Herne. Fehlende Digitalisierung und Sorge vor Infektionen: Für die Herner Schulen und Kitas gab es im Corona-Check viel Kritik. Das sagt die Stadt dazu.

Fehlende Digitalisierung, ausgefallener Unterricht und Angst vor Infektionen. Bei der Auswertung des Corona-Checks wird deutlich: Viele Hernerinnen und Herner machen sich Sorgen um die Bildung ihrer Kinder.

Auf einer Skala von 1 (zu hart) bis 5 (nicht ausreichend) haben die Herner die Corona-Maßnahmen für die Schulen mit einer 3,53 (Durchschnitt der befragten Städte 3,52) und die Maßnahmen in den Kitas mit 3,50 (3,45) bewertet. Darüber hinaus erreichten die WAZ Hilferufe von verzweifelten Eltern, die durch das Homeschooling miterlebt haben, wie gut oder wie schlecht die Schulen digital aufgestellt sind.

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„Corona hat eigentlich nur aufgedeckt, wo es auch schon vorher Fehler gab“, sagt Andreas Merkendorf, Leiter des städtischen Fachbereichs Schule und Weiterbildung. Schon vor der Pandemie sei die Digitalisierung wie ein Zufallsprodukt behandelt worden – nicht nur in Herne, sondern auch in anderen Kommunen. Nun müsse in Ruhe und transparent geschaut werden, wo es hakt. Er wünscht sich ein landesweites „oder sogar bundesweites“ Symposium, in dem über zukünftige Strukturen diskutiert werde. Ein großes Problem sei, dass zu wenig Geld in die Bildung investiert werde. „Während die Lufthansa neun Milliarden bekommen hat, waren es für die Kinder nur zwei Milliarden“, sagt Merkendorf. „Das reicht nicht.“

Eine Aufgabe für die nächsten Jahre

Eine Frau schrieb im Corona-Check: „Es gibt keine langfristigen Konzepte. Bildungslücken werden meines Erachtens ignoriert. Unser Sohn ist in der 9. Klasse und daher in der Grauzone. Es findet wenig Unterricht statt und es ist für uns unsicher, welchen Einfluss dieses stark eingeschränkte Schuljahr in Kombi mit G8 für seine Zukunftsperspektiven hat.“ Diese Sorge kann Merkendorf nachvollziehen, „schließlich bin ich nicht nur Schulamtsleiter, sondern auch Bürger und habe selbst ein Kind.“

Schulamtsleiter Andreas Merkendorf kann die Sorgen der Eltern verstehen.
Schulamtsleiter Andreas Merkendorf kann die Sorgen der Eltern verstehen. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Nun sei es die Aufgabe der Schulen, herauszufinden, wo Defizite sind und mit diesen zunächst pädagogisch umzugehen. „Kein Schüler muss die Angst haben, nun nach der Pandemie unfair behandelt zu werden“. Die Lehrer schauten mit einem wohlwollenden Blick auf die Schüler und nähmen „sie an die Hand“. All das werde nicht kurzfristig funktionieren, sondern sei eine Aufgabe für die nächsten Jahre. Nun sei es erst einmal wichtig, dass sich die Schüler wieder an die Institution Schule gewöhnen und dann Schritt für Schritt das Verpasste aufholen.

Oft seien der Stadt die Hände gebunden gewesen, die meisten Entscheidungen habe das Land getroffen. In der Zusammenarbeit mit dem Land hätte sich Merkendorf ein transparenteres Vorgehen gewünscht. Trotzdem habe er „größten Respekt“ vor der Arbeit des Ministeriums.

Die meisten Entscheidungen kamen vom Land

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Nicht nur die Schulen, auch die Kindertagesstätten haben im Corona-Check viel Kritik bekommen. „Für Kitas gibt es gar kein Konzept“, hieß es beispielsweise. Natürlich sei es für Eltern und Kita-Personal eine besondere Herausforderung, die Kinder in der Pandemie zu betreuen, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken. Das habe ihnen viel abverlangt und „trotzdem wurde die unter den schwierigen Rahmenbedingungen bestmögliche Betreuung mit viel Einsatz erzielt“.

In jeder Sitzung des städtischen Krisenstabs sei auch die Lage in den Kitas thematisiert worden. In den Kitas seien trägerübergreifend Hygiene- und Betreuungskonzepte für die Pandemie implementiert worden. Die Entscheidungen darüber, wann die Kitas in NRW geschlossen wurden und wann sie wieder öffnen durften, sei wie bei den Schulen keine städtische, „sondern lag und liegt beim Land“, betont Hüsken.

>>>Valides Stimmungsbild

Durch die Umfrage des Corona-Checks wollte unsere Redaktion herausfinden, wie sich die Pandemie konkret auf die Lebensweise der Menschen im Ruhrgebiet ausgewirkt hat. Und: wie die Menschen auf die Zeit nach Corona blicken. Insgesamt haben sich 15.304 Personen an der Umfrage beteiligt, allein in Herne über 600.

Daten-Analystin der Funke Mediengruppe, Ana Moya, sagt zum Corona-Check: „Insgesamt haben wir ein sehr valides Stimmungsbild. Der Corona-Check gibt Einblicke in die Empfindens-Welt der Menschen unserer Region.“