Herne. Obstbrand, Likör oder Gin: In Zukunft soll an diese Getränke am Ort der Herstellung kosten können. Das sind die Pläne von Peter Meinken.

Ob Obstbrand, Liköre oder Gin: Die hochprozentigen Getränke der Alten Drogerie Meinken schmecken vielen Hernern - und gerade den Wanne-Eickelern unter ihnen - gut. In Zukunft kann man sie auch am Ort der Herstellung kosten. Das sind die Pläne von Geschäftsführer Peter Meinken.

Er will den alten Kesselraum der Brennerei Eicker & Callen am Heitkampsfeld in Wanne-Süd so herrichten, dass Gäste dort, ähnlich wie bei einer Brauereibesichtigung, anhand der alten Geräte den Herstellungsprozess erläutert bekommen und das Produkt auch verkosten können. Den entsprechenden Bauantrag für den Umbau (für die Planung zeichnet das Architekturbüro Laboda verantwortlich) überreichte Meinken am Mittwoch Oberbürgermeister Frank Dudda.

Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1889

Die Gäste werden nach der Renovierung Industriekultur hautnah erleben können. Zwar existieren im Ruhrgebiet bekanntermaßen noch eine Reihe von Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert, doch viele von ihnen werden nicht mehr genutzt. Das ist bei der Brennerei Eicker & Callen, die Meinken 2014 von Thomas Callen übernommen hatte, anders. Im Gebäude aus dem Gründungsjahr 1889 wird nach wie vor gebrannt. Thomas Callen steht dabei als Brennermeister nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite.

Thomas Callen hat 2014 Peter Meinken die Brennerei übergeben, blieb aber als Brennermeister weiter im Betrieb.
Thomas Callen hat 2014 Peter Meinken die Brennerei übergeben, blieb aber als Brennermeister weiter im Betrieb. © WAZ FotoPool | Archivbild: Rainer Raffalski

Dass es einen Markt für Verkostungen in den historischen Mauern gibt, ist Peter Meinken völlig klar. Die Zahl der Veranstaltungen, die er in den Räumen der Alten Drogerie in Crange anbietet, seien in den Jahren 2018 und 2019 im dreistelligen Bereich gewesen. Auch wolle die Brennerei Touristen öffnen. „Denn es gibt Touristen in der Stadt“, so Meinken. Gerade auf Zweirädern herrsche entlang des Rhein-Herne-Kanals viel Betrieb.

Dass er sich in der Pandemie zu diesem Schritt entschlossen hat, überrascht. Und er erzählt selbst, dass von acht Vermarktungsbereichen durch Corona vier weggebrochen seien. Man denke nur an die Cranger Kirmes oder eine Veranstaltung wie „Lecker in Eickel“, daneben hat Meinken die Gastronomie beliefert. Dass das Unternehmen glimpflich durch die Krise gekommen sei, liege daran, dass der Einzelverkauf stark angezogen habe und die Handelsketten Meinken entdeckt hätten.

Es gibt viele weitere Aktivitäten im Stadtteil Wanne-Süd

Doch Meinken deutete bei der Vorstellung der Pläne an, dass es durchaus anders hätte kommen können (die Verwaltung ist bereits am Standort in Gelsenkirchen). Eine Abkehr von der Heimat schien nicht außerhalb jeder Vorstellungskraft. Dass er nun am Heitkampsfeld investiere, hänge auch mit der Entwicklung in Wanne-Süd zusammen. Es tue sich sehr viel.

Eine Einschätzung, die Oberbürgermeister Frank Dudda bestätigte. Einerseits komme durch das Projekt „Soziale Stadt Wanne-Süd“ Bewegung in den Stadtteil, hinzu kommen einige andere Projekte. So baue das Dortmunder Immobilienunternehmen Höckmann nicht nur die Heitkamp-Villa samt alter Verwaltung um, es plant auch Neubau. Außerdem habe das Unternehmen Tropos, das auf dem ehemaligen Heitkamp-Gelände einen kleinen Elektrotransportwagen baut, bei der Stadt wegen einer Erweiterung vorgefühlt. Und die Stadtentwicklungsgesellschaft werde das alte Hallenbad kaufen, um es abzureißen und Platz für Neues zu schaffen.

Da mag ein Unternehmen wie Meinken klein erscheinen, doch es ist längst international unterwegs. So wird in Newcastle im „House of Ruhr“ Hochprozentiges von Meinken angeboten. Und womöglich waren seine Schnäpse auch ein „weicher“ Faktor beim Einfädeln der Städtepartnerschaft mit Luzhou.

>> HILFE ZU BEGINN DER CORONA-KRISE

■ Zu Beginn der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr hat die Brennereimit ihrem Rohstoff Hilfe geleistet.

■ Das Unternehmen gab mehrere hundert Liter Neutralalkohol zur Herstellung von Desinfektionsmitteln aus eigenen Beständen an Apotheken unter anderem in Herne ab.