Herne. In Herne gibt es immer mehr Problemhäuser. SPD und CDU im Bezirk Wanne fordern die Stadt deshalb zum Handeln auf. Sie sagen: Es tut sich nichts.

SPD und CDU im Bezirk Wanne fordern von der Stadt ein entschlosseneres Vorgehen gegen Problem- und Schrotthäuser. Torsten Becker, SPD-Bezirksfraktionschef, beklagt gegenüber der WAZ ein „Wischiwaschi“ der Verwaltung im Kampf gegen diese Immobilien, und auch Frank Droste, der CDU-Bezirksfraktionschef, meint: „Es tut sich einfach nichts.“ Leidtragende seien die Anwohner.

In Herne ist die Zahl der Problemhäuser zuletzt deutlich gestiegen. Ende 2020 gab es nach Angaben der Stadt 55 so genannte Problemimmobilien in Herne. Vor fünf Jahren waren es mit 22 nicht mal halb so viele. SPD und CDU im Stadtbezirk Wanne wollen die Entwicklung nicht hinnehmen. Für die Bezirksvertretung in der kommenden Woche (öffentliche Sitzung am Dienstag, 13. April, 17 Uhr, Aula der ehemaligen Schule im Drögenkamp) haben sie fünf Häusern aufgelistet, die die Stadt nun engmaschig überwachen soll. Darüber soll abgestimmt werden. Außerdem soll sie mindestens einmal im halben Jahr über die Ergebnisse der Kontrollen und anschließende Maßnahmen berichten. Konkret geht es – in alphabetischer Reihenfolge – um die Häuser An der Cranger Kirche 2, Corneliusstraße 55, Cranger Straße 72-80, Emscherstraße 76-94 und Heidstraße 115 – 117.

„Problemhäuser ziehen das gesamte Umfeld herunter“

Es müsse endlich „Butter bei die Fische“, sagt Wannes SPD-Fraktionschef Torsten Becker. Nötig seien an diesen Adressen häufigere und bessere Kontrollen – und vor allem auch „mit mehr Nachdruck“. Das meint auch Fraktionskollege Michael Girschol. So wie sich die Problemhäuser jetzt präsentierten, zögen sie das gesamte Umfeld herunter, beklagt er gegenüber der WAZ. Er fordert ein regelmäßiges, engmaschiges Monitoring der Immobilien durch die Behörden, darunter auch der Polizei. Dadurch soll die Zahl der Problemhäuser endlich sinken und die „Abwärtsspirale ganzer Wohnumgebungen“ durchbrochen werden.

Ein Blick in den Hinterhof des Problemhauses an der Ecke Heerstraße/Corneliusstraße: Dort liegt regelmäßig Müll, aber auch gesammelter Schrott soll dort zerlegt werden.
Ein Blick in den Hinterhof des Problemhauses an der Ecke Heerstraße/Corneliusstraße: Dort liegt regelmäßig Müll, aber auch gesammelter Schrott soll dort zerlegt werden. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Die CDU steht in dieser Sache ganz an der Seite der SPD. Seit Jahren, sagt Fraktionschef Frank Droste, habe die Stadt Problemhäuser auf dem Schirm, es ändere sich aber nichts. Im Gegenteil: „Es werden immer mehr.“ Siehe das altbekannte Problemhaus an der Corneliusstraße/Ecke Heerstraße. Wie die Stadt im vergangenen Jahr mitteilte, sei die Koordinierungsstelle Südosteuropa dort seit Anfang der Corona-Pandemie verstärkt tätig. Noch immer aber litten die Nachbarn dort unter Müll, Lärm und falsch abgestellten Transportern, trotz der Kontrollen sei nichts passiert, klagt Droste. Beispiel: Bewohner des Hauses sammelten weiter mit ihren Lkw Schrott und zerlegten ihn am Haus: „Im Hof ist es deshalb ganz schlimm.“ Die Kontrolleure müssten den Bewohnern endlich mehr Nachdruck verleihen, so Wannes CDU-Fraktionsvorsitzender. In anderen Städten funktioniere das besser.

Stadt: Hausbesitzer wollen nur abkassieren

Bis zu 40 Prozent der Problemhäuser in Herne seien in der Hand von Gesellschaften, die ihren Sitz in anderen Kommunen, aber auch im Ausland hätten, sagte Hernes Sozialdezernent Johannes Chudziak zuletzt zur WAZ. Sie wollten vor allem eins: abkassieren. Südosteuropäer zögen gerne ein, obwohl die Mieten verglichen mit dem Angebot oft überteuert seien. Zum einen, weil sie auf dem „normalen“ Wohnungsmarkt schlechte Chancen hätten, und zum anderen, weil sie mit den Wohnungen zufrieden seien. In ihrer Heimat kämen sie oft aus prekären Verhältnissen, hätten dort zum Teil nicht mal eine Heizung, außerdem seien sie oft ungebildet und unbedarft.

Für den SPD-Bezirksverordneten Michael Girschol könnte das Vorgehen der beiden Parteien in Wanne eine Blaupause für ganz Herne sein. Ziel müsse es sein, die Problemhäuser in der gesamten Stadt „signifikant zu verringern“, sagt er.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Anhaltender Zuzug aus Südosteuropa

Grund für den Anstieg der Problemhäuser sei der anhaltende Zuzug von Menschen aus Südosteuropa, sagte Hernes Sozialdezernent Johannes Chudziak zuletzt zur WAZ. Dadurch häuften sich die Probleme, gerade jetzt in der Corona-Krise. Die Vermietung von zum Teil schlechten Wohnungen habe sich zu einem Geschäftsmodell entwickelt.

Die Zahl der gemeldeten Bürger aus Rumänien und Bulgarien stieg laut Stadt zwischen März 2016 und November 2020 von rund 2450 auf 3800 Menschen.