Herne. . Ob ausgesetzte Sonnenbarsche, Schwarzmaulgrundeln oder Kanada- und Nilgänse: Sie alle sind oft fatale Konkurrenz für heimsche Arten.

Worüber sich die Naturschützer bei der Stadt Herne und bei Verbänden wie dem BUND freuen, ist in der Bevölkerung zum Teil auf Unverständnis gestoßen. Durch die Hitzeperiode ist der Teich im Voßnacken fast komplett trocken gefallen, was aber nichts Schlimmes sei, wie manche befürchteten, so Rolf Reinholz von der Unteren Landschaftsbehörde, „sondern für die Amphibien richtig gut.“ Mitarbeiter der Stadt holten zurzeit die letzten Fische heraus und setzten sie in den Rhein-Herne-Kanal um. So sei ihnen noch am Mittwochabend ein ein Meter langer Aal ins Netz gegangen.

Der ausgetrocknete Teich im Voßnacken ist kein Unglück für die Natur – im Gegenteil. Die Amphibien, die dort im nächsten Frühjahr laichen, brauchen im Wasser keine Fressfeinde zu fürchten.
Der ausgetrocknete Teich im Voßnacken ist kein Unglück für die Natur – im Gegenteil. Die Amphibien, die dort im nächsten Frühjahr laichen, brauchen im Wasser keine Fressfeinde zu fürchten. © Barbara Zabka

Ausgesetzte Fische fressen Amphibienlaich

Vor Jahren drohte der Teich schon einmal trocken zu fallen, man habe deshalb Wasser aufgefüllt, berichtet Reinholz und gibt offen zu: „Das war total falsch.“ Denn für den Amphibienbestand sei es förderlich, wenn Laichgewässer zwischendurch austrockneten: „Wenn sie im nächsten Jahr wieder laichen, gibt es keine Fressfeinde mehr.“ Gegen die hatten es Frösche, Kröten und Molche im Voßnacken-Teich in der Vergangenheit so schwer, dass vor drei Jahren der Teich abgefischt wurde: amerikanische Sonnenbarsche hatten sich breitgemacht. „Das sind sehr robuste Aquarienfische und ausgesprochene Laichräuber“, erklärt Udo Paschke, ehrenamtlicher Fischereibeauftragter in der Stadt Herne und Vorsitzender vom Angelsportverein Blitzkuhle. Vermutlich waren die ersten Tiere ausgesetzt worden und vermehrten sich prächtig, die einheimischen Amphibien hatten gegen die Invasoren keine Chance. Die Abfischaktion damals war aus Sicht der Naturschützer erfolgreich: Es wurden jetzt keine Sonnenbarsche gefunden. Dafür aber neben etwa 150 Karpfen drei kapitale Welse, ebenfalls fleißige Räuber.

Schwarzmaulgrundeln bereiten sich aus

Sogenannte invasive Arten, also Pflanzen und Tiere, die hier eigentlich nicht leben, machen der heimischen Flora und Fauna zunehmend zu schaffen. Im Rhein-Herne-Kanal zum Beispiel die Schwarzmaulgrundeln, die aus dem Schwarzmeerraum stammen und alles an Fischlaich fressen, was sie schnappen können. „Sie gefährden alle anderen Arten“, so Udo Paschke „und fressen auch noch das, wovon sich unsere Arten auch ernähren.“ Allerdings: Inzwischen sei zu beobachten, dass einheimische Fische sich auch die Grundeln vornähmen.

Aggressiv auf Enten losgegangen

Durch die Fütterung von Enten und Gänsen mit Brot bekommen die Ostbachteiche zu viel Nährstoffe und veralgen.
Durch die Fütterung von Enten und Gänsen mit Brot bekommen die Ostbachteiche zu viel Nährstoffe und veralgen. © Bastian Haumann

Die Verbreitung der Kanada- und der Nilgans bereitet den Naturschützern ebenfalls Sorgen, denn sie vertrieben die einheimischen Stockenten. So hätten Nilgänse im Dorneburger Park sofort aggressiv und tätlich eine Entenfamilie angriffen, die er dort im Teich eingesetzt habe, nachdem er sie aus einem Hinterhof in Wanne gerettet hatte, so Reinhold Berheide, einer der beiden ehrenamtlichen Herner Jagdaufseher. Die Kanadagänse seien eher friedlich, vertrieben aber letztlich auch einheimische Entenarten. „Im Dorneburger Park gibt es keine Enten mehr“, stellt Marion Kandil fest, bei der Unteren Jagd- und Fischereibehörde auch für den Artenschutz zuständig, „dafür aber 100 Gänse.“

>> STADT APPELLIERT: GÄNSE NICHT FÜTTERN

Kanada- und Nilgänse sind eigentlich Zugvögel. Sie ziehen aber nicht mehr, weil sie hier sehr gute Lebensbedingungen vorfinden – ganzjährig.

Dazu trägt bei, dass die Tiere gefüttert werden, so zum Beispiel am Ostbachteich – obwohl es verboten ist.

Ganze Brote würden in den Teich geworfen, so Rolf Reinholz. Das Zuviel an Nährstoffen sorge auch für das Veralgen des Teichs.