Herne. In Herne gibt es den bislang größten Corona-Ausbruch: Betroffen sind weit über 100 Menschen. OB Frank Dudda rechnet mit weiteren Infizierten.

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In mehreren Wohneinrichtungen für Behinderte in Herne hat es einen Corona-Ausbruch gegeben. Betroffen seien bislang „weit über 100 Menschen“, sagt Oberbürgermeister Frank Dudda. Das sei in der Corona-Pandemie der bislang größte Ausbruch. Er geht davon aus, dass in den kommenden Tagen weitere Infizierte hinzukommen.

Die hohe 7-Tagen-Inzidenz in Herne – sie lag am Sonntag bei 165,5 – habe mit den Ausbrüchen in den Wohnstätten zu tun, so der Oberbürgermeister zur WAZ. Knotenpunkt sei eine „Großeinrichtung“. Einen Namen nennt Dudda nicht. Nur so viel: Mehrere Einrichtungen verschiedener Träger transportierten ihre Bewohner morgens mit dem Bus dorthin zum Arbeiten, abends würden sie wieder zurückgebracht – „und mittendrin die britische Mutation“. Nach WAZ-Informationen handelt es sich bei der Großeinrichtung um die Wewole an der Langforthstraße in Horsthausen.

Hernes OB Dudda: Der Ausbruch ist „abgrenzbar“

Schulen öffnen am Montag wie geplant in den Wechselunterricht: Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda.
Schulen öffnen am Montag wie geplant in den Wechselunterricht: Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda. © FUNKE Foto Services | Sebastian Konopka

Offenbar hätten sich die Menschen aus den verschiedenen Wohnstätten, die in der Wewole-Werkstatt oder einem ihrer Außenbetriebe zusammenkommen, gegenseitig dort beziehungsweise auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause angesteckt. Nachgewiesen worden sei die britische Variante des Coronavirus. Der OB befürchtet, dass weitere Infizierte hinzukommen – auch deshalb, weil sich die Menschen nun auch zu Hause in den einzelnen Einrichtungen gegenseitig angesteckt haben könnten. Bislang seien Personen aus drei Einrichtungen betroffen, darunter nach WAZ-Informationen auch über 50 bei der Lebenshilfe, aber auch in der Großeinrichtung selbst. Weitere könnten hinzukommen.

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Der Großausbruch, bekennt Frank Dudda, sei eine „sehr belastende Situation“: „Sie bereitet mir Bauchschmerzen.“ Die vielen Infektionen seien schlimm für die vielen Betroffenen, die nun in Quarantäne seien, aber auch für die Stadt, die deshalb die höchste Inzidenz im Land zu beklagen hat. Nicht zuletzt sei auch die Verwaltung selbst wieder im Dauereinsatz. Es gebe aber auch gute Nachrichten. Die Betroffenen in den Behinderteneinrichtungen zeigten bislang „wenig oder gar keine Symptome“. Und: Die Verwaltung sei durch den Ausbruch „in keiner Weise überfordert, nur gestresst“. Und vor allem: Der Ausbruch sei „abgrenzbar“. Sprich: Es sei unwahrscheinlich, dass er außerhalb der Wohnstätten Kreise ziehe.

Stadt führt nun Impfungen in Behinderteneinrichtungen durch

An diesem Montag öffnen die Schulen wieder in den Wechselunterricht. Dabei bleibe es, so der OB. Laut Verordnung könne die Stadt die Schulen gar nicht komplett schließen, das sei Aufgabe des Landes. Die Stadt könne nur einzelne Schulen dicht machen, wenn es dort etwa wegen hoher Fallzahlen nötig sei. Aktuell sei das nicht der Fall: Es gebe aktuell nur jeweils einen Corona-Fall an fünf Herner Schulen. Dudda nennt das „normales Grundrauschen“. Zudem sollen die Schüler in dieser Woche vom Land Selbsttests bekommen, Lehrer würden ebenfalls getestet. Ähnlich sehe es in den Kitas aus. Auch dort gebe es nur einzelne Fälle. Die Stadt sei mit dem Land im täglichen Austausch über die angespannte Lage in Herne. Stand jetzt seien vor Ort keine weiteren Einschränkungen erforderlich.

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In besagter Großeinrichtung für Behinderte sollen an diesem Montag und Dienstag erneut alle Menschen getestet werden, rund 1000 an der Zahl. Der Oberbürgermeister rechnet damit, dass dann weitere Infizierte hinzu kommen. Nach Angaben einer Wewole-Sprecherin ist unklar, wer aus welcher Einrichtung das Virus in Umlauf gebracht und verbreitet hat.

Bei der Wewole, wie auch in den anderen Einrichtungen der Eingliederungshilfe, könnten Menschen mit Behinderungen seit vergangener Woche laut Impferlass geimpft werden. Damit habe die Stadt nun bei denen begonnen, bei denen kein Corona aufgetreten sei. Er hofft, dass bis Ende März genügend Impfstoff zur Verfügung steht, um alle Einrichtungen durchimpfen zu können.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Kostenlose Tests für Bürger

An 28 Orten in Herne können sich Bürger nun einmal wöchentlich kostenlos auf das Coronavirus testen lassen, weitere Stellen kommen hinzu, sagt OB Frank Dudda.

Dadurch, so der Oberbürgermeister, dürfte aber auch die 7-Tage-Inzidenz steigen: „Wer suchet, der findet.“