein. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Zusätzlich gebe es gesellschaftliche Auswirkungen beispielsweise durch Stigmatisierungen. Gerade Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitssystems seien stigmatisiert worden, wenn sie sich mit Covid infiziert hätten. Ihnen sei das Gefühl vermittelt worden, sie hätten etwas falsch gemacht und nicht genug auf die richtige Hygiene geachtet, sagt Nyhuis. „Das belastet die Betroffenen sehr.“

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Als vierte Gruppe nennt der Chefarzt die Menschen, die durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie beeinträchtigt worden seien. Beispielsweise wenn jemand seinen Job verloren habe oder verwitwete Menschen ihren Partner oder ihre Partnerin nicht würdevoll bestatten konnten. „Da muss man sich jetzt auch fragen, ob alle Maßnahmen vertretbar waren“, sagt er.

Beratungsstellen in Herne mussten wegen Corona schließen

Auch die psychischen Beratungsstellen hätten während Corona schließen müssen, sagt Renate Ullrich, zweite Vorsitzende des Bündnisses. Beratungen hätten nur noch online oder übers Telefon stattfinden können. Vor allem Eltern seien nach einer gewissen Zeit sehr erschöpft durch die Doppelbelastung von Homeoffice und -schooling gewesen. „Einige haben sich selbst eingeliefert.“

Während in der Hochphase der Pandemie im vergangenen Jahr die Nachfrage nach psychischer Beratung zunächst zurückgegangen sei, merke man nun einen deutlichen Anstieg. Viele Patienten hätten Krankenhäuser gemieden, aus Sorge, sie könnten sich dort leichter mit Corona infizieren. „Das hat zur Folge, dass nun viele schwerer erkrankt sind“, so Nyhuis.

>>>Weitere Infos zur Veranstaltung

Das Herner Bündnis gegen Depression lädt für Freitag, 28. August, zu der Veranstaltung „Welche Auswirkung hat Corona auf unsere Psyche?“ ein. Los geht es um 16 Uhr auf der Gartenterrasse des St. Marien Hospitals Eickel, Marienstraße 2.

Auf dem Programm steht unter anderem ein Kurzvortrag von Dr. Peter W. Nyhuis zum Thema „Depression und Corona“, Interviews mit Betroffenen sowie eine Yoga-Einheit.

Der Eintritt ist frei, um Anmeldung wird gebeten unter sekretariat@marienhospital-eickel.de oder 02325/ 3741010