Herne. Die Herner Politik hat den Bau von zwei neuen Lehrschwimmbecken am Südpool beschlossen. Warum es ums Hallenbad Eickel erneut Diskussionen gibt.
Der Herner Südpool soll für sieben Millionen Euro um zwei Lehrschwimmbecken erweitert werden. Diese Richtungsentscheidung hat am Mittwoch der Schulausschuss getroffen. Der Ruf nach Sanierung und Wiederinbetriebnahme des Hallenbads Eickel ist damit aber nicht vom Tisch.
Diese Feststellung eint Politik, Stadt, Vereine und Schulen: In Herne gebe es viel zu wenig Flächen für den Schwimmunterricht. Das von der Stadt erarbeitete Konzept soll diesen seit Jahren bestehenden Missstand nun mittel- bis langfristig beheben; der Anbau der Becken an den Südpool an der Bergstraße soll dabei ein erster (wichtiger) Schritt sein.
Stadtwerke sollen den Bau vorfinanzieren
Im Schulausschuss gab es viel Lob für das Konzept der Verwaltung, das bis 2030 noch weitere Millionen-Investitionen in den Bau von Lehrschwimmbecken vorsieht. Wie schon im Sportausschuss (siehe Box) wurde jedoch Kritik daran laut, dass die aktuelle Machbarkeitsstudie von den Wananas-Architekten erstellt worden ist. Kämmerer Hans Werner Klee wies die Vorwürfe zurück. Das beauftragte Büro habe beim Wananas-Neubau das umgesetzt, was zuvor entwickelt worden sei.
Nach dem (einstimmigen) Beschluss der Politik wird die Verwaltung nun Gespräche mit den Herner Stadtwerken aufnehmen. Zur Entlastung der Stadtkasse soll der Energieversorger den Anbau am Südpool errichten und nach Fertigstellung an die Herner Bädergesellschaft verpachten. Gerechnet wird mit einer Bauzeit von rund drei Jahren. Außerdem soll ein interfraktioneller Arbeitskreis künftig die Planung der Lehrschwimmbecken begleiten.
Neu aufgeflammt ist derweil die Debatte ums 2016 stillgelegte Hallenbad Eickel, woran die SPD großen Anteil hat. Ende März hat die Ratsfraktion ein „Positionspapier zur Zukunft der Lehrschwimmbecken“ vorgelegt. Darin findet sich auch die Forderung nach „kurzfristiger Klärung“ der Zukunft des Hallenbads. „Wenn das Gebäude nachweisbar – dafür wäre eine Gegenüberstellung von Zahlen für eine transparente Debatte notwendig – keine Option ist, muss eine Alternative her“, heißt es. Nur wenige Tage später verkündete OB Frank Dudda (SPD) eher beiläufig in einem Pressegespräch zum Stadtumbau Wanne-Süd, dass das Bad abgerissen und einer Wohnbebauung weichen werde.
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SPD will mit den Mondrittern sprechen
Ist die „transparente Debatte“ damit beendet? Das weist Hendrik Bollmann, sportpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, zurück. Die SPD werde sich die Zeit nehmen, um alles noch einmal zu beleuchten, sagt er auf Anfrage. Dazu werde die Fraktion in Kürze auch mit Horst Schröder und seinen Wanner Mondrittern – sie fördern seit Jahren Schwimmkurse in Herne und fordern den Erhalt des Hallenbads – ein Gespräch führen. Dass der OB kurz nach Vorstellung des SPD-Positionspapiers vom Abriss gesprochen habe, sei „unglücklich gelaufen“, so Bollmann. Er könne der Stadt aber keinen Vorwurf machen, weil die Aufgabe des Gebäudes innerhalb der Verwaltung schon lange Konsens sei. Und auch aus Sicht der SPD laufe es wohl auf den Abriss hinaus.
Die Przybyls und die Bäder
An der Diskussion über die Lehrschwimmbecken hat sich jüngst im Sportausschuss auch die SPD-Stadtverordnete Gabriele Przybyl beteiligt.
Die Fehler, die beim Wananas-Bau gemacht worden seien, müssten diesmal vermieden werden, sagte sie. Deshalb sei es kritisch zu sehen, dass der Wananas-Architekt auch in die Prüfung für den Bau neuer Lehrschwimmbecken einbezogen werde.
Dass sie sich so offensiv in diese Debatte einbringt, mag einige politische Beobachter überraschen – ist sie doch die Ehefrau von Lothar Przybyl, dem Geschäftsführer der städtischen Bädergesellschaft.
Die aktive Beteiligung Gabriele Przybyls sei aber formal nicht zu beanstanden, erklärt die Stadt auf Anfrage der WAZ. Eine (durch die Gemeindeordnung definierte) Befangenheit liege bei einem Mandatsträger erst vor, wenn die Beratung und Entscheidung ihm oder einem Angehörigen „einen unmittelbaren Vorteil gewährt“. Das sei hier aber nicht der Fall.
An ihrer Position lässt die Stadt auch gegenüber der WAZ keinen Zweifel. Die Sanierung würde einen zweistelligen Millionenbetrag kosten und wäre deshalb unwirtschaftlich, so die Verwaltung unter Bezug auf eine ältere „umfangreiche Bestandsanalyse“ des städtischen Gebäudemanagements. Aus eigenen Mitteln könnte Herne dies nicht stemmen. Auch für Fördermitteln gelte der Grundsatz der Wirtschaftlichkeit. Und: Aktuelle Förderprogramme kämen nicht in Betracht.
Horst Schröder stellt dies nach dem Studium diverser Förderprogramme in Frage und verweist u.a. auf die vom Bund mitfinanzierte Sanierung des Südbades in Recklinghausen. Das Hallenbad Eickel werde für den Schwimmunterricht und -sport in Zukunft gebraucht, so seine Überzeugung, die er mit Schwimmvereinen teilt. Und: Es sei ja hinreichend bekannt, dass die Bedingungen für die Vereine im Wananas alles andere als optimal seien, sagt Schröder, den die SPD als Zugpferd für den Kommunalwahlkampf gewinnen konnte und der aktuell als Parteiloser für die SPD in der Bezirksvertretung Wanne sitzt.
Die jüngste Entwicklung verwundere ihn: „Warum wirft die SPD mit ihrem Positionspapier noch Nebelkerzen, wenn die Entscheidung offenbar feststeht?“ Die Mondritter wollen den Kampf trotzdem nicht aufgeben. So haben sie vor zwei Wochen eine neue Petition für die Wiederinbetriebnahme des Hallenbads gestartet. Zu den bisher 500 Unterzeichnern zähle auch Eickels Bezirksbürgermeister Arnold Plickert (SPD), berichtet Schröder.