Herne. Unterstützung für Armin Laschet, aber auch Zuspruch für Markus Söder: Das sagen Herner Christdemokraten über die K-Frage und den Streit.

Der Zweikampf zwischen Armin Laschet und Markus Söder um die Kanzlerkandidatur der Union treibt auch die Herner CDU um. Für Parteichef Laschet gibt es Rückenwind, doch auch der bayrische Ministerpräsident findet im Herzen des Ruhrgebiets Zuspruch. Unterschiedliche Antworten gibt es zudem auf die Frage, ob der aktuelle Streit in der K-Frage der Partei schadet.

Hernes CDU-Chef spricht sich für Laschet aus

Hernes CDU-Vorsitzender Timon Radicke wünscht sich einen Kanzlerkandidaten Armin Laschet, hält aber auch die Ansprüche von Markus Söder für legitim.
Hernes CDU-Vorsitzender Timon Radicke wünscht sich einen Kanzlerkandidaten Armin Laschet, hält aber auch die Ansprüche von Markus Söder für legitim. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Als CDU-Kreisvorsitzender wünsche ich mir, dass Armin Laschet Kanzlerkandidat wird“, sagt Timon Radicke. Vorwürfe aus der CDU gegen Markus Söder teile er jedoch nicht. Es sei legitim, dass dieser Ansprüche anmelde. Mit Laschet und Söder habe die CDU „zwei herausragende Kandidaten“, betont Radicke, der zurzeit in Berlin die CDU hauptberuflich bei der Vorbereitung des Bundestagswahlkampfes unterstützt. Wer für die aktuellen Auseinandersetzungen verantwortlich sei, könne er nicht beurteilen. Die Aufregung sei nicht zuletzt dem digitalen Zeitalter geschuldet, in der jeder Wasserstand im Live-Ticker gemeldet und öffentlich begleitet werde, sagt der Herner Partei- und Fraktions-Chef.

Entscheidend sei, dass am Ende alle hinter dem gemeinsamen Kanzlerkandidaten stehen. Ankündigungen aus dem Kreis der Bundestagsfraktion und von Mitgliedern, für einen Kandidaten Laschet keinen Wahlkampf machen zu wollen, bezeichnet Radicke als „Auswüchse“: „Bei solchen Aussagen kann ich nur den Kopf schütteln.“ Die Herner CDU würde beide Bewerber im Wahlkampf „mit voller Kraft“ unterstützen: „Da machen wir keinen Unterschied.“ Schließlich gehe es vor allem um politische Grundüberzeugungen, die man im Wahlkampf vermittle.

Ehrenvorsitzender der Senioren-Union setzt auf den CSU-Mann

Hans-Jürgen Koch tickt in der K-Frage anders als sein Parteichef. „Markus Söder sollte Kanzlerkandidat der Union werden“, sagt der Ehrenvorsitzende der Herner Senioren-Union. Unter Schwesterparteien dürfe es kein Problem sein, den Kandidaten der kleineren Partei aufzustellen, wenn dieser den größeren Erfolg verspreche. Das sei bei Söder eindeutig der Fall, auch wenn er zuletzt taktische Fehler begangen habe. „In unserer Partei liegt Einiges im Argen“, sagt der 80-Jährige, der Ende 2020 bei der Wahl des neuen CDU-Vorsitzenden hinter Friedrich Merz gestanden hat. Vielleicht wäre es für die Partei besser gewesen, sagt Koch heute, wenn Norbert Röttgen CDU-Parteichef geworden wäre, weil dieser keine Ambitionen auf die Kanzlerkandidatur gehabt hätte.

Pro Laschet: Die Herner CDU-Stadtverordnete Bettina Szelag kritisiert Markus Söder.
Pro Laschet: Die Herner CDU-Stadtverordnete Bettina Szelag kritisiert Markus Söder. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Dass die CDU durch den aktuellen Streit Schaden nimmt, befürchtet auch Bettina Szelag. Verantwortlich dafür sei einzig und allein Markus Söder, sagt die Stadtverordnete und ehemalige Ratsfraktions-Chefin. Sie hoffe, dass Parteichef Armin Laschet jetzt möglichst schnell auf den Tisch haut und sagt: „Ich mache es.“ Der NRW-Ministerpräsident sei für die Union die beste Wahl als Kanzlerkandidat. Derzeit ließen sich leider viele Menschen durch Söder blenden – „auch in unserer Partei“.

Die langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete Ingrid Fischbach wünscht sich ebenfalls eine schnelle Entscheidung und vor allem einen Kanzlerkandidaten Armin Laschet - „auch wenn man das angesichts der derzeitigen Umfragen eigentlich nicht sein kann“. Sie sei aber schon lange in der Politik und wisse, dass sich das Blatt ganz schnell wieder wenden könne.

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Armin Laschet könne zuhören, zusammenführen und auch eine Regierung mit unterschiedlichen Charakteren bilden. Markus Söder sei aber ebenfalls ein guter Kandidat, für den sie natürlich auch Wahlkampf machen würde, sagt die 63-Jährige. Sie habe sich aber „wahnsinnig darüber geärgert“, dass Söder nicht zu seinem Wort gestanden und die Entscheidung des CDU-Präsidiums pro Laschet nicht akzeptiert habe. Kein Verständnis hat Ingrid Fischbach auch für das Gewicht, das der Bundestagsfraktion der Union in der Debatte zugesprochen werde. Die Kanzlerkandidatur sei allein Sache der Partei, sagt sie.

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Und was sagen die beiden Herner Bewerber, die am kommenden Samstag im Kulturzentrum um die Bundestagskandidatur der CDU im Wahlkreis Herne-Bochum II antreten? Er wolle sich in dieser Angelegenheit nicht öffentlich äußern, weil dies „nicht zielführend“ wäre, sagt der sonst sehr meinungsstarke Christdemokrat Frank Heu zur WAZ. Armin Laschet und Markus Söder müssten diese Frage unter sich klären. Heus Kontrahent Christoph Bußmann war für die WAZ am Mittwoch zunächst nicht erreichbar.