Herne. Hernes OB Frank Dudda sieht Herne nun in der dritten Coronawelle. Er warnt vor einer Öffnung der weiterführenden Schulen.

Es gibt Anzeichen dafür, dass die dritte Corona-Welle in Herne begonnen hat. Das sagte Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) am Dienstag im Herner Rathaus. Grund dafür sei die britische Mutation des Coronavirus. Sie sei „tückisch“ und in Herne „spürbar messbar“. Mit Sorge schaut er deshalb auf eine mögliche Öffnung der weiterführenden Schulen: „Das würde mit Sicherheit Auswirkungen auf die Inzidenz haben.“

Zu Beginn des Hauptausschusses informierte der OB im Herner Rathaus die Politik über die Coronalage vor Ort. Der Hauptausschuss ersetzte den Rat, weil in dem Gremium weniger Menschen zusammenkommen. Dass Herne offenbar in eine dritte Welle gerutscht sei, sehe man nicht zuletzt an der 7-Tage-Inzidenz: Nach einem Absinken seit Jahresbeginn steige der Wert nun wieder kontinuierlich an, „wenn auch leicht“. Die britische Mutation spiele dabei eine große Rolle: Ein Infizierter stecke dabei in der Regel vier oder fünf weitere Personen an. Ohne Mutation sei es „nur“ eine Person gewesen.

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Weiterer Nachteil: Die britische Variante schlage auch später noch zu, selbst am 14. Tag nach einem Kontakt. Deshalb könnten Quarantänen nicht mehr nach einer Woche beendet werden. Jetzt müsse dafür selbst am 14. Tag nach einem Risikokontakt ein positiver Test her.

Herne: Selbsttest ab kommende Woche in Drogerien und Supermärkten

Er informierte am Dienstag im Ratssaal über die Coronalage: Hernes OB Frank Dudda.
Er informierte am Dienstag im Ratssaal über die Coronalage: Hernes OB Frank Dudda. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Frank Dudda befürwortet vor dem Treffen von Bund und Ländern am Mittwoch eine Öffnungsperspektive, sagte er der Politik. Aber: Diese müsse mit einem guten Test- und Impfkonzept hinterlegt sein. Ein solches Konzept gebe es noch nicht. Zu den Tests: In der kommenden Woche soll es auch in Herne Selbsttests zu kaufen geben, etwa in Drogerien und Supermärkten. Wie, wann und wo aber auch kostenlose Antigen-Schnelltests für die Bevölkerung angeboten werden könnten, sei noch nicht klar. Ebenso noch nicht, wo diese im Fall eines positiven Befundes durch einen PCR-Test überprüft werden könnten. Das alles zu organisieren, sei eine Herkulesaufgabe.

Zu den Impfungen: Der OB zeigte sich „sehr froh“ darüber, dass es Fortschritte gebe. Kommende Woche könne mit der Impfung der zweiten Risikogruppe begonnen werden, darunter Grundschullehrer, Erzieher oder Polizeibeamte. Die Impfungen der ersten Gruppe, also der über 80-Jährigen, laufe noch bis voraussichtlich Mai. Positiv sei auch, dass es immer mehr Impfstoff gebe. So seien für Herne im März 10.000 Dosen angekündigt worden – so viele wie noch nie in einem Monat. Allein: Ob diese Vakzine die Stadt auch erreichten, bleibe abzuwarten. Bislang seien die zugesagten Mengen im Laufe eines Monats stets abgeschmolzen.

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Gesundheitsdezernent Johannes Chudziak sagte auf Nachfrage, dass die Grundschul- beziehungsweise Förderschullehrer und Kita-Erzieher wahrscheinlich im Impfzentrum im Revierpark Gysenberg geimpft werden – mit Dosen von Astrazeneca. Zwar sei es möglich, mobile Impfteams in Schulen und Kitas zu schicken, das aber sei nicht sinnvoll: weil Reste in Ampullen nicht durch die Stadt gefahren werden dürften und weil Astrazeneca größere Impfreaktionen hervorrufe. Was Letztere angehe: Würde etwa das Personal in einer Kita vor Ort durchgeimpft, drohe am nächsten Tag ein Ausfall von bis zu 40 Prozent der Mitarbeiter.

OB: Wir werden auch dieser Herausforderung standhalten

Der Oberbürgermeister setzt auf eine deutliche Entspannung der Corona-Lage durch das Durchimpfen der Bevölkerung. Wenn nun auch das Personal von Kitas und Grund-/Förderschulen immunisiert sei, sei Herne „einen großen Schritt gegangen“. Problematisch sei aber eine Öffnung der weiterführenden Schulen ohne Impfungen. Weil viele Schüler zusammen kämen, würden sich wieder mehr Menschen anstecken.

Die Stadt, versprach der OB, werde weiterhin „ganz, ganz hart arbeiten“, um die Zahlen zu stabilisieren beziehungsweise zu drücken. Um den 10. April herum könne man dann erkennen, wie die Pandemie in Herne ausgehe, kündigte er an. „Bis dahin“, so Dudda, bleibe die Stadt „unter Hochspannung“. Klar sei aber: „Wir werden auch dieser Herausforderung standhalten.“

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OB Frank Dudda warb um Verständnis für eine Ausweitung der Maskenpflicht an den Wochenenden auf den Revierpark Gysenberg zwischen Eishalle und Lago sowie auf den Bereich rund um die Künstlerzeche Unser Fritz.

Die bisherigen Maßnahmen hätten nicht ausgereicht – vor allem nicht nach dem Vormarsch der britischen Mutation. Wegen des „Frühlingserwachens“ seien an den besagten Orten zu viele Menschen zusammengekommen.

Die Herner, bilanzierte der Oberbürgermeister, zeigten „weitgehend Verständnis“ für die Einschränkungen.

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