Herne. Seit Anfang des Jahres bieten mehrere Organisationen den Menschen im Postpark in Wanne Hilfe und Betreuung. Unterstützung kommt von den Lions.

Seit Anfang des Jahres bieten die Kadesch gGmbH, das St. Marien Hospital Eickel und die Gesellschaft Freie Sozialarbeit den suchtkranken Menschen am Buschmannshof und im Postpark in Wanne eine ambulante psycho-soziale Beratung und Akutversorgung an, auch die Versorgung mit Essen und Trinken wird sichergestellt. Am Donnerstag dankten sie dem Lions Club Wanne-Eickel, der das Projekt unterstützt.

Dass die Hilfe angenommen wird, offenbarte sich am Donnerstagmorgen: Kaum hatte der Bus, den Kadesch zweimal in der Woche zum Buschmannshof schickt, seine Tür geöffnet, stellten sich die Suchtkranken an, um sich mit Kaffee und Butterbroten zu versorgen - aber auch mit Materialien, um sicher Drogen konsumieren zu können. Gleichzeitig wird weiterhin in notwendige Hilfesysteme vermittelt.

Lions: Es war gar keine Frage, Hilfe zu leisten

Der Lions-Club Wanne-Eickel hat dieses Programm bislang mit einem „signifikanten vierstelligen Betrag“ unterstützt. Es sei überhaupt keine Frage gewesen, Hilfe zu leisten, so der diesjährige Lions-Präsident Kurt Blecher. Club-Mitglied Robert Sibbel hat als Apotheker am Buschmannshof einen direkten Draht zu der Gruppe der Betroffenen. Für ihn ist es völlig selbstverständlich, seinen Beitrag im Form von Material zu leisten, denn es handele sich um Menschen, die versorgt werden müssten.

Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht die Notwendigkeit: Gab es 2017 und 2018 laut offizieller Statistik gar keine Drogentoten in Herne, waren es 2019 vier und 2020 sogar elf. Kristin Pfotenhauer von Kadesch bezeichnet diesen Anstieg als „besorgniserregend“. Und es dürfte nach ihren Worten eine Dunkelziffer geben, weil Drogensüchtige womöglich nicht in die Statistik Eingang fänden, weil die Todesursache am Ende möglicherweise eine andere gewesen sei.

Versorgung mit dem Bus soll nur eine Zwischenlösung sein

Pfotenhauer hofft, dass über das Angebot noch mehr Kontakt zu den Menschen hergestellt werden kann und die Angebotsstrukturen ausgebaut werden können. Allerdings ist sie sich im Klaren darüber, dass manche der Suchtkranken aktuell nicht zurück ins „normale gesellschaftliche System“ wollen. Dass der Bus zweimal in der Woche am „Buschi“ halte, könne nur eine Zwischenlösung, da der Bedarf deutlich höher sei. Zudem sei die aktuelle Finanzierung des Angebots des Trägerverbundes weiterhin nicht sichergestellt. Die Träger finanzierten Personal- und Sachkosten, was auf Dauer eine Schwierigkeit darstelle.

Zur Einordnung dieser Zwischenlösung: Kadesch entwickelt nach den Worten von Pfotenhauer seit 2015 Betreuungskonzepte für den Buschmannshof, 2018 sei der Prozess ins Rollen gekommen. Seit Jahresbeginn gibt es - in Absprache mit der Stadt Herne - das Betreuungsangebot, zusätzlich hat Streetworker Fabian Rybak Kontakt zu den Menschen aufgenommen.

Suche nach einer Räumlichkeit scheiterte bislang trotz mehrerer Verhandlungen

Doch das eigentliche Ziel ist noch nicht erreicht: ein Raum, in dem sich die Menschen aufhalten können, der Unterstand am Postpark ist schlicht menschenunwürdig. Pfotenhauer berichtet, dass es Gespräche mit der Stadt Herne gebe, die ebenfalls sehr an einer Lösung interessiert sei und bei der Suche helfe. Gleichzeitig bestünden enge Kooperationen mit dem Jobcenter Herne. In der Vergangenheit habe es bereits mehrfach Gespräche mit Immobilienbesitzern gegeben, doch mal sei ein Angebot angesichts des Klientels zurückgezogen worden, mal habe das Angebot nicht zum Bedarf gepasst. In einem Fall habe es sogar einen Vorvertrag gegeben, der am Ende aber nicht zu einem Mietverhältnis geführt habe. Robert Sibbel als Anlieger verweist auf die Bemühungen der Stadt, den Standort Wanne-Mitte zu stützen und zu stärken. Um dies zu erreichen, müsse „das Problem“ am Buschmannshof und im Postpark mit Hilfesystemen gelöst werden.

>>> WIE DIE STADT WANNE-MITTE STÄRKEN WILL

■ Die Stadt hat vor wenigen Tagen vorgestellt, wie sie die Wanner Innenstadt stützen und stärken will. Darin spielen auch der Buschmannshof und der Postpark eine wichtige Rolle.

■ Ein Bestandteil der Pläne ist der Auszug der Sparkassen-Filiale aus dem denkmalgeschützten Gebäude am Buschmannshof. Stattdessen soll mittelfristig dort eine Gastronomie etabliert werden. Der Postpark könnte in Frage kommen für die Station einer Seilbahn, die zum Gelände General Blumenthal pendelt. Eine entsprechende Machbarkeitsstudie wird gerade erstellt.

■ Die Umsetzung der Pläne dürfte aber noch einige Jahre in Anspruch nehmen.