Herne. Kaum sind die Außengastronomien geöffnet, da kommen die Menschen in Scharen. Die Stimmung: wie im Urlaub. Ein Besuch in der Strandbar in Herne.

Hintergrundmusik spielt aus den Boxen, die Sonne lugt zwischen den Wolken hindurch und lacht simultan mit den vielen Menschen: Zur Wiedereröffnung der Gastronomien nach über sechseinhalb Monaten Corona-Zwangspause herrscht auch am Freitagabend in der Strandbar und Biergarten „Oskar am Kanal“ in Herne Hochbetrieb.

Urlaubsstimmung am Rhein-Herne-Kanal: Gäste machen Fotos, Kellner wuseln auf dem Gelände herum und bedienen die zahlreichen Gäste mit ganz viel Aperol Spritz, Bier und Pommes. „Wir sind quasi hüpfend hergelaufen, so sehr haben wir uns darauf gefreut, hier gemeinsam zu sitzen“, sagt Gast Diana. Freundin Petra stimmt zu: „Wir haben sogar schon vergangene Woche reserviert und darauf hin gefiebert, ob es auch klappt mit der Wiedereröffnung.“

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Herne: Endlich wieder mit Freunden ins Lokal

Es sei einfach schön, endlich wieder gemeinsam mit Freunden in einem Lokal zu sitzen, Leute zu beobachten, Bekannte zu treffen und gute Musik zu hören, sagt auch Gast Nadin Drees. Und auch ohne Impfung wäre sie hergekommen und hätte sich sicher gefühlt, sagt die 45-Jährige. „Wir sind ja an der frischen Luft und alle halten Abstand.“

Hat in der Corona-Pause Überdachungen und Heizpilze angeschafft: Gastronom Oskar Steinmeister (28).
Hat in der Corona-Pause Überdachungen und Heizpilze angeschafft: Gastronom Oskar Steinmeister (28). © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Das Hygienekonzept sei sehr umfangreich, auch im vergangenen Jahr sei ihm keine einzige Ansteckung in seinem Lokal bekannt, „da wir draußen sind, ist das ja auch fast unmöglich“, sagt Inhaber Oskar Steinmeister. „Jeder Gast muss beim Einlass zudem ein negatives Testergebnis vorweisen oder dass er vor mindestens zwei Wochen die zweite Impfung erhalten hat oder seine Covid-19-Erkrankung vor mindestens 28 Tagen diagnostiziert wurde.“ Auch das Personal werde getestet, sagt der Gastronom, „nichts wird dem Zufall überlassen.“ Nach jedem Gast werden zudem alle Kontaktflächen desinfiziert und Besteck und Gläser bei 60 Grad gespült, zählt er weiter auf. „Und sobald man vom Tisch aufsteht, gilt Maskenpflicht.“

Als Service für die Gäste ist die Strandbar in Unser Fritz außerdem eine Kooperation mit einem Testzentrum-Betreiber eingegangen, daher sind nun an den Wochenenden gleich vor dem Lokal kostenlose Bürgertests möglich: „Man kann sich auch spontan testen lassen, falls mal ein Gast sein Zertifikat oder seinen Impfausweis vergessen hat.“ Am ersten Öffnungstag war das jedoch eher die Regel als die Ausnahme. „In den ersten zweieinhalb Stunden haben wir schon 80 Personen getestet“, sagt Volker Rein vom Testzentrum, „die meisten sagten, sie wussten nicht, dass man auch für die Außengastronomie ein negatives Testzertifikat braucht.“

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Schließung mental und wirtschaftlich verheerend

Man merkt dem 28-jährigen Gastronom die Aufregung zur Wiedereröffnung an. „Als ich realisierte, dass wir wohl wirklich wieder öffnen dürfen, das war einfach unfassbar“, sagt er und lächelt. Die Schließung im Zuge der Pandemie sei auch mental und wirtschaftlich verheerend gewesen: „Wir mussten alle festen Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken und für die Aushilfen, Studenten und Rentner fiel von jetzt auf gleich das Einkommen weg, das war natürlich ein Schock“, so Steinmeister. Die Firma habe auch staatliche Corona-Hilfen in Anspruch genommen.

Platz für 400 Gäste hat die Strandbar in Corona-Zeiten, sonst für 700.
Platz für 400 Gäste hat die Strandbar in Corona-Zeiten, sonst für 700. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Zur Realisierung seines Traumlokals, das im Juli 2020 erstmals öffnete und dann nach vier Monaten schon wieder schließen musste, habe er eine sechsstellige Summe investiert. Die Schließung seit November sei aber auch genutzt worden, um erneut zu investieren: technische Umbauten an Küche und Ausschank, behindertengerechter Zugang, Verlegung von Holzboden aus Norddeutschland und der Kauf von 180 neuen Tischen und Stühlen. „Außerdem haben wir sechs große Schirme, zwei große Zelte und mobile Überdachungen angeschafft und wir haben mittlerweile etwa 30 Heizpilze.“ Sein großes Ziel: Wetterunabhängigkeit. „Wir möchten verlässlich sein: Egal welches Wetter – Oskar hat auf.“ Noch mal 50.000 Euro habe er in die Hand genommen.

Ziel sei es auch, schnell wieder gut in die Arbeit zu finden und Abläufe nach der langen Schließung zu optimieren, so dass auch bei vollem Haus alle Besucher zeitnah bedient werden – das werde aber sicher gut klappen, glaubt er. „Denn es ist für uns alle motivierend, gleich am ersten Abend wieder ausgebucht zu sein und wir sehen die Zufriedenheit unserer Gäste auch als wichtigen Teil des Lohns.“

>> WEITERE INFORMATIONEN: Die Strandbar am Rhein-Herne-Kanal

Steinmeister’s Biergarten - Oskar am Kanal“, so der vollständige Name, liegt an der Künstlerzeche Unser Fritz in Herne (Adresse: An der Künstlerzeche) und hat eine Gesamtfläche von 1800 Quadratmetern. Bei maximaler Auslastung passen 700 Menschen in das Außenlokal, in Corona-Zeiten rund 400. Beschäftigt sind dort elf Festangestellte, außerdem greift Gastronom Oskar Steinmeister auf einen Pool von etwa 300 Aushilfen zurück.

Öffnungszeiten: Dienstags bis freitags 15 bis 22, samstags und sonntags 10 bis 22 Uhr, montags ist Ruhetag. Die Küche macht immer 45 Minuten vor der Schließung zu. Bei größeren Gruppen ist eine Reservierung sinnvoll – Reservierungskalender und Informationen unter www.oskaramkanal.de.