Herne. Neben Frank Duddas Triumph gab es in der Herner SPD bei der Wahl noch einen Paukenschlag: den Erfolg von Hendrik Bollmann. Was dahinter steckt.
Selbst wenn der Herner Sozialdemokrat Hendrik Bollmann nach seinem persönlichen Wahltriumph am Sonntagabend anfällig gewesen wäre für geistige Höhenflüge – spätestens am Montag um 7.30 Uhr wäre er wieder geerdet worden: Zu diesem Zeitpunkt begann nämlich für den Lehrer Bollmann die Doppelstunde Religion In der Klasse der Metalltechniker am Emschertal Berufskolleg an der Steinstraße.
Am Infostand groß geworden
Mit einem Plus von 8,6 Prozentpunkten und insgesamt 57,1 Prozent verteidigte der stellvertretende SPD-Vorsitzende am Sonntag in Röhlinghausen-Nord seinen Direktwahlkreis. Angesichts der großen Einbußen seiner Partei auf Landesebene sowie der leichten Verluste in Herne ein herausragendes Ergebnis und nach dem Triumph von OB Dudda wohl der SPD-Paukenschlag des Wahlabends.
SPD-Vize Bollmann hat dieses Abschneiden überrascht - „auch wenn ich praktisch am Infostand groß geworden bin und allgemeine Stimmungen ganz gut einschätzen kann“, sagt der Sohn des vor drei Jahren verstorbenen früheren Herner Bundestagsabgeordneten Gerd Bollmann. Doch das Europawahlergebnis für die SPD 2019 in seinem Wahlkreis Röhlinghausen-Nord - ein Absturz auf 29 Prozent - habe er nicht aus dem Hinterkopf bekommen, räumt er ein.
Wahlkampf von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends
Spekulationen über eine SPD-Karriere Bollmanns dürften mit diesem Ergebnis nicht weniger werden. Als möglicher Nachfolger von OB Dudda wird er immer wieder mal gehandelt - auch vom politischen Gegner. Fragen zu diesem Thema lässt Bollmann an sich abperlen bzw. lenkt sie auf die Leistung seines Ortsvereins. „Volle Pulle“ habe die SPD in Röhlinghausen gegeben, „von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends“. Und überhaupt: Ein solcher Wahlerfolg sei nicht nur Folge eines engagierten Wahlkampfs, sondern Ergebnis einer langjährigen Arbeit an der Basis.
Noch lieber spricht der frühere Langläufer und aktive Hobby-Fußballer über politische Prinzipien. Kommunalpolitik müsse Bürger mitnehmen und stärker einbinden, sagt er. Sie müsse als Vermittler auftreten, erklären und den gesellschaftlichen Wandel aktiv begleiten. Auch Genossen wie beispielsweise Frank Salzmann in Wanne-Mitte oder Matthias Bluhm in Horsthausen gelinge dies, betont er.
Das wird überregionale Medien nicht daran hindern, nach diesem Wahlergebnis noch stärker als bisher den Fokus auf Hendrik Bollmann zu richten - frei nach dem Motto: „Wo Sozialdemokraten noch erfolgreich sind“. Im „Spiegel“ und in der „Welt“ sind früher bereits größere Berichte über Bollmann bzw. die SPD Röhlinghausen erschienen. Die Anfragen dürften nach dem 13. September zunehmen.Weitere Berichte aus Herne und Wanne-Eickel lesen Sie hier.