Herne. Die Herner Wirte befürchten, dass die Restaurants erst im April öffnen. Mit einem To-Go-Angebot können sie sich nur bedingt über Wasser halten.

Noch bis Ostern werden die Restaurants, Cafés und Bars geschlossen bleiben – das ist die Prognose der Gastronomen in Herne. Einige von ihnen mussten bereits privates Geld in das Geschäft stecken. Denn mit einem To-Go-Angebot können sich nur die allerwenigsten über Wasser halten.

Markus Galland, Inhaber des Haus Galland in Herne, hat erst vor wenigen Tagen seine Außer-Haus-Karte auf den neuesten Stand gebracht. Nun stehen neben Grünkohl mit Mettwurst, Kasseler und Röstkartoffeln auch marinierte Spareribs, Möhreneintopf und Kartoffelgulasch auf dem Menü.

„Wir wollen unsere Mitarbeiter halten und im Gespräch bleiben“, begründet der Chef den Abhol- und Lieferservice des Hauses. Auch einige Neukunden habe er in den vergangenen Monate dazugewonnen. So richtig lohnen würde sich das Geschäft allerdings nicht. „Die erste Januarwoche war desaströs“, gibt er zu. Mittlerweile steige die Nachfrage zwar langsam wieder. Doch die „extremen Umsatzeinbußen“ vom vergangenen Jahr könne das Außer-Haus-Angebot keinesfalls auffangen. So habe Markus Galland bereits privates Vermögen in seinen Laden stecken müssen.

Markus Galland, Inhaber der Haus Galland in Herne, musste sein Restaurant in der Corona-Krise schon zum zweiten Mail schließen.
Markus Galland, Inhaber der Haus Galland in Herne, musste sein Restaurant in der Corona-Krise schon zum zweiten Mail schließen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Alle Festangestellten sind in Kurzarbeit“, sagt der Herner Wirt. Die 450-Euro-Kräfte, darunter vor allem Studenten, lieferten die Bestellungen am Wochenende zu den Kunden. Denn sie stünden als Minijobber in Krisenzeiten ansonsten ohne Einkommen da, sagt Galland. Der Inhaber rechnet nicht damit, dass die Gastronomiebetriebe ab Mitte Februar wieder Gäste empfangen dürfen. „Vielleicht geht es zu Ostern wieder los.“ Große Feiern mit mehreren hundert Leuten werde es aber vorerst nicht geben, befürchtet er. Einige Gäste hätten das Haus für ihre Hochzeit im Sommer allerdings schon angefragt. Den Lieferservice möchte Markus Galland auch nach dem Lockdown weiter anbieten. „Ich glaube, dass die Menschen noch länger vorsichtig sein werden.“

Verlustgeschäft: Parkhotel in Herne schränkt To-Go-Angebot ein

Die Gute Stube und das Stübchen des Parkhotels an der Schaeferstraße in Herne bieten seit Ende Januar nur noch einen eingeschränkten Abholservice an. Konnten Kunden und Hotelgäste zuvor sowohl mittags als auch abends Salate und warme Speisen abholen, so bietet das Restaurant nun nur noch von 18 bis 20 Uhr Gerichte wie Roastbeef mit Bratkartoffeln, gebratener Zanderfilet oder Schnitzel mit Steakhouse Fries zum Mitnehmen an. Es lohne sich einfach nicht mehr, die gesamte Küchenbrigade auch am Mittag zu beschäftigen, heißt es vom Parkhotel. Nur „sehr wenige“ Gäste nähmen das Angebot überhaupt in Anspruch.

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Liefer- und Abholservice

Das Haus Galland nimmt Vorbestellung unter 02323 60523 entgegen. Die Gute Stube und das Stübchen des Parkhotels sind täglich unter 02323 955100 zu erreichen.

Im Restaurant „Zum krummen Hund“ können Speisen, die abgeholt werden möchten, unter 02325 6626394 vorbestellt werden. Die Zille am Kulturzentrum nimmt Bestellungen zum Liefern und Abholen unter 02323 50170 entgegen.

Ivan Kupreskic, Geschäftsführer des Restaurants „Zum Krummen Hund“ in Herne, hält dagegen an seinem To-Go-Angebot fest – vor allem um seine Mitarbeiter weiterhin zu beschäftigen. „Ich denke an die Wiedereröffnung“, sagt Kupreskic. So rechnet der Gastronom dann mit einem Ansturm, wie es ihn sonst nur zur Weihnachtszeit gibt. Das Team sei in den vergangenen Monaten jedoch erheblich geschrumpft. Von einst 14 Festangestellten sei nur noch die Hälfte übrig. „Wer drei oder vier Monate zuhause sitzt, ohne Perspektive, schaut sich natürlich woanders um“, so Kupreskic. Auf die wenigen Mitarbeiter komme nach dem Lockdown daher jede Menge Arbeit zu.

Rund 50 Prozent der Nettoeinnahmen sind dem Inhaber im vergangenen Jahr weggebrochen. „Ich habe in den vergangenen sieben Jahren gut gewirtschaftet“, äußert sich Ivan Kupreskic dennoch optimistisch. So könne er es sich leisten, den Betrieb weiter laufen zu lassen und ein Abholangebot mit 20 Prozent Rabatt anzubieten, obwohl er damit eigentlich Verluste mache. Doch auch er habe bereits Eigenkapital in das Geschäft investiert.

Mit einer Wiedereröffnung rechnet der Wirt frühestens im April – nach Schulen, Kitas und dem Einzelhandel. Doch nicht alle Restaurants, Cafés und Bars werden die Krise überleben, befürchtet Kupreskic. „Einige meiner Kollegen werden überhaupt nicht mehr öffnen.“

Herner Restaurantinhaber plagt die Ungewissheit

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Stefan Rustemeier, Inhaber der Zille am Kulturzentrum, bietet auch im zweiten Shutdown einen Abhol- und Lieferservice an – nicht, weil es sich finanziell lohne, sondern um bei den Gästen präsent zu bleiben, wie er sagt. Zwar würden am Wochenende einige Stammkunden regelmäßig Rinderrouladen, Sauerbraten oder – jetzt in der kalten Jahreszeit – Grünkohl mit Kartoffeln und Räuchermettwurst bestellen. Vor allem in der Woche sei das Außer-Haus-Geschäft jedoch nicht kostendeckend. „Es rechnet sich nicht“, gibt Rustemeier zu. Mit nur einer Küchenkraft und einem Minijobber auf 450-Euro-Basis schmeiße der Inhaber derzeit den Laden. Die übrigen 12 Angestellten seien in Kurzarbeit.

Stefan Rustemeier erwartet ebenfalls frühestens zum Osterfest Gäste in seinem Restaurant. Größere Veranstaltungen im Freien könnten im Sommer möglich sein, prognostiziert der Gastronom. Mit Geburtstags- und Hochzeitsfeiern, die drinnen stattfinden sollen, rechnet er jedoch frühestens im Jahr 2022. „Das Schwierige ist, dass man nicht planen kann.“ So wisse man eben nicht, wann die Lokale wieder voll sein werden – auch weil einige Menschen Restaurants und Biergärten womöglich weiter meiden würden. „Es ist das große Fragezeichen, das uns alle so zermürbt“, sagt Rustemeier. „Aber wir müssen durchhalten.“

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