Herne. Eine kleine Schleiereule ist in Herne in eine sogenannte Klebefalle geraten. Doch das Tier hatte Glück im Unglück und wird nun gepflegt.

Ob es Absicht war oder ein Versehen, ist nicht klar. Fest steht: Im März ist in Herne eine kleine Schleiereule in eine sogenannte Klebefalle geraten. Sie hatte Glück im Unglück: Ein Passant fand sie und verständigte eine Tierklinik.

Als die Eule gebracht worden sei, habe der Kleber in dicken Schichten auf ihrem Federkleid gesessen. „Die ganze Eule war verklebt“, beschreibt Vogelpfleger Thorsten Kestner von der Paasmühle in Hattingen den Zustand des Vogels. Die Paasmühle ist eine Pflegestation für Eulen, Greif- und Wasservögel. Ein Jahr lang wird Paula - so hat Kestner die Eule gennannt - dort bleiben. Mittlerweile sei der allergrößte Teil des Gefieders gesäubert.

„Autos oder Stacheldraht sind meistens die Ursache für Verletzungen bei Vögeln“, so Thorsten Kestner. Ab und an brüten Eulen oder Greifvögel auf einem Baum am Mittelstreifen – da könne es zu Unfällen mit Autos kommen. Hin und wieder flöge ein Vogel in eine Hochspannungsleitung und stürze ab. Seltener seien Schussverletzungen – meist seien es Reiher, die Luftgewehrkugeln abbekommen, so Kestner.

Klebefallen sind verboten, können aber weiter gekauft werden

Im vergangenen Jahr sind in Herne-Süd Tauben mit Pfeilen beschossen und verletzt worden. Der mutmaßliche Täter wurde von Tierschützern auf frischer Tat ertappt.
Im vergangenen Jahr sind in Herne-Süd Tauben mit Pfeilen beschossen und verletzt worden. Der mutmaßliche Täter wurde von Tierschützern auf frischer Tat ertappt. © FUNKE Foto Services | Fotos: privat; Montage Gerd Wallhorn

Verletzungen durch Klebefallen seien sehr selten. „So etwas haben wir vielleicht einmal im Jahr“, sagt Kestner. Verrückt sei, dass Klebefallen verboten seien, man sie aber trotzdem kaufen könne. Sie werden unerlaubt gegen Nagetiere eingesetzt. „Ich glaube nicht, dass jemand so etwas absichtlich auslegt, um Vögel zu verletzen. Die meisten Menschen sind nicht böse, sondern denken einfach nicht genug nach.“ So könne ein Honigfliegenfänger – draußen aufgehängt – beispielsweise eine Gefahr für Schwalben sein.

Mit Klebefallen hat Reinhold Berheide, Jagdaufseher der Stadt Herne, noch keine Erfahrung gemacht. Er ist dafür zuständig, kranke Tiere – speziell Greif- und Wasservögel – zu Pflegestationen zu bringen. „Letztens hatten wir einen Basstölpel, der im dichten Schneetreiben in eine Hochspannungsleitung geschlagen ist“, sagt Berheide. „Wie der überhaupt nach Herne gekommen ist, ist fraglich. Schließlich ist das ein Hochseevogel.“

Häufiger seien es Bussarde oder Habichte, die durch Stromkabel oder den Straßenverkehr verletzt würden. In der Regel sei es der Kommunale Ordnungsdienst (KOD), der den Jagdaufseher über verletzte Tiere, die dem Jagdrecht unterliegen, informiere. „Auch die Polizei oder die Feuerwehr melden sich bei mir, manchmal auch Bürger, die meine Nummer kennen.“

Laien sollten nie versuchen, Tiere selbst aus Fallen zu befreien

Doch wie verhält man sich eigentlich richtig, wenn man einen verletzten Vogel findet? Und wie kann man vermeiden, dass etwas für Vögel zur Gefahr wird? Findet man einen verletzten Vogel, sollte man Polizei, Feuerwehr oder KOD verständigen. Auch eine Meldung bei einem Tierarzt oder einer Tierklinik sei nicht verkehrt. Jeder von ihnen wisse, wie die weitere Vorgehensweise ist. „Auf keinen Fall sollte man versuchen, die Tiere selbst aus Stacheldraht oder Fallen zu befreien“, betont Thorsten Kestner. Ist die Falle noch vorhanden, sollte diese eingepackt werden, damit der Vogelpfleger weiß, „mit welchem Gegner er es zu tun hat.“ Steckt das Tier im Stacheldraht, soll man unter keinen Umständen versuchen, es selbst heraus zu wickeln. „Das Tier vorsichtig fixieren, den Draht ringsherum abschneiden und das Tier so zu uns bringen.“

Vor sieben Jahren ist Thorsten Kestner (3.v.re.) von der Paasmühle beim Deutschen Tierschutzpreis mit einer Urkunde für den 2. Platz ausgezeichnet worden.
Vor sieben Jahren ist Thorsten Kestner (3.v.re.) von der Paasmühle beim Deutschen Tierschutzpreis mit einer Urkunde für den 2. Platz ausgezeichnet worden. © Unbekannt | Milena Schlösser

Diese Meldungskette gilt übrigens auch, wenn man Küken oder Jungtiere findet, die scheinbar alleine sind. „Entenküken haben wir zu Hunderten“, erklärt Kestner. Enten brüten an den unmöglichsten Stellen, oft komme die Mutter von dort zwar weg, aber die Kleinen nicht. „Oder sie laufen der Mutter hinterher und fallen in den Gully. Entenküken sind klein, schnell und etwas doof.“

2020 wurden an der Südstraße Tauben durch Pfeile verletzt

Zum Glück komme es selten vor, dass Vögel absichtlich verletzt werden. Das Polizeipräsidium Bochum, zu dem Herne zählt, berichtet, dass es 2020 zu 16 Fällen von Verstößen gegen das Tierschutzgesetz kam, 2019 waren es nur neun. Zwei Fälle, die Vögel betreffen, ragen heraus: So wurde der Polizei im Juli 2020 gemeldet, dass im Bereich der Herner Brücke an der Südstraße Tauben durch Pfeile verletzt wurden. Das Herner Kriminalkommissariat ermittelte in diesem Fall und konnte mithilfe von Tierschützern und des Vereins Stadttauben (siehe Box) einen 43-jährigen Herner festnehmen, gegen den ein Strafverfahren eingeleitet wurde.

Im Mai 2020 meldete ein Zeuge, dass er an der Börsinghauser Straße einen verletzten Waldkauz am Straßenrand gefunden hat. Das Tier war in eine Plastiktüte eingewickelt und völlig verklebt. Die Polizisten verständigten die Greifvogelstation in Hattingen und brachten den Vogel dorthin. Auch in diesem Fall wurde wegen des Verdachts einer Straftat nach dem Bundesnaturschutzgesetz ermittelt. Der Appell der Polizei: „Wenn, wie in den genannten Fällen, der Verdacht einer Straftat besteht, rufen Sie die Polizei. Nur wenn solche Verstöße angezeigt werden und die Polizei informiert ist, können auch entsprechende Ermittlungen eingeleitet werden.“

>> AUCH DER VEREIN STADTTAUBEN BOCHUM HILFT

Wer verletzte oder vergiftete Tauben findet, kann sich zudem an den Verein Stadttauben Bochum wenden. Der Verein ist in Herne unter anderem auch nach den Pfeilattacken auf Tauben aktiv geworden.

■ Die Ehrenamtlichen sind unter info@stadttauben-bochum.de oder über den Messenger ihrer Facebookseite zu erreichen.