Herne. Während viele Friseure mit Freude wieder zur Schere greifen, sieht eine Angestellte aus Herne die Öffnung der Salons kritisch. Was sie fordert.

„Wir stehen an der Front“, sagt A. Schulz aus Herne. Die 49-Jährige arbeitet in einem Friseursalon im benachbarten Recklinghausen und hätte sich – trotz Kurzarbeitergeld – gewünscht, dass die Friseurbetriebe weiter geschlossen bleiben. „Es tut nicht weh, wenn Haare wachsen“, ärgert sich Schulz. Aber: „Hauptsache, die Menschen haben ein Luxusproblem weniger und die Haare sind wieder schön.“

Der Ruf nach der Öffnung der Friseursalons sei in den vergangenen Wochen immer lauter geworden, so die Hernerin weiter. Doch an ihre und die Gesundheit aller anderen Friseurinnen und Friseure habe dabei niemand gedacht. „Wir arbeiten dicht an fremden Menschen.“ Dass sie einen Abstand von 1,50 Metern bei der Arbeit nicht einhalten könnten, sei „ja wohl klar“ – ganz im Gegensatz zu der Gastronomie. Schulz: „Wenn wir doch so wichtig sind, warum kommt dann keiner auf die Idee, uns zu schützen?“

„Ich übe meinen Beruf gerne aus, aber nicht mit dieser Angst im Nacken“

Seit dem 1. März dürfen Friseurbetriebe in NRW wieder öffnen. Das Tragen einer medizinischen oder eine FFP2-Maske ist für Kunden und Mitarbeiterinnen Pflicht. Außerdem sind spontane Friseurbesuche nicht erlaubt, jeder Kunde muss vorab einen Termin vereinbaren. A. Schulz reicht das nicht. Stattdessen fordert sie eine frühzeitige Impfung oder zumindest, dass sie und ihre Kolleginnen regelmäßig, ein- oder zweimal in der Woche, auf das Virus getestet werden – „aber nicht auf Kosten der Arbeitnehmer!“

Doch die Angst der Menschen hinter dem Friseurstuhl; die Angst, sich oder Familienangehörige mit Covid-19 anzustecken, sie sehe eben niemand. „Ich möchte nicht falsch verstanden werden“, ergänzt Schulz. „Ich bin froh, wieder arbeiten gehen zu dürfen.“ Schließlich sei allgemein bekannt, dass der Friseurberuf einer der schlechtbezahltesten ist. Doch obwohl die Krise gezeigt habe, wie wichtig Friseure sind, sei auch eine Lohnanpassung nicht in Aussicht. „Es wäre schön, wenn man auch davon leben kann und nicht nur überleben muss jeden Monat.“

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Dass Friseurinnen aus Angst vor Corona nicht zur Arbeit kommen, ist Jörg Böhlke, Obermeister der Friseurinnung in Herne, nicht bekannt. Aber die Vorgaben machten es gerade kleineren Betrieben schwer, „das Ganze lukrativ zu gestalten“, weiß der Besitzer eines Friseurgeschäfts an der Wiescherstraße.

A. Schulz hat sich mit ihren Forderungen an den Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks gewandt. Doch auf ihre E-Mail habe bislang niemand reagiert. „Es kümmert sich niemand, nicht einmal der Zentralverband, um uns“, macht sie ihrem Ärger Luft. „Ich übe meinen Beruf gerne aus, aber nicht mit dieser Angst im Nacken.“

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