Herne. Das Schnelltest-Zentrum in Herne hat seinen Betrieb aufgenommen. Auch Arztpraxen und Apotheken bieten seit Montag den kostenlosen Bürgertest an.
„Augen zu und durch“ heißt es am Montagvormittag für Florian Eichler, kurz bevor das Wattestäbchen tief in seiner Nase verschwindet. Dabei hat sich der Herner ganz freiwillig für den Corona-Schnelltest entschieden. Jeder Bürger darf sich seit vergangener Woche einmal pro Woche kostenlos auf Covid-19 testen lassen – „aus Langeweile“ lässt auch Florian Eichler einen Abstrich entnehmen. Dass ihm dabei die Tränen kommen, hätte er wohl nicht gedacht.
Innerhalb von zwei Tagen hat Klaus Möllmann, Chef des Herner Krankentransport-Unternehmens Hospitrans, das Testzentrum auf dem Cranger Kirmesplatz aus dem Boden gestampft. „Das Angebot wird sehr gut angenommen“, sagt er am Montagvormittag. 140 Tests hätten er und seine Mitarbeiter in den ersten vier Stunden durchgeführt. Bei dem Testlauf am Samstag seien 138 Menschen vor Ort gewesen.
Und der nächste Herner wartet schon: Wolf Matthias Pankau ist Dozent an der Fakultät für Chemie der Ruhr-Universität Bochum. In der vergangenen Woche habe er ein Praktikum mit vielen Studenten geleitet, erzählt er. Nun wolle er „auf Nummer sicher gehen“ und überprüfen, ob er sich dabei nicht mit dem Corona-Virus angesteckt hat.
Herner Bürger erhalten Testergebnis nach 15 Minuten
Ohne Warteschlange dauert das Test-Prozedere gerade einmal eine Viertelstunde – Schnelltest eben. Die Herner Bürger fahren mit ihrem Auto unter ein kleines, weißes Zelt, das an einen Krankentransportwagen angrenzt. „In Zukunft wollen wir Container aufstellen“, sagt Klaus Möllmann. Auch die Schilder, die den Bürgern die Suche nach dem Testzentrum auf dem Gelände erleichtern sollen, fehlten noch.
„Die Beschilderung ist katastrophal“, sagt auch Horst Hirsch. Der 81-Jährige hatte eigentlich für Dienstag einen Termin für einen Schnelltest vereinbart. „Ich habe übermorgen meine Impfung“, begründet er. Am Montagmorgen habe sich der Rentner gemeinsam mit seiner Frau nur einmal die Gegebenheiten vor Ort ansehen wollen. Da gerade nicht viel los war, bot Chef Klaus Möllmann ihm an, den Test direkt zu machen.
Von einem Impftermin kann Peter Rösler dagegen nur träumen. Auch er und seine Frau Marlis lassen am Montagvormittag einen Abstrich entnehmen – „um sicher zu gehen“, wie das ältere Ehepaar sagt. „Man kann ja an Corona erkrankt sein und keine Symptome haben“, merkt Marlis Rösler an. Aber: „Ein Impftermin wäre mir lieber“, gibt ihr Mann zu.
Schnelltest: Erste Tendenz schon nach zwei Minuten erkennbar
Herner Bürger, die einen kostenlosen Schnelltest machen lassen wollen, müssen vorab online unter www.test-herne.de einen Termin vereinbaren. Vor Ort erhalten sie dann einen QR-Code, über den sie das Ergebnis abrufen können. „Schon nach zwei Minuten lässt sich eine erste Tendenz erkennen“, erklärt Klaus Möllmann, der die Antigen-Tests von Roche einsetzt. Sei diese Tendenz negativ, lasse er die Menschen direkt wieder gehen. Bei einer positiven Tendenz empfehle er ihnen, auf dem Parkplatz zu warten, bis das endgültige Ergebnis feststeht.
Einen positiven Fall hatte Klaus Möllmann am Morgen bereits. Die Mitarbeiter des Testzentrums machen dann direkt einen PCR-Test und geben dem Gesundheitsamt Bescheid. Bis das Ergebnis vorliegt, müssen die betroffenen Personen in Quarantäne.
Kostenloser Corona-Test auch in Herner Apotheken möglich
Auch einige Herner Apotheken bieten seit Montag den kostenlosen Schnelltest an. „Das Angebot wird sehr gut angenommen“, sagt Elektra Rigos-Neumann, Inhaberin der Bahnhof Apotheke. Der Test werde aber nur durchgeführt, wenn die Person keine Symptome habe, die auf eine Covid-19-Erkrankung hinweisen.
Am Montagmorgen sind alle Termine für den Tag bereits ausgebucht. Pro Person steht ein Zeitfenster von 20 Minuten zur Verfügung. Nach dem Abstrich können die Herner entweder auf das Testergebnis warten oder sie erhalten ein Passwort, mit dem sie ihr Ergebnis online abrufen können.
Der Abstrich, so Rigos-Neumann, erfolgt entweder im vorderen Nasenbereich oder als tiefer Nasenabstrich. Vor allem Männer hätten oft sehr große Schwierigkeiten, den tiefen Nasenabstrich zuzulassen. Er sei aber sicherer, betont die Apothekerin. Ohnehin sei der Schnelltest nur eine „Momentaufnahme“. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit sei die getestete Person an diesem Tag nicht ansteckend und könne bedenklos einen Termin im Kosmetiksalon wahrnehmen oder Angehörige besuchen.
Herner Hausärzte entnehmen Abstrich am offenen Fenster
16 Herner Hausarztpraxen, darunter eine Kinderarztpraxis, bieten ebenfalls den kostenlosen Bürgertest an. Damit die Patienten die Praxis nicht betreten müssen, führen die Mitarbeiter der Gemeinschaftspraxis Dr. Bruch und Dr. Bruckhaus-Walter die Schnell- und PCR-Tests nach vorheriger telefonischer Terminabsprache draußen am offenen Fenster durch.
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„Das Fenster ist fast durchgehend geöffnet“, erklärt eine medizinische Fachangestellte am Telefon. Patienten könnten aber auch einfach klopfen. Eine Labor-Mitarbeiterin in Schutzkleidung entnehme dann den Abstrich. Auf das Ergebnis des Schnelltests, das meist nach zehn bis 15 Minuten vorliege, könnten Patienten auf dem angrenzenden Parkplatz warten. Über das Ergebnis des PCR-Tests, das nach zwei bis drei Tagen vorliege, würden sie telefonisch informiert.
WEITERE INFORMATIONEN
Klaus Möllmann betreibt weiterhin sein Testzentrum an der Bebelstraße in Herne. Bürger können dort für 39 Euro einen Schnelltest machen lassen, etwa, wenn sie mehr als einen Abstrich pro Woche entnehmen lassen möchten.
Für 89 Euro führen die Mitarbeiter außerdem einen PCR-Labortest durch. Das Angebot ist vor allem für Menschen, die verreisen möchten, interessant. So verlangen die meisten Länder einen negativen PCR-Test-Nachweis. Für Verdachtsfälle, zum Beispiel bei einem positiven Antigen-Schnelltest, ist der PCR-Test kostenlos.
Alle Praxen, Apotheken und Einrichtungen, die kostenlose Schnelltests anbieten, sind unter www.herne.de/corona zu finden.
