Herne. Mit Livestreams retten sich momentan viele Künstler durch die Krise. Das Herner Kulturbüro unterstützt sie - behält aber die Live-Kultur im Auge.
Lob von allen Seiten gab es jetzt für das Herner Kulturbüro. Dessen Leiterin Claudia Stipp hatte am Mittwoch dem Kulturausschuss vorgetragen, wie der städtische Fachbereich Kultur während der letzten Monate auf die Pandemie reagiert hatte. Neben Digitalformaten seien auch analoge Veranstaltungen nicht aus dem Blick geraten.
Ausstellung zur Corona-Pandemie
Die Herner Grünen regen eine Ausstellung an, die die Corona-Pandemie lokal reflektiert. Die Kulturverwaltung soll sie für 2022 vorbereiten.
Einen entsprechenden Antrag kündigte Tina Jelveh in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses für die nächste Sitzung an.
Mit einer Querschnitts-Ausstellung, die die Bereiche bildenden Kunst, Literatur, Theater, Tanz, Medien-Kunst und Film umfasst, soll das Thema aufgearbeitet und dokumentiert werden
„Für die Kultur gibt es keinen ,Lockdown light’“, machte Claudia Stipp klar. „Eigentlich können wir gar nichts mehr machen. Das trifft uns sehr hart.“ Lediglich Musikschule und Stadtbibliothek könnten noch eingeschränkt arbeiten. Um das kulturelle Leben in Herne nicht ganz vertrocknen zu lassen, ist das Kulturbüro darüber hinaus Kooperationen mit Künstlern und Institutionen wie der Künstlerzeche oder der Kulturbrauerei eingegangen.
Elf Streaming-Sendungen aus dem Wartesaal
Aus der Not seien in den vergangenen Monaten digitale Projekte entstanden. „Wir haben uns in dem Bereich extrem weiter entwickelt“, sagt Claudia Stipp. Schon im ersten Lockdown seien Formate entstanden wie die Streaming-Sendungen aus dem Alten Wartesaal, elf sind es seit Mai auf Twitch.TV gewesen, mit durchschnittlich 300 Zuschauern und Zuschauerinnen. Der Eingang zum Wartesaal dient übrigens momentan zum zweiten Mal als (analoges) Kunstschaufenster.
Ein paar weitere Beispiele seien genannt: Auch in den Flottmann-Hallen wird fleißig gestreamt. Nach einem Poetry Slam mit 400 Zuschauern geht auch das Comedy-Wichteln demnächst online. Weitere Veranstaltungen sind geplant. Chris Wawrzyniak und Sebastian 23 haben einen Podcast entwickelt, „Die Unsichtbaren“. Das Emschertalmuseum hat Videos produzieren lassen, womit auch die Stadtbibliothek gerade begonnen hat. Für den komplett ausgefallenen Strünkeder Advent hat das Museum für die Adventssonntage Märchenvideos produziert. Die Musikschule hat eine App herausgebracht und bietet Online-Unterricht an, und auch das Stadtarchiv ist digital unterwegs.
Mit Streaming und Social Media angefreundet
Alle Abteilungen seien auf den Zug aufgesprungen und hätten sich mit Streaming, Facebook und Instagram angefreundet, erklärte Claudia Stipp. Inzwischen sei auch das technische Equipment aufgerüstet worden. 43.000 Euro seien vom Bund für die Digitalisierung geflossen. Auch Tour-Guides für das Emschertalmuseum könnten damit angeschafft werden. Das alles sei „kein Ersatz für analoge Projekte“, stellt Claudia Stipp klar, „aber eine Alternative.“
Auch an die erfolgreiche Open-Air-Reihe bei Flottmann im Sommer erinnerte die Leiterin des Kulturbüros. „Wir waren die ersten - noch vor Köln“. Angeschlossen hat sich Herne außerdem an die Aktion „Fenster auf!“ mit kurzen Künstlerauftritten auf der Straße. Analog ist auch die Pop-up-Ausstellung, die das Kulturbüro für Anfang Februar plant. 15 Künstlerinnen und Künstler stellen dann in der gesperrten Tiefgarage des Kulturzentrums aus.