Herne. Bei Kindern ab zwölf Jahren gebe es große Impflücken, sagt Hernes OB Dudda. Das sei ein großes Risikopotenzial. Deshalb plant er Impfaktionen.

Trotz gesunkener Corona-Zahlen schaut Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) mit Sorge auf den Herbst. „Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass die Corona-Pandemie dann vorbei ist“, sagt er im Interview mit der WAZ. Dazu gebe es noch „zu viele offene Türen“. Durch eine davon schlüpften nach den Sommerferien Tausende Schüler, die das Virus verbreiten könnten. Deshalb appelliert er an die Eltern, nun auch die Kinder ab zwölf Jahren impfen zu lassen.

„Impfen bleibt der Schlüssel in der Bekämpfung von Corona“, so der OB. Dabei sei Herne aktuell auf einem guten Weg. Über 61 Prozent der Herner habe nun eine Erstimpfung, vier beziehungsweise sechs Prozent mehr als im Landes- und Bundesdurchschnitt. Vollständig geimpft seien in Herne 48 Prozent der Menschen gegenüber 40 Prozent im Land und 37 Prozent im Bund. „Impfschutz ist unser Trumpf“, sagt er OB und begründet das auch mit den Sonder-Impfaktionen in Problemvierteln, bei denen viele Hundert Herner zusätzlich geimpft wurden. So müsse es nun weitergehen: Eine Impfmüdigkeit könne sich Herne nicht leisten: „Wir müssen weiter im hohen Tempo impfen.“

Hernes OB: Bei Kindern und Jugendlichen klaffen große Impflücken

Kinder und Jugendliche sind in der Corona-Krise „das größte Risikopotenzial für Herne“: Oberbürgermeister Frank Dudda.
Kinder und Jugendliche sind in der Corona-Krise „das größte Risikopotenzial für Herne“: Oberbürgermeister Frank Dudda. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Der 58-Jährige hält es für „sicher“, dass es im Herbst wieder eine „Corona-Lage“ geben wird. Wie stark sie ausfalle, hänge auch davon ab, wie viele Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren bis dahin geimpft würden. Während erst die Senioren und nach und nach auch weite Teile der Bevölkerung geimpft würden, klafften bei den Kindern und Jugendlichen, ein großer Teil der Bevölkerung, noch riesige Lücken: „Sie sind das größte Risikopotenzial für Herne.“ Dudda fürchtet, dass sie im neuen Schuljahr das Virus in den Schulen verbreitet. Durch die Delta-Variante, die immer mehr um sich greife, steige dort das Risiko. Das zeige ein Blick auf England.

OB will Impfaktionen mit den Schulen besprechen

Der Oberbürgermeister will deshalb handeln. Auf der einen Seite bittet er die Eltern, „sich in den Ferien sehr intensiv mit dem Thema Impfen zu beschäftigen“. Sollten genügend Impfdosen zur Verfügung gestellt werden, dann plant Dudda zudem Impfaktionen für Schüler ab zwölf Jahren. Details müssten noch geklärt werden. Möglich seien etwa Impfungen in Schulen durch mobile Teams oder im Impfzentrum. Anfang August will der OB an die Schulen herantreten, um Impfaktionen zu besprechen.

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Großer Vorteil seien zunächst die großen Ferien. Dadurch entfielen rund 20.000 Kontakte täglich. Bleibe es beim hohen Impftempo, würden genug Dosen zur Verfügung gestellt und käme Herne auch bei den Impfungen der Schüler voran, dann sei er „verhalten optimistisch, Corona im Herbst in den Griff zu bekommen“. Unerlässlich dafür sei aber auch, dass die Menschen sich weiterhin an die bekannten Corona-Regeln, darunter die Hygienemaßnahme, hielten. Lasse die Disziplin nach, seien steigende Infektionszahlen die Folge.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Weitere Sonder-Impfaktionen in Vierteln geplant

Weil sie „äußerst erfolgreich“ gewesen seien, will Frank Dudda auch weitere Sonder-Impfungen mit dem Vakzin von Johnson & Johnson durchführen – wenn möglich. Noch sei nicht abzusehen, ob das Land weitere Dosen dieses Präparats zur Verfügung stellen werde.

Wenn ja, soll es weitere Impfungen geben, aber nicht mehr so große wie zuletzt. Der OB denkt eher an „kleine Quartierslösungen“, also Sonderimpfungen in Zusammenarbeit auch mit Ärzten.