Herne. Wohnungen und Büros am Kanal, dazu mehr Gastronomien und bessere Freizeitmöglichkeiten: Das soll in Herne ein „Masterplan Wasserlagen“ erreichen.

Die Stadt Herne rückt den Blick auf Kanal und Emscher: Mit einem „Masterplan Wasserlagen“ will die Verwaltung die Ufer entwickeln. Das Ziel: Wohnungen und Büros am Kanal, mehr Gastronomie und mehr Freizeitflächen.

Das Zauberwort heißt „Waterfront Development“, also die Entwicklung von Uferflächen. Insbesondere Städten im Strukturwandel biete diese Entwicklung die Chance, Brachen neu zu gestalten, heißt es im Rathaus. „Wir wollen Flächenpotenziale heben“, sagt Daniel Wirbals, stellvertretender Leiter des städtischen Referats Umwelt und Stadtplanung, zur WAZ. Gründe gebe es genug: Viele Flächen würden gar nicht oder wenig genutzt, andere bald aufgegeben, insbesondere mit Blick auf das Ende der Kohleverstromung, und nicht zuletzt werde die Emscher renaturiert. Die Suche nach den Potenzialen sei auch deshalb wichtig, weil Wohn- und Gewerbeflächen in Herne knapp seien und der Freizeitwert gesteigert werden soll.

Herne: Planungsraum ist 1200 Hektar groß

Noch immer gibt es Industrie am Rhein-Herne-Kanal, darunter das Steag-Kraftwerk. Mit im Bild: die Schleuse Wanne-Eickel.
Noch immer gibt es Industrie am Rhein-Herne-Kanal, darunter das Steag-Kraftwerk. Mit im Bild: die Schleuse Wanne-Eickel. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Zwei Jahre will sich die Stadt nun Zeit nehmen, die Ufer von Kanal und Emscher von West nach Ost anzuschauen und Pläne für eine neue Nutzung in Teilbereichen zu erarbeiten. Der Planungsraum ist laut Verwaltung etwa 1200 Hektar groß. In einem ersten Schritt soll es eine Bestandsaufnahme geben, sagt Daniel Wirbals vom Fachbereich Umwelt und Stadtplanung. Ein „großes Aufgabenpaket“ stehe an, dabei sollen unter anderem die Nutzungsstruktur, die Grün- und Freiräume sowie die Sozialstruktur ermittelt werden, aber auch die Anbindungen durch Straßen und Wege.

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Ein Augenmerk soll dabei auch gerichtet werden auf die Kohlelagerflächen der Wanne-Herner Eisenbahn (WHE), des Resser Wäldchens oder der Kläranlage: Welche Perspektiven gibt es für diese Areale? Können sie eingebunden oder neu genutzt werden? Ebenso betrachten will die Stadt unter anderem das Neubaugebiet Dannekampschule und den Dienstleistungspark Strünkede, die miteinbezogen werden sollen.

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Zum Prozess gehören Ortsbegehungen und Workshops

In einem zweiten Schritt soll laut Wirbals ein Konzept entwickelt werden. Anhand einer Karte soll anschließend gezeigt werden, wo genau Häuser gebaut, Gewerbe angesiedelt, Freizeitangebote entwickelt, Gastronomiebetriebe aufgebaut und touristische Ziele geschaffen werden können. Weitere Ziele seien auch bessere Wege, mehr Fußgänger- und Fahrradfreundlichkeit, schönere Grünflächen. Ein Planungsbüro soll mitarbeiten, Politik und Öffentlichkeit sollen eingebunden werden, heißt es, zum Prozess dazu gehören sollen auch Ortsbegehungen und Workshops. Am Ende soll der fertige Masterplan präsentiert werden.

Wenn die Politik im März im Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung grünes Licht gibt, sollen die Arbeiten an dem Masterplan starten. Im Umweltausschuss im Januar gab es schon mal nur Ja-Stimmen. Pascal Krüger, Vorsitzender des Umweltausschusses, begrüßt die Pläne. „Wenn Gewerbeflächen am Kanal umgenutzt werden, bietet das neue Chancen“, sagt er zur WAZ. Dadurch könnten die Stadtteile aufgewertet und der Freizeitwert erhöht werden. Zwar sei die Idee nicht neu. Aber: „Gut, wenn es jetzt tatsächlich angegangen wird.“

„Wohnen am Wasser ist ein besonderes Alleinstellungsmerkmal“: Alexander Christian, Sprecher von Stadtmarketing Herne.
„Wohnen am Wasser ist ein besonderes Alleinstellungsmerkmal“: Alexander Christian, Sprecher von Stadtmarketing Herne. © FUNKE Foto Services | Ralph Bodemer

Das Stadtmarketing Herne ist in den Masterplan Wasserlagen eingebunden. Die Gesellschaft begrüßt Entwicklungen im Bereich Wohnen und Freizeit am Wasser sehr, sagt Sprecher Alexander Christian zur WAZ: „Schließlich passen sie zu Hernes Markenversprechen: Mit Grün. Mit Wasser. Mittendrin.“ Vor allem der Fahrradtourismus könne dadurch eine Aufwertung erfahren. Nicht zuletzt erhöhe das Generationenprojekt Emscher-Umbau die Aufenthaltsqualität am Wasser: „Wohnen am Wasser ist ein besonderes Alleinstellungsmerkmal, das wenigen Kommunen vorbehalten ist.“ Mehr Wasserlagen wären toll, auch um eine zahlungskräftige Zielgruppe nach Herne zu ziehen. Sinnvoll, so Christian, wäre auch eine stärkere Vernetzung mit der Ausflugsschifffahrt.

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