Herne. Geht vom Herner Unternehmen Silex eine Belastung mit PCB für das Umfeld aus? Ergebnis nach einem mehrmonatigen Grünkohltest: Entwarnung.

Das hat im vergangenen Jahr viele Herner in Bereich der Werderstraße aufgeschreckt: Ein sogenannter Löwenzahntest hatte erhöhte PCB-Werte ans Licht gebracht, Verursacher: das Unternehmen Silex, das Produkte aus Silikon herstellt. In den vergangenen Monaten folgte zur weiteren Abklärung ein Test mit Grünkohl. Das Ergebnis: Entwarnung.

Zur Erinnerung: Ins Rollen kamen die Testungen durch den Fall eines Unternehmens in Ennepetal. Dort waren erhöhte Werte festgestellt worden. Die Landesregierung veranlasste daraufhin eine Überprüfung aller Unternehmen in NRW, die Silikonteile produzieren. Bei den Tests, die die Stadt Herne durchführte, waren zunächst keine Auffälligkeiten festgestellt worden. Doch nach einem sogenannten Löwenzahntest des Landesamts für Natur, Umwelt- und Verbraucherschutz (Lanuv) sprach die Stadt Herne die Empfehlung aus, dass im Umfeld bestimmte selbstangebaute Gemüsesorten nicht verzehrt werden sollten. Die Tests offenbarten an mehreren Messpunkten eine Überschreitung des Orientierungswerts für den maximalen Hintergrundgehalt. Für dieses PCB gibt es keinen Richtwert.

Lanuv wird im August erneut Tests durchführen

Um weitere Erkenntnisse zu sammeln, führte das Lanuv zusätzlich einen Grünkohltest durch. Insgesamt 97 Tage lang standen die Pflanzen an acht verschiedenen Punkten im Umkreis des Unternehmens Silex. Grünkohl ist ähnlich gut geeignet, um Schadstoffe aus der Luft aufzunehmen. Ein externes Labor kam zu folgenden Ergebnissen: Die PCB-Werte lagen zwischen 1,2 und 2,6 Mikrogramm pro Kilogramm Frischmasse. Der Orientierungswert liegt in NRW bei 3,2 Mikrogramm. Bei der Löwenzahnmessung lag der Wert 1,7 Mikrogramm. Der Orientierungswert liegt in diesem Fall (nur) bei 3,2 Mikrogramm, weil Löwenzahn weniger Masse und Oberfläche hat als Grünkohl.

Vor dem Hintergrund dieser Messergebnisse hebt die Stadt Herne in Absprache mit dem Lanuv die Empfehlung, verschiedene Blattgemüse nicht zu verzehren, ab sofort auf. Allerdings: Das Lanuv wird im August dieses Jahres erneut Messungen durchführen, um abzuklären, ob die Werte dauerhaft unter den Orientierungswerten liegen.

Silex will chlorhaltigen Vernetzer zu 100 Prozent ersetzen

Dass die Belastung gesunken ist, dürfte eine Folge der Reaktion des Unternehmens gewesen sein. Es hatte nach Bekanntwerden der Löwenzahnwerte sehr schnell begonnen, die Produktion umzustellen und den Einsatz des chlorhaltigen Vernetzers zu minimieren. Dieser sorgt für die Freisetzung von PCB. Vor wenigen Wochen hatte Dirk Möller, einer der drei Silex-Geschäftsführer, auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion mitgeteilt, dass bereits 80 Prozent der Produktion umgestellt seien.

Am Mittwoch reagierte Möller erleichtert auf die Nachricht, dass die Grünkohlmessungen keine erhöhten Werte erbracht haben. Darauf wolle man sich aber nicht ausruhen. „Wir machen weiter über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus.“ Im Mai könne die 90-Prozent-Marke erreicht sein, das klare Ziel sei aber eine hundertprozentige Umstellung. Dies werde geschehen, sobald jene Kunden, bei denen in der Vergangenheit der chlorhaltige Vernetzer eingesetzt worden war, eine neue Bestellung aufgeben. Im Übrigen sei das Unternehmen nach wie vor für Bürger ansprechbar, die Fragen zur Produktion hätten.

>> INFO-TELEFON DER STADT HERNE IST WEITER GESCHALTET

■ Die Stadt Herne hat für Fragen von Anwohnern weiterhin das Info-Telefon unter 02323-163006 geschaltet.

■ Zusätzlich hat die Stadt unter der Internetadresse www.herne.de/pcb alle Informationen gebündelt. Dort ist auch der Bericht zur Grünkohluntersuchung einsehbar.