Herne. Das ging nach hinten los: Nach zahlreichen Pleiten und Pannen mussten die Herner Stadtwerke ihre Windanlage am Lago abbauen. Das sind die Gründe.

„Die Stadtwerke wollen mächtig Wind machen“, titelte die WAZ Herne 2012. Nach langer Vorplanung nahm die Stadttochter im April 2016 als Referenzprojekt eine Kleinwindanlage vor dem Lago in Betrieb. Nach einer Geschichte mit Pleiten, Pech und Pannen musste die Anlage nun komplett abgebaut werden.

Große Hoffnungen hatten die Stadtwerke in das 35.000 Euro teure Pilotprojekt gesetzt, bei dem eine 16 Quadratmeter große Rotorfläche auf einem über 20 Meter hohen Rohr angebracht wurde. 7500 Kilowattstunden pro Jahr – das entspricht in etwa dem Verbrauch von drei Haushalten - sollten per Generator erzeugt werden, so das Ziel. Man wolle nicht nur Auswirkungen aufs Stromnetz prüfen, sondern auch zeigen, dass man auf dem Gebiet der Windkraft Know-how besitze, so die Ankündigungen zum Start.

Herne: Strom sollte Elektrofahrräder von Lago-Besuchern „betanken“

Dass die Anlage vor dem Lago stand, war kein Zufall. Der Strom sollte ins Netz der Sodinger Therme eingespeist werden, so der Wunsch. Diese wiederum könnte damit ein anderes Projekt aus dem Bereich der Neuen Energien ins Leben rufen: die „Betankung“ von Elektrofahrrädern, die von Besuchern vor dem Lago abgestellt werden.

Da waren die Stadtwerke noch guter Dinge: Nach mehrjähriger Planung nahm die Stadttochter die Windanlage im Jahr 2016 vor dem Lago in Betrieb.
Da waren die Stadtwerke noch guter Dinge: Nach mehrjähriger Planung nahm die Stadttochter die Windanlage im Jahr 2016 vor dem Lago in Betrieb. © Unbekannt | Ralph Bodemer

Auch interessant

Schon nach wenigen Monaten bekamen die ambitionierten Pläne einen kräftigen Dämpfer. Weil die Technik immer wieder streikte, musste die Anlage bereits zum Jahreswechsel 2016/17 abgeschaltet werden. Immer wieder seien „Resonanzen“ aufgetreten, sprich: Böen hätten die Rotorflächen gestoppt, hieß es damals, so dass die Stadtwerke die Anlage schließlich außer Betrieb genommen hätten. Der Hersteller konnte nicht mehr helfen: Er hatte Insolvenz anmelden müssen.

Nachdem weitere Versuche gescheitert waren, die Anlage in einen stabilen Betrieb zu führen, zogen die Stadtwerke im Februar 2021 endgültig die Reißleine: „Wiederkehrende technische Probleme sowie die letztlich zu schwachen und schwankenden Windverhältnisse am Standort ließen einen wirtschaftlichen Betrieb leider nicht zu“, sagt Unternehmenssprecher Hendrik Peuser auf Anfrage der WAZ. Immerhin seien trotz der Probleme immer wieder verwertbare Mengen Grünstrom produziert worden, mit denen unter anderem auch die E-Bike-Station des Lago versorgt worden seien.

Beteiligung an Offshorewindpark in Borkum

Auch interessant

Über ein neues Vorzeigeprojekt denken die Stadtwerke derzeit nicht nach. Aber: „Wir sind bestrebt, vor allem die Energiewende in Herne weiter aktiv voranzutreiben“, so Peuser. Dabei bleibe das Thema Windkraft nach wie vor interessant für das Unternehmen. Und: Die Windenergie spiele bei der Stromerzeugung nach wie vor eine große Rolle.

„Mit 29 weiteren Partnern sind wir seit vielen Jahren Teil der Beteiligungsgesellschaft Green Gecco, die derzeit fünf Onshore-Windparks zur Ökostromproduktion betreibt“, betont der Unternehmenssprecher. Und: Über die Stadtwerke-Kooperation Trianel sei man außerdem an TWB1, einem Offshorewindpark vor Borkum, beteiligt. Und: Seit Anfang dieses Jahres investierten die Stadtwerke als Teil der Trianel Wind und Solar (TWS) mit 19 weiteren Stadtwerken in den kommenden zehn Jahren rund 500 Millionen Euro bundesweit in regenerative Energieprojekte.

>>> Erneuerbare Energien: Anteil über dem Bundesschnitt

Der Anteil an erneuerbaren Energien in Stadtwerke-Strommix liege allgemein mit knapp 70 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt, so das Unternehmen.

„Außerdem bieten wir unseren Kunden seit vielen Jahren ein zertifiziertes Ökostrom-Angebot aus 100 Prozent regenerativen Energien“, erklärt Stadtwerke-Sprecher Hendrik Peuser.