Herne. Trotz Corona: Herner Fachbereich Kultur plant ein Programm zwischen analog und digital mit Raum für aktuelle Entscheidungen.

Ist das nun optimistisch oder pessimistisch, wenn der Fachbereich Kultur für die kommenden Monate in Alternativen plant? Realistisch allemal, denn ob und wann Veranstaltungen wieder live und mit Publikum stattfinden können, ist nicht vorauszusagen. Und so stellte Claudia Stipp als Leiterin des Kulturbüros am Mittwoch dem Kulturausschuss etliche geplante Corona-konforme Formate vor, die im günstigen Fall auch live stattfinden können.

Mit Live-Streams auf der sicheren Seite

Die Liste ist lang: 150 Einzelveranstaltungen oder Projekte seien in Planung, erklärte Claudia Stipp. 250 Künstlerinnen und Künstler seien involviert, an sie würden Honorare von mehr als 100.000 Euro gezahlt.

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Ob Lesung, Musik oder Theater - Live-Streams allerorten: Die Poetry Slammer vom „Reim-Herne-Kanal“ haben sich genauso darauf verständigt wie die Tanzcompagnie Ensample, das Theater Kohlenpott oder Renegade. Sogar Veranstaltungen wie der „Tag des Offenen Denkmals“, Konzerte von Blechwerk und anderen Bands oder ein „Mal-Jam“ sind als Live-Streams konzipiert. Auch Festivals wie „Spielarten“ oder das „UrbanArtFestival“ bilden da keine Ausnahme.

Die Alternative heißt „Open Air“. Die Flottmann-Hallen wollen an das Freiluftformat des vergangenen Sommers anknüpfen und von Anfang Mai bis Ende Juni drei mal in der Woche das Außengelände bespielen. Sogar die Extraschicht steht als Open-Air-Veranstaltung mutig auf der Liste. Auch die 2020 eingeführten „Strünkeder Sommerstunden“ sollen als Alternative zum Strünkeder Sommer (im Schlosshof) stattfinden: sechs bis sieben Wochen lang ab Juli, mit zwölf bis 14 Veranstaltungen.

Erfahrungen mit Online-Formaten

Der Podcast „Die Unsichtbaren“: Moderator Sebastian 23 mit Ann-Kathrin Gorny.
Der Podcast „Die Unsichtbaren“: Moderator Sebastian 23 mit Ann-Kathrin Gorny. © Wawrzyniak

Erst in der Coronazeit entstanden sind neue Formate wie „Flottmanns Krypto-Show“ mit Martin Fromme und Helmut Sanftenschneider oder die Talkshow „Wartesaal TV“. Sie werden fortgesetzt wie auch der Podcast „Die Unsichtbaren“, in dem Sebastian 23 die Kunstschaffenden jenseits der Bühne interviewt. Ob Traditionsveranstaltungen wie der Jugendkulturwettbewerb „Herbert“ und sein Ableger „Herbert Art Remix“, das Herkules-Festival oder das Internationale Festival des Fahrradfilms analog stattfinden, wird die Corona-Lage entscheiden.

Auch das Emschertal-Museum bemüht sich, den Kontakt zu seinen Besuchern zu halten. Während das Schloss mit einer Guerilla-Strickaktion und einer Dokumentation an die Ausstellung „Versponnen“ anknüpft und ansonsten vor allem an die Kinder denkt, plant das Heimatmuseum u.a. einen Katalog zum Thema Jazz-Wanne und Teaser zu dieser Ausstellung und weiteren. Der Alte Wartesaal kündigt eine „Drive-In-Ausstellung“ in der Tiefgarage des Kulturzentrums an. Eine Ausstellung mit Pottporus („Leiden schafft“) im Herner Bahnhof wurde abgefilmt, eine weitere, „Ordnung und Schmutz“, wird nächste Woche aufgebaut.

Weitere Projekte unter vielen anderen: Das Stadtarchiv plant seine zweite Audiotour. Sie führt durch das Eickeler Sud- und Treberviertel. Außerdem soll ein stadtgeschichtlicher Spaziergang unter dem Titel „Ortstermin“ filmisch begleitet werden. Die Städtische Musikschule produziert Videos zu Instrumentenkunde oder Musiktheorie und streamt Konzerte und Klassenvorspiele. Und die Stadtbibliothek plant am 19. März die „Nacht der Bibliotheken“ mit Lesungen, Tutorials und Musik als digitales Event für Erwachsene, Jugendliche und Kinder.

„Wir geben die Hoffnung nicht auf“, erklärte Claudia Stipp die „parallele Planung“ von Live-Events und Programmen im Netz. „Wahrscheinlich wird es ein Mix.“

AUSSTELLUNG ZUR CORONA-PANDEMIE

> Der Kulturausschuss hat sich mit großer Mehrheit für eine Ausstellung ausgesprochen, die die Corona-Pandemie lokal reflektiert und dokumentiert. Sie soll frühestens 2022 zu sehen sein.

> Die Schau soll einen breiten Querschnitt der künstlerischen Akteure der Stadt involvieren. Bildende Kunst, Literatur, Theater, Tanz, Medien-Kunst und Film sollen berücksichtigt werden.

> Die Idee zur Ausstellung und der Antrag stammen von den Grünen. Laut Änderungsantrag von SPD und CDU soll die Verwaltung nun „bis zur nächsten Sitzung“ prüfen, „in welcher Weise“ Ausstellung und Dokumentation sich des Themas annehmen können.