Herne. Warum ein Genosse gerne über (sein) Geld spricht, der Herner AfD die Zeit wegläuft und wie sich die Linkspartei mit Rassismus auseinandersetzt.

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Serdar Yüksel ist nicht nur SPD-Landtagsabgeordneter (für den Stadtbezirk Eickel und Teile Bochums) und Awo-Vorsitzender in Ruhr-Mitte (Herne und Bochum), sondern seit wenigen Tagen auch Chef des Bochumer SPD-Unterbezirks. Trotz einiger Turbulenzen bei den Bochumer Genossen konnte er mit 95,2 Prozent sogar ein besseres Ergebnis erzielen als sein Herner (und Landtags-)Kollege Alexander Vogt, der jüngst „nur“ 89 Prozent der Stimmen erhielt.

Das Geheimnis seines Erfolgs? Vielleicht auch seine Transparenz: So legte der gelernte Krankenpfleger im April (mal wieder) seine Einkünfte, Steuerabzüge und berufsbedingten Ausgaben auf Heller und Pfennig offen, weil die Menschen bei Politkern „ein Recht darauf haben“, so Yüksel (48). Botschaft I: 2900 Euro bleiben am Ende des Monats für Yüksel übrig. Botschaft II: „Abgeordnete sind immer Diener der Bürger und nicht der Wirtschaft. Bezahlter Lobbyismus beschädigt das Vertrauen in die Politik und muss deshalb verboten werden.“

Die Unfähigkeit der Rechten

Der Countdown läuft! Noch genau 51 Tage, sprich: bis zum 19. Juli haben die Parteien in Herne Zeit, die Namen ihrer für die Bundestagswahl am 26. September nominierten Kandidaten einzureichen. Für die AfD, deren Direktkandidat Armin Wolf im Wahlkreis Herne-Bochum II vor vier Jahren 13,4 Prozent der Stimmen erhielt, könnte es dabei eng werden. Der Kreisverband ist bekanntlich seit der Spaltung der Ratsfraktion und dem anschließenden Parteiaustritt der Vorsitzenden Beate Fiedler und ihres Vizes Uwe Lawrenz im März führungslos und handlungsunfähig.

Nur neun Monate nach der Wahl im Juni 2020 (Bild) ist der Vorstand der Herner AfD zerbrochen. Parteichefin Beate Fiedler (3.v.re.) und ihr Vize Uwe Lawrenz (2.v.li.) sind im März 2021 aus der Partei ausgetreten. Bereits zuvor waren die Vorstandsmitglieder (und Stadtverordneten) Guido Grützmacher (li.) und  Arnd Schubeus (5.v.re.) abgewählt worden.
Nur neun Monate nach der Wahl im Juni 2020 (Bild) ist der Vorstand der Herner AfD zerbrochen. Parteichefin Beate Fiedler (3.v.re.) und ihr Vize Uwe Lawrenz (2.v.li.) sind im März 2021 aus der Partei ausgetreten. Bereits zuvor waren die Vorstandsmitglieder (und Stadtverordneten) Guido Grützmacher (li.) und Arnd Schubeus (5.v.re.) abgewählt worden. © Unbekannt | AfD

Der für Herne zuständige AfD-Bezirksverband Arnsberg hat in dieser Woche auf mehrere Anfragen der WAZ bezüglich der Bundestagswahl und des Kreisvorstands nicht reagiert. Sprachlosigkeit herrscht aber offenbar auch innerhalb der Partei: Nein, er habe noch nichts Neues aus Arnsberg in Sachen Kreisvorstand und Bundestagswahl gehört, erklärte Hernes AfD-Ratsherr Arnd Schubeus gegenüber der WAZ. Und auch sonst ist der AfD-Bezirksverband offenbar nicht von Eile getrieben – wird auf der Homepage doch noch immer Beate Fiedler als Beisitzerin im Bezirksvorstand geführt. Oder sollte die 55-Jährige etwa ein Comeback bei den Rechtspopulisten gefeiert haben? Ehrlich gesagt: Angesichts der Geschichte der Herner AfD würde selbst das nicht mehr überraschen.

Der alltägliche Rassismus

Unter dem Titel „Fritz-Constantins Flüstertüte“ produziert die Herner Linkspartei seit Dezember einen eigenen Podcast. In der aktuellen Folge geht es um Rassismus. Der frühere Europaabgeordnete Jürgen Klute hat mit Tuncay Nazik von der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen und Katja Heyn vom Linken-Landesvorstand – ihre Mutter kommt aus Madagaskar - unter anderem über den ganz alltäglichen Rassismus an der Supermarktkasse, in Clubs oder bei Polizeikontrollen gesprochen. Das Trio spannt den Bogen aber natürlich noch viel weiter und befasst sich unter anderem mit Themen wie Antisemitismus, der Dämonisierung von Muslimen und deutsche Leitkultur. Nachzuhören hier: dielinke-herne.de/start/podcasts/