Herne. Andere Städte begrünen an Haltestellen die Dächer von Wartehäuschen - warum nicht auch Herne? Diese Frage löst in der Politik Kontroversen aus.
Der Ruf nach mehr Konsequenz beim Klima- und Artenschutz in Herne wird lauter. So auch in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Digitalisierung, Infrastruktur und Mobilität, als es um den Ausbau von Haltestellen ging.
Für rund 130.000 Euro wolle die Stadt drei Haltestellen am Eickeler Bruch barrierefrei ausbauen sowie Unterstände für Fahrgäste errichten, kündigte Josef Becker vom Fachbereich Tiefbau und Verkehr an. Das reichte Ulrich Syberg (SPD) nicht aus: Er forderte, dass die Dächer zur Stärkung des Mikroklimas begrünt werden – so wie es 2020 in einem Pilotprojekt an Wartehäuschen in Wanne und Holsterhausen geschehen ist.
CDU: Sechs Quadratmeter Begrünung ist ökologisch nicht das Oberhighlight
Der Hinweis der Stadt, dass daraus höhere Folgekosten für die Pflege entstünden und die Finanzierung nicht geklärt sei, ließ Ulrich Syberg nicht gelten. Andere Städte wie beispielsweise Utrecht begrünten die Dächer an Haltestellen schließlich auch. Und: Herne habe das Klimafolgenanpassungskonzept beschlossen und müsse auch entsprechend handeln. „Der Klimawandel wartet nicht auf uns. Einfach mal machen!“, so sein Appell. In Herne müsse aber offenbar immer zunächst mal eine Studie erstellt werden.
Widerspruch gab es von Koalitionspartnerin CDU. Man sollte zunächst die Auswertung des Pilotprojekts für grüne Dächer an Wartehäuschen abwarten, empfahl CDU-Fraktions-Vize Andreas Barzik. Und auch das merkte er an: „Sechs Quadratmeter Begrünung ist ökologisch nicht das Oberhighlight.“
Duisburg begrünt 30 Wartehäuschen
Es gehe hier auch um die Signalwirkung, entgegnete Sabine von der Beck (Grüne). In Herne sei mit „viel Tam-Tam“ ein Klimafolgenanpassungskonzept beschlossen worden, aber an der Umsetzung hapere es. Die Grünen-Ratsfrau bat zumindest um eine Prüfung, ob die neuen Wartehäuschen in Eickel mit Gründächern nachgerüstet werden könnten. Entscheidungsbefugt beim Ausbau der drei Haltstellen ist die Bezirksvertretung Eickel.
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Auch in anderen Ruhrgebietsstädten gibt es Kontroversen bei diesem Thema. Obwohl Mülheim bereits 2019 die Begrünung von Wartehäuschen an Haltestellen beschlossen hat, gibt es Streit. Der Grund: Die Mülheimer SPD warf der Stadt und dem Verkehrsunternehmen Ruhrbahn vor, diesen Beschluss zu blockieren und das Projekt kaputtzurechnen. Anders in Duisburg: Die örtliche Verkehrsgesellschaft DVG will in Kooperation mit ihrem Werbepartner Ströer insgesamt rund 30 Wartehäuschen in je „zehn Quadratmeter Großstadtdschungel“ verwandeln. loc