Mareike Lewe von der FH Münster hat für ihre Bachelorarbeit die Regenwasserbewirtschaftung in Herne-Baukau untersucht. Das sind die Ergebnisse.
Geflutete Keller, ganze Straßenzüge unter Wasser, Autos, die einfach wegschwimmen: Die Bilder der Flutkatastrophe im vergangenen Monat schockierten. Laut Experten sind Extremwetterereignisse in Folge des Klimawandels immer häufiger zu erwarten. Wie kann man sich besser darauf vorbereiten? Mareike Lewe (22), Studentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der FH Münster, hat das in ihrer Bachelorarbeit für den Herner Stadtteil Baukau untersucht.
In die Thematik sei sie so „reingerutscht“, sagt Lewe mit einem Lachen. Zuerst habe sie Architektur studieren wollen, sich selbst aber dann nicht kreativ genug gefunden. Bei einem Praktikum habe sie dann aber gemerkt: „Die Baubranche gefällt mir gut.“ So wurde es für die junge Frau, die gebürtig aus dem Kreis Warendorf kommt, ein duales Bauingenieurstudium mit paralleler Bauzeichnerausbildung.
Thema ist seit der Flutkatastrophe im Fokus
Als sie dann begann, als wissenschaftliche Hilfskraft im Bereich nachhaltige und wassersensible Stadtentwicklung zu arbeiten, sei ihr die Relevanz des Themas bewusst geworden. „Wenn man beruflich immer damit zu tun hat, wird man natürlich sensibler“, sagt sie. Nicht zuletzt seit der Flutkatastrophe signalisierten ihr aber auch immer häufiger Freundinnen und Freunde: „Du machst da was Wichtiges.“
Ziel von Mareike Lewes Bachelorarbeit war es, Konzepte für die Regenwasserbewirtschaftung in Quartieren mit verschiedenen Bebauungsarten zu erstellen. Konkret ging es um die Frage: Wie kann das Regenwasser – vor allem bei einem Starkregenereignis – möglichst sinnvoll versickern, verdunsten oder gesammelt werden?
Bei Starkregen wird die Kanalisation überlastet
Wie die Studentin erklärt, sei die Versiegelung von Flächen durch undurchlässiges Material wie Beton nämlich ein immer größeres Problem in Städten. „Der Niederschlag geht dann direkt in die Kanalisation“, sagt Lewe. Das sei aber für den Wasserhaushalt eher schlecht. Außerdem werde die Kanalisation dadurch bei Starkregen extrem überlastet.
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„Dann wird ungereinigtes Wasser in die Gewässer geleitet und die Gewässerökologie verschmutzt“, beschreibt Lewe die Folgen. Außerdem sei die Hydraulik von Kanalisationen nicht auf so starken Wasserzuwachs ausgelegt. Für ihre Arbeit hat die Studentin acht städtebauliche Typologien definiert und ermittelt, wie die Regenwasserbewirtschaftung im jeweiligen Fall besser funktionieren könnte.
Herne-Baukau: Viele verschiedene Bebauungsarten im Quartier
Zu Herne-Baukau habe sie selbst keine Verbindungen, erzählt die 22-Jährige. Herne ist allerdings Modellkommune des wissenschaftlichen Projektes „R2Q – RessourcenPlan im Quartier“ der Fachhochschule Münster, in dessen Rahmen sie auch ihre Bachelorarbeit geschrieben hat.
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Und die Besonderheiten des Quartiers? „In Baukau gibt es sehr viele verschiedene Bebauungsarten: Hochhäuser, Einfamilienhäuser, Reihenhäuser, Blockrandbebauung“, erklärt Mareike Lewe. Ein 13 Hektar großes Gebiet in Herne-Baukau hat sie für ihre Modellberechnungen benutzt.
Regenwasser kann auch sinnvoll genutzt werden
Welche Maßnahmen zur Regenwasserbewirtschaftung sinnvoll seien, hänge vom jeweiligen Bebauungstyp ab, betont Lewe. Zu den Möglichkeiten gehöre zum Beispiel die Muldenversickerung. Das bedeutet, dass das Wasser von den Dächern nicht in die Kanalisation, sondern in eine muldenförmige Rasenfläche fließt und dort versickern kann. Bei Flachdächern lohne sich auch eine Dachbegrünung.
„Außerdem kann man das Regenwasser in einer Zisterne sammeln und dann für die WC-Spülung oder die Gartenbewässerung nutzen“, erklärt die Studentin. Das biete sich vor allem bei Einfamilienhäusern an. Und nicht zuletzt sei es in bestimmten Fällen sinnvoll, Beläge rückzubauen: „Eine Alternative zu Beton sind wasserdurchlässige Porenbetonsteine, durch die der Regen durchsickern kann.“
In jedem Fall hätten ihre Berechnungen gezeigt: Behalte man den Ist-Zustand bei, sei die Kanalisation über kurz oder lang überlastet. Ergreife man Maßnahmen, dann könne man das verhindern.