Herne. Hernes Sozialdezernent Johannes Chudziak ist am Dienstag für acht weitere Jahre wiedergewählt worden. Warum es auch Gegenstimmen gab.
Der Hauptausschuss hat am Dienstag Sozial- und Gesundheitsdezernent Johannes Chudziak wiedergewählt. Mit klarer Mehrheit stimmte die Politik für eine Verlängerung der Amtszeit des 43-Jährigen um weitere acht Jahre.
In geheimer Wahl gaben neun Stadtverordnete Chudziak ihre Stimme. Bei keiner Enthaltung votierten drei Ausschussmitglieder gegen den Sozialdemokraten. Die SPD hatte in der Ratskooperation mit der CDU das Vorschlagsrecht für diese Position. Beide Fraktionen verfügen im Hauptausschuss gemeinsam über sieben Stimmen.
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Große Herausforderungen durch Flüchtlinge und die Pandemie
Mit dem starken Anstieg der Flüchtlingszahlen im Jahr 2015 und der aktuellen Corona-Pandemie stand bzw. steht der Jurist in seiner Amtszeit vor zwei riesigen Herausforderungen. Belastend kam für den Familienvater hinzu, dass er zwischenzeitlich wegen einer schweren Erkrankung für längere Zeit ausfiel.
„Johannes Chudziak hat in seiner gesamten Amtszeit hervorragende Arbeit geleistet“, sagte SPD-FraktionsChef Udo Sobieski zur WAZ. Er zeichne sich durch hohe Fachkompetenz, eine exzellente Vernetzung im Sozialbereich sowie seine Arbeitsmarktkompetenz aus. Deshalb habe sich die SPD-Fraktion einstimmig für eine Wiederwahl ausgesprochen.
Thomas Reinke (Grüne) signalisierte dagegen bereits vor der Ausschusssitzung, dass seine Fraktion die Wahl Chudziaks nicht mittragen werde. Das sei unabhängig von der Person, sondern erfolge aus grundsätzlichen Erwägungen, betonte der Fraktions-Chef. Zum einen, weil der Verwaltungsvorstand nun weiterhin ausschließlich aus (fünf) Männern bestehe: „ein Unding!“ Und zum anderen, weil Rot-Schwarz den Grünen als größter Oppositionspartei das Vorschlagsrecht für ein Dezernat verweigere.
Zwei Ja, ein Nein
Da der Hauptausschuss pandemiebedingt alle Geschäfte des Rates übernommen hat, konnten mehrere nicht in diesem Gremium vertretene Parteien nicht an der Wahl des Beigeordneten teilnehmen.
„Wir hätten für Johannes Chudziak gestimmt, weil er eine gute und seriöse Arbeit geleistet hat – insbesondere beim Thema Flüchtlinge“, so Thomas Bloch von der FDP-Ratsgruppe zur WAZ.
Von Bernd Blech (Unabhängige Bürger) hätte der Dezernent ebenfalls ein Ja erhalten, von Lars Wind (Piraten) ein Nein. Die Piraten begründen dies damit, dass es bei einer Wiederwahl „kein offenes und transparentes Auswahlverfahren“ gebe.
Eher inhaltliche Gründe führt die Linke-Fraktion für ihr Nein zur Wiederwahl an. „Wir vermissen Initiativen im Sozialbereich“, sagte Fraktionsvorsitzende Veronika Buszewski. Unzufrieden sei die Linke auch mit Chudziaks Haltung nach dem starken Anstieg der Flüchtlingszahlen - „er sprach von Überschwemmung“ - und zum Teil auch in der Pandemie. Sie hätten zudem den Eindruck, dass sich der Dezernent sehr eng an die Buchstaben des Gesetzes halte. Und wie die Grünen zielt die Linke auch auf die Männerdominanz des Verwaltungsvorstands: „Frauen müssen viel stärker zum Zuge kommen“, so Buszewski.
Nächste Wahl im Verwaltungsvorstand steht in Kürze an
In Kürze steht bereits die nächste Wahl für den Verwaltungsvorstand an. Dann soll das seit der Pensionierung von Gudrun Thierhoff (Grüne) im April 2020 vakante Dezernat für Schule, Jugend und Kultur wiederbesetzt werden. Auch für diesen Posten hat die SPD laut Koalitionsvertrag mit der CDU ein Vorschlagsrecht. Als aussichtsreicher Kandidat gilt der amtierende Schulamtsleiter Andreas Merkendorf (SPD).
20 Bewerbungen gingen nach der Ausschreibung für diese Stelle im Rathaus ein, so die Stadt, davon sechs von Frauen. Im nächsten Schritt sollen sich aussichtsreiche Kandidaten bei den Fraktionen vorstellen. Wie viele das sein werden, sei noch nicht bekannt, so die Verwaltung. Die Wahl der oder des neuen Beigeordneten soll dann am 29. Juni durch den Rat erfolgen.